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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT
Autoren: Brian Lumley
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seiner Erstarrung, drückte einen Knopf und hatte den diensthabenden Beamten in der Leitung: »Was gibt‘s?« Seine Stimme war ein heiseres Krächzen.
    »Tut mir leid, wenn ich störe, Chef«, erscholl die Antwort. Es war Paul Garvey, und er klang womöglich noch sanfter als sonst.
    Garvey war ein ausgereifter Telepath, und es war nicht auszuschließen, dass er entgegen dem beim E-Dezernat üblichen Brauch – es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass die ESPer ihre Talente nicht einsetzten, um einander auszuspähen – versehentlich etwas von Trasks Stimmung mitbekommen hatte. »Ein Gespräch für dich. Es ist Premier Gustav Turchin. Er ruft von ...«
    »... Kalkutta aus an«, schnitt Trask ihm das Wort ab und runzelte mit einem flüchtigen Blick auf den Beistelltisch, auf dem er die Morgenzeitungen abgelegt hatte, die Stirn.
    »Richtig«, sagte Garvey, »und zwar aus der …«
    »... deutschen Botschaft«, nickte Trask, während ihm etwas dämmerte. »Dieser gerissene alte Bastard!«
    Garvey schwieg einen Moment. »Nun«, meinte er dann verblüfft, »du scheinst mir etwas voraus zu haben! Na ja, es klingt jedenfalls dringend.«
    »Die Klimaschutzkonferenz«, sagte Trask mit einem Nicken zu sich selbst.
    El Niño hatte Indien diesmal glimpflich davonkommen lassen, doch die sich rasch verändernden Wetterverhältnisse waren nur eines der zahlreichen Probleme des Planeten. Ein weiteres, und zwar ziemlich großes Problem war die Umweltverschmutzung. Wahrscheinlich nahm Turchin an der Klimaschutzkonferenz in Kalkutta teil, um zu lügen, dass sich die Balken bogen, indem er jede Anschuldigung gegen Russland zurückwies.
    Nicht dass er das unbedingt wollte, schließlich war ihm – nicht anders als Trask – die Wahrheit bekannt. Er wusste, dass das bankrotte russische Militär die Weltmeere in eine Kloake verwandelte. Aber wenigstens befreite ihn die Konferenz – eine von zahllosen Klimaschutzkonferenzen – von gleich mehreren, weit schwerwiegenderen Problemen, die er zu Hause hatte. Zudem machte sie ihn zum Sprachrohr seines Volkes und polierte obendrein noch sein Image auf.
    In Brisbane hatte Trask ein Abkommen mit dem Premier getroffen: Er würde Turchin bei dessen Problemen beistehen, im Gegenzug erwartete er gewisse wichtige Informationen von ihm; gut möglich, dass er sie ihm jetzt lieferte. Und von wo aus er anrief:
    Es stand in der Zeitung. Vergangene Nacht war Turchin von einem deutschen Delegierten, Hans Bruchmeister, beleidigt worden. Turchin hatte damit gedroht, die Konferenz zu verlassen und auf der Stelle nach Hause zu fliegen. Dann könnten die anderen sehen, wie sie zurechtkamen. Doch da Russland (neben den USA) zu den wohl schlimmsten Umweltsündern zählte, wäre die Konferenz ohne den Vertreter Russlands gelaufen! Die übrigen Delegierten hatten versucht, zu vermitteln, doch Turchin beharrte auf seinem Standpunkt:
    »Wenn Herr Bruchmeister sich bei mir entschuldigt hat – wenn ich ihm in der deutschen Botschaft hier in Kalkutta, auf seinem ureigensten Terrain sozusagen, von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden habe – dann, und nur dann, werde ich mir überlegen, zu bleiben. Immerhin bin ich der russische Staatschef und muss an meinen Ruf denken und an die Ehre meines Volkes ...«
    Selbstverständlich wurde Bruchmeister dazu überredet, Abbitte zu leisten, mit dem Ergebnis, dass Gustav Turchin sich nun im Gebäude der deutschen Botschaft in Kalkutta befand.
    Oh, natürlich!, dachte Trask. Er las zwischen den Zeilen und begriff, was der Bericht zu bedeuten hatte. Auf Bruchmeisters ureigenstem Terrain – Blödsinn! Turchin hat das Ganze inszeniert, um ein paar Minuten auf einer sicheren Leitung zu haben, damit er mit mir reden kann!
    Paul Garvey wartete geduldig, bis Trask schließlich sagte: »Stelle ihn bitte in mein Büro durch!«
    »Du brauchst bloß den Hörer abzunehmen«, entgegnete Garvey. »Ich habe ihn auf den Zerhacker gelegt. Kann sein, dass es ein bisschen rauscht.«
    Die Sprechanlage hörte auf zu blinken und eines von Trasks Telefonen übernahm. Er hob den Hörer ab. »Trask?«
    »Ben?«, sagte eine gereizte Stimme am anderen Ende der Leitung. »Wie es aussieht, haben Sie viel zu tun. Ich sagte Ihrem Mann doch, es sei dringend!«
    »Es hat noch nicht einmal eine Minute gedauert«, erwiderte Trask.
    »Es kam mir vor wie eine ganze Stunde!«, grunzte der andere. »Sie müssen wissen«, fuhr er fort, »ich befinde mich hier in der deutschen Botschaft, und angeblich ist dies eine
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