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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT
Autoren: Brian Lumley
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alter Fuchs. Aber zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf darüber. Er hat lediglich auf den Busch geklopft. Ich werde dir die Erklärungen liefern … allerdings nicht nur dir.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »13:50 Uhr. In gerade mal zehn Minuten habe ich eine Besprechung angesetzt, darum mache ich mich besser schon auf den Weg. Trommle doch bitte die anderen zusammen, John! Insbesondere Liz Merrick und Jake Cutter. Ich will jeden verfügbaren Mann, ESPer wie Techniker, in zehn Minuten in der Einsatzzentrale haben – und gnade Gott jedem, der ohne stichhaltigen Grund fehlt.«
    Nachdem Grieve gegangen war, blieb Trask noch einen Augenblick lang sitzen. Er fühlte sich alt. Gott, er war alt geworden. Oder zumindest auf dem besten Wege dahin. Dass er es ausgerechnet jetzt so stark spürte, lag daran, dass er drüben in Brisbane, Australien, versagt hatte. Er war seiner Pflicht gegenüber Zek nicht nachgekommen – hatte es nicht geschafft, ihren Mörder zu töten.
    Damit war er wieder an seinem Ausgangspunkt angelangt. Es nagte unentwegt an ihm, zerfraß sein Inneres wie Säure, und das durfte er nicht zulassen. Denn dann hätten die Bastarde erreicht, was sie wollten. Dann würden sie siegen und die Menschheit, die von Menschen beherrschte Welt, dem Tod anheimfallen – oder vielmehr dem Untod. Oh, es würde immer noch Menschen geben, aber sie wären Sklaven, Knechte, und die Frauen Odalisken, bewegliches Eigentum, nicht besser gehalten als Vieh. Und das Blut würde das Leben sein, allerdings kein menschliches Leben mehr. Und ein jeder wäre bloß noch Nahrung.
    Darum befanden Malinari und die anderen beiden sich hier; doch wie sie es zuwege bringen wollten, wie sie ihr Ziel in einer Welt, in der Tag und Nacht gleichmäßig verteilt waren, zu erreichen hofften – das stand auf einem anderen Blatt und war bislang noch nicht ergründet. Beziehungsweise nicht ganz! Drüben in Australien hatte es nämlich durchaus Hinweise gegeben. Dies war eines der Dinge, die Trask – erneut blickte er auf die Uhr – in fünf Minuten zu besprechen hatte.
    Er machte Anstalten, seine Krawatte zu richten, allerdings trug er gar keine. Es war viel zu heiß dafür in diesem schon ewig andauernden, nicht enden wollenden, verdammten El Niño-Sommer. Und da sollte er über Australien reden. Huh!
    Trask erhob sich, glitt hinter seinem Schreibtisch hervor und ging mit raschen Schritten zur Tür. Dann blieb er jedoch stehen, schüttelte angewidert den Kopf und machte wieder kehrt.
    Alt und zerstreut, dachte er, während er seine Notizen von der Hängeablage nahm. Ich, Ben Trask. Früher einmal glaubte ich, ich würde ewig jung bleiben. Das lag an Zek. Mit Zek wäre ich bis zu meinem Tod jung geblieben. Oder bis zu ihrem. Und ausgerechnet sie musste sterben.
    Doch er wusste bereits, was ihn wieder jung machen würde: zuzusehen, wie Malinari gefällt, enthauptet und zu Asche verbrannt wurde. Malinari und die beiden anderen und all die Ihren, die sie korrumpiert hatten. Wenn es sie nicht mehr gab, dann hätte er seine Jugend wieder. Für kurze Zeit wenigstens.
    Aber, zum Teufel ... dies war das E-Dezernat, und beim E-Dezernat konnte man, ganz gleich, was geschah, verdammt schnell alt werden. Sofern man lange genug lebte!
    Zur Hölle damit! Trask war wütend auf sich selbst. Er stampfte mit dem Fuß auf, schüttelte die Faust. Noch gehöre ich nicht zum alten Eisen! Und indem er sich vormachte, es ginge ihm ein bisschen besser, strebte er der Einsatzzentrale zu. Auf dem Weg nach draußen besann er sich und schnappte sich mit einem schnellen Griff sein leichtes Sommerjackett vom Kleiderständer ...
    Seit über vierzig Jahren befand sich die Zentrale des E-Dezernats nun in der City von London. Flüchtig von außen betrachtet, handelte es sich allem Anschein nach lediglich um ein bekanntes Hotel, nur wenige Schritte von Whitehall entfernt; und in der Tat beherbergten die unteren Stockwerke nichts anderes – eben ein teures Hotel. Die oberste Etage hingegen hatte eine »Gruppe internationaler Unternehmer« in Beschlag genommen, und mehr hatte keiner der bisherigen Hotelmanager je darüber gewusst.
    Die Bewohner jener oberen Regionen, die man nur selten zu Gesicht bekam, verfügten über ihren eigenen Aufzug an der Rückseite des Gebäudes, über eine eigene, völlig vom Hotel abgeschottete Treppe und sogar über eine eigene Feuerleiter. Tatsächlich gehörte ihnen – »ihnen« war unter derartigen Umständen die einzig mögliche
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