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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
Autoren: Jana Louka
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weil es mir selbst zu abgebrüht klang, wie ich das sagte, aber meine seltsamen Fähigkeiten interessierten mich gerade nicht sonderlich. Die aufwühlenden Gefühle David gegenüber erschienen mir gerade dringlicher.
    David musterte mich einen Augenblick lang stumm, als wüsste er nicht, was er darauf antworten sollte, dann wurde sein Blick plötzlich zurückhaltend und er wurde sich wohl der Hand bewusst, die immer noch an meiner Wange lag, denn er nahm sie zögernd weg und ließ sie fallen, als hätte er etwas Verbotenes getan.
    „Das habe ich bem erkt“, sagte er dann leise. „Du warst sehr stark und beherrscht da unten. Und als Flavius dir diesen … Menschen angeboten hat, und du dich ihm so ruhig widersetzt hast, da hast du eine unbändige Energie ausgestrahlt. Eine Energie, der sich keiner widersetzten konnte, weder Flavius noch seine beiden Gefolgsleute. Sie mussten deinen Befehlen gehorchen. Mir ging es genauso. Ich bin dir quasi blind gefolgt. Ich konnte nicht anders.“ Nun warf mir David einen unsicheren, rätselhaften Blick zu, fast ehrfürchtig, aber mit einer Spur angespannter Wachsamkeit.
    Ich wusste, was er meinte, ich hatte es ja selbst gespürt, diese pulsierende Kraft, die mich durchströmt hatte und in jenem Moment jegliche Angst aus mir vertrieben hatte. Dennoch zuckte ich mit den Achseln, als wäre das selbsterklärend. „Nun, ja. Ich bin ja auch das Mischwesen. Ich vereine die Kraft von Hell und Dunkel in mir. Ich habe verstanden, dass ich mich nicht für eine der beiden Seiten entscheiden muss, sondern beide zusammen nutzen kann. Und zwar in meinem Sinne. Ich muss nicht zerstörerisch wirken, ich kann auch vereinen.“
    David blickte mich an, als sähe er mich zum allerersten Mal. Als sähe er plötzlich eine andere Version von mir. Als würde er zum ersten Mal nicht das kleine, naive Mädchen in mir sehen, sondern das erwachsene, intelligente Wesen, das in mir steckte und das ich heute selbst kennenlernen durfte. Es war merkwürdig zu erleben, wie er mich so ansah. Er kam mir dabei nicht mehr so erhaben vor wie sonst. Ich schien ihm plötzlich ebenbürtig zu sein, auch wenn mich dieser Gedanke gleichzeitig stutzen ließ, weil ich mich niemals ebenbürtig zu David bezeichnen würde. Dennoch kam mir die gefühlsmäßige Entfernung, die stets zwischen uns geherrscht hatte, nicht mehr ganz so groß vor. Irgendwie schien es, als hätten wir uns einander angenähert. Und dieses Gefühl erzeugte sofort ein anderes Gefühl: Unsicherheit. Unsicherheit darüber, wie wir nun zueinander standen. Was das, was zwischen uns vorgefallen war, zwischen uns verändert hatte.
    Wie immer schien er meine Unsicherheit zu spüren, denn er machte einen Schritt rückwärts und ließ dabei auch meine Hand los. Und fuhr sich dann mit der befreiten Hand fahrig durch die Haare, als wüsste er selbst auch nicht mehr weiter. Ich beschloss, dass es an der Zeit war, die Karten auf den Tisch zu legen.
    „Warum hast du diese Gefahr auf dich genommen , David?“ Die Frage kam zaghaft über meine Lippen, aber doch irgendwie bestimmt.
    Er steckte die Hände in die Hosentaschen und sah mich unsicher und abwägend an. Ich rechnete schon wieder mit einer Ausflucht, doch zu meiner Überraschung antwortete er mit leiser, unsicherer Stimme. „Weil ich bei dir sein wollte.“
    Ich wusste nicht, was ich von dieser Antwort halten sollte. Zumal sie widersprüchliche Reaktionen in meinem Inneren hervorrief. Mein Kopf war baff und mein Denken schien stillgelegt, mein Herz hingegen hielt diese Antwort wohl für bewegend, denn es fing wie wild an zu klopfen. Was mich schließlich lähmte. Ich konnte David nur verwirrt ansehen und er fühlte sich wohl bemüßigt, sich zu erklären.
    „Mein Volk kann mir viele Regeln vorgeben und damit mein Leben bestimmen. Aber es kann nicht über meine Gefühle bestimmen. Das kann keiner. Wie ich erfahren musste, nicht einmal ich selbst.“ Über seine Lippen flog ein zaghaftes Lächeln, das ich noch nie an ihm gesehen hatte. „Anscheinend habe ich tatsächlich so einiges mit dem geschichtlichen David gemeinsam. Ich begehre etwas, das ich nicht begehren darf.“
    M ein Herz setzte für einen oder zwei Schläge aus. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm, denn dann fing es mit Pauken und Trompeten an loszugaloppieren, dass ich meinte, es spränge aus meiner Brust und würde einfach davonlaufen. Ich fühlte mich völlig überfordert und musste David auch so angesehen haben, denn er lachte ein raues Lachen,
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