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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT
Autoren: Brian Lumley
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Bezeichnung – das Obergeschoss, das somit ganz der Kontrolle und dem Betrieb des Hotels entzogen war.
    Während sie über ihren Privataufzug Zugang zu den Restaurants und sonstigen Einrichtungen des Hotels hatten, fuhren die Hotelaufzüge nur bis zum vorletzten Geschoss. Nichts auf ihren Anzeigen deutete darauf hin, dass es darüber noch ein weiteres Stockwerk gab. Ähnlich wie die dreizehnte Etage in zahllosen Hotels existierte das E-Dezernat einfach nicht.
    Dennoch war es da.
    Die Einsatzzentrale lag, von Trasks Büro aus gesehen, am entgegengesetzten Ende des Hauptflures. Als er diesen Korridor entlangging, kam er zwangsläufig an Harrys Zimmer vorbei.
    Auf einem alten Namensschild, das mittlerweile ein wenig mitgenommen und fleckig aussah, stand dies:
    HARRYS ZIMMER
    Trask blieb stehen und probierte den Türknauf. Damals hatte man anstelle von Klinken noch Knäufe benutzt. Jetzt hatten die Türen nicht einmal mehr Klinken! Man brauchte bloß noch einen in Augenhöhe angebrachten Punkt mit der Aufschrift ID anzublinzeln, und wenn die Tür einen erkannte, wurde man eingelassen. Trask hatte sich schon oft Gedanken darüber gemacht: Wie kamen Kleinwüchsige damit zurecht? Mussten sie auf und ab hüpfen oder gab es spezielle Zimmer für sie? Und was, wenn jemand ein blaues Auge hatte?
    Harrys Zimmer war unberührt. Seit damals, als er vorübergehend hier gewohnt und ernsthaft erwogen hatte, die Leitung des E-Dezernats zu übernehmen, hatte hier niemand mehr etwas angetastet. Dieser Plan hatte sich zwar zerschlagen und Harry war weitergezogen, doch der Eindruck, den er hinterlassen hatte, war geblieben. Niemand wäre je auf den Gedanken gekommen, in Harrys Zimmer irgendetwas, und sei es auch nur eine Kleinigkeit, zu verändern.
    Die Tür war verschlossen; der Schlüssel hing an einem Haken am Schlüsselbrett des diensthabenden Beamten; niemand betrat Harrys Zimmer, weil ... nun ja, eben darum. Weil es ein Bereich war, in dem die Zeit, und manchmal auch der Raum, keine Bedeutung hatten. Denn es war immer noch sein Zimmer ...
    Trask ging weiter, doch Harry ging ihm nicht aus dem Sinn.
    Harry.
    Harry Keogh, der Necroscope. Der einzige Mensch auf der Welt – dieser Welt jedenfalls –, der mit den Toten zu reden vermochte. Trotz der ungewohnten Hitze überlief Trask ein Schauder. Der einzige Mensch, der mit Zek gesprochen hatte, als sie noch am Leben war, und auch jetzt noch in der Lage gewesen wäre, mit ihr zu reden, selbst jetzt, wo sie ...
    Doch das schlug er sich besser aus dem Kopf. Denn aus heiterem Himmel gab es nun noch einen weiteren Necroscope. Und Trask wusste nicht, ob ihm der Gedanke, dass Jake Cutter mit Zek reden könnte, gefiel. Harry war voller Wärme gewesen, höflich, bescheiden, verständnisvoll. Jake Cutter hingegen war ... Jake Cutter. Er hatte irgendetwas an sich – immer noch, obwohl er drüben in Australien, jedenfalls nach außen hin, verdammt viel Einsatz gezeigt hatte –, was Trask nicht ausloten konnte.
    Vielleicht lag es daran, dass er, zumindest für Ben Trask, unergründlich war. Denn bei ihm funktionierte Trasks Talent nicht mehr; wenn er Jake von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, schaltete sein eingebauter Lügendetektor ab. Die geistige Abschirmung des Mannes war einfach zu stark und wurde von Mal zu Mal stärker. Er könnte das Blaue vom Himmel herunterlügen, und Trask würde es noch nicht einmal merken, wenigstens nicht mit Sicherheit! Wahrscheinlich würde er vermuten, dass etwas nicht ganz stimmte, vielleicht sogar sein eigenes Talent infrage stellen, aber er hatte keine Chance, herauszufinden, ob es nun wahr war oder nicht.
    Ähnlich ging es zahlreichen anderen von Trasks ESPern. Ian Goodly hatte Schwierigkeiten, in Jakes Zukunft zu sehen, sogar Liz Merrick – die gewissermaßen mit Jake harmonierte – vermochte nur in seinen Geist einzudringen, wenn er schlief und seine Abschirmung unten war. Dies war ein weiterer Grund, weshalb Trask ihn … nicht mochte? Ihn nicht sympathisch finden konnte? Weil er, Trask, der Chef selbst, der fehlerlose Leiter des E-Dezernats, gezwungen war, die ungeschriebene Regel seiner Abteilung zu brechen, indem er Liz dazu benutzte, festzustellen, was in diesem, Jakes unbändigem Kopf vorging.
    Unbändig, ja, und Trask war davon überzeugt, dass Jake eigene Ziele verfolgte. Wenn man ihm die Chance dazu ließe, würde er eines Tages verschwinden und auf eigene Faust losziehen und dabei womöglich umkommen. Luigi Castellano? Der Kerl war ein
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