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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT
Autoren: Brian Lumley
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Weitsicht hatte darin bestanden, dass er genau wissen musste, wo und wonach er zu suchen hatte – andernfalls »sah« er nichts. Sein Talent hatte nicht auf gut Glück funktioniert, sondern eine Richtung gebraucht; es musste auf ein eindeutiges Ziel »ausgerichtet« werden.
    Ähnlich verhielt es sich bei Grieves besonderer Spielart der Telepathie, einem Talent, das mitunter, zum Beispiel jetzt, von unschätzbarem Wert war. Auch hier brauchte er ein Ziel: Er konnte die Gedanken eines Menschen nur dann lesen, wenn er ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, mit ihm sprach oder ihm zuhörte ... und sei es nur am Telefon! Nicht anders als bei Trask hatte niemand eine Chance, John Grieve zu belügen, jedenfalls nicht direkt, und bei Gelegenheiten wie dieser machte sein Talent jedwede automatische Verschlüsselung überflüssig. Im Großen und Ganzen war dies der Grund, weshalb er für gewöhnlich seinen Dienst in der Zentrale versah. Geister und Apparate ... und sein Geist funktionierte Hand in Hand mit vielen der Geräte, die es hier gab.
    Trask bedeutete Grieve, sich neben ihn zu stellen; dieser tat wie geheißen und legte seinen Notizblock so auf den Schreibtisch, dass Trask ihn sehen konnte. Anschließend richtete der Leiter des E-Dezernats das Wort erneut an den russischen Präsidenten. »Also, was gibt es, Gustav?«
    »Es ist noch gar nicht so lange her«, erwiderte Turchin, »da unterhielten wir uns über, oh, dies und das, ein paar kleine Probleme, die wir zum Teil beide hatten – nichts besonders Schwerwiegendes. Vielleicht entsinnen Sie sich?«
    »Ja, natürlich«, sagte Trask. Hastig kritzelte Grieve auf seinen Block: Große Sache!
    »Sie baten mich, jemanden für Sie ausfindig zu machen«, fuhr der russische Premier fort. »Einen alten Freund, der sich im Mittelmeerraum herumtreibt?«
    Luigi Castellano? »Oh, ja!«, sagte Trask. »Der gute, alte Wie-heißt-er-noch-gleich? Den habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Na ja, er war schon immer ein bisschen menschenscheu.«
    »Oh, das würde ich nicht sagen«, widersprach Turchin. »Marseille, Genua, Palermo ... Er hält Kontakt zu dem alten Haufen. Außerdem hat er ziemlich viele neue Freunde hier oben in meinen Breiten, habe ich mir flüstern lassen.«
    Organisiertes Verbrechen, schrieb Grieve, Mafia und Russenmafia.
    »Aber das weiß ich doch bereits«, entgegnete Trask. »Was ich eigentlich wissen will, ist, wo ich ihn jederzeit erreichen kann, um ... na ja, mit ihm in Kontakt zu treten, verstehen Sie? Ich meine, ich schulde ihm noch etwas, und Sie wissen doch, wie sehr ich es hasse, jemandem etwas schuldig zu bleiben.«
    »Ein subtiles Argument«, kicherte Turchin. »Aber wie ich soeben schon sagen wollte, ich bin selbst auf der Suche nach ihm – und zwar aus so ziemlich den gleichen Gründen – wir haben ihm so einiges zu verdanken, und nie hat er auch nur einen Rubel als Gegenleistung verlangt. Nicht dass ich ihm besonders viel anzubieten hätte. Doch nun, wo Sie uns die Augen geöffnet haben, na ja, da glaube ich wirklich, wir sollten ihm unsere Anerkennung zeigen.«
    Grieve kritzelte wie wild mit. Turchin will ihn ebenfalls. Drogen. L.C. macht Millionen damit, er trägt dazu bei, sowohl die russische Wirtschaft als auch die Weltgesundheit zu ruinieren! Turchin war gar nicht klar, wie schlimm die Lage mit dem Drogenhandel ist. Nun, da er es erkannt hat, möchte er L.C. aus dem Verkehr ziehen.
    »Nun, und was schlagen Sie vor?«, fragte Trask. »Möchten Sie die Sache selber in die Hand nehmen? Wollen Sie etwas inszenieren ... oder soll ich mich darum kümmern? Falls ich es tun soll, vergessen Sie bitte nicht, dass ich alte Nervensäge, was seinen Aufenthaltsort angeht, noch immer im Dunkeln tappe!«
    »Nun, die Sache ist die«, sagte Turchin, »bei mir zu Hause ließ ich einen Einheimischen zu mir kommen, jemanden, der zur Abwechslung einmal mir einen Gefallen schuldet. In ungefähr einer Woche oder so wird er unserem gemeinsamen Freund einen Mittelsmann vorstellen – und ihn womöglich als neues Clubmitglied empfehlen. Dann brauchen wir uns nur noch zurückzulehnen und den Bericht abzuwarten – Datum, Ort, Uhrzeit. Ich denke, das sollte genügen.«
    »Hmmm«, machte Trask und gab John Grieve damit Zeit zum Schreiben: Er hat jemanden aus der Russenmafia unter Druck gesetzt, um einen V-Mann bei Castellano einzuschleusen. Sobald sein Mann L.C.’s Tagesablauf in Erfahrung gebracht hat, wird er sich wieder bei uns melden und einen Ort
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