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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT
Autoren: Brian Lumley
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auf, fanden sie ungefähr so wie ein Röntgenstrahl eine Krebsgeschwulst. In anderen Worten: Mit ihren unheimlichen Begabungen waren Trasks Agenten – da sie vieles von dem, was ansonsten unsichtbar blieb, tatsächlich fühlen, riechen und schmecken konnten – den Maschinen in vielerlei Hinsicht überlegen, vor allem natürlich darin, dass man sie nicht programmieren musste ... allerdings musste man ihnen von Zeit zu Zeit Mut machen.
    Das Gemurmel verstummte, und vom gegenüberliegenden Ende des großen Saals drang nur noch das Surren und Summen der Maschinen herüber, als Trask die vier zum Podium führenden Stufen erklomm und sich anschließend umdrehte, um sich dem Halbkreis aus Stühlen zuzuwenden, die in drei Reihen so gestellt waren, dass jeder freie Sicht hatte. Da waren sie also, seine Geister, beziehungsweise die Leute, die Umgang mit ihnen pflegten. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. »Keine Höflichkeitsfloskeln«, begann er, seine Stimme so rau, als schabe eine Feile über Glas. »Keine Gratulationen, dass Sie Ihre Arbeit gut gemacht haben. Das haben wir alles schon hinter uns. Sie haben Ihren Job gut gemacht, keine Frage, aber er ist noch lange nicht erledigt. Also kein ›Guten Tag, Ladies and Gentlemen‹, denn es ist kein guter Tag. Es ist ein sehr schlechter Tag, ein schwarzer Tag, Ladies and Gentlemen. Schlimmer noch, es könnte einer der letzten Tage sein, ehe eine verdammt lange Nacht anbricht. Ich möchte keinesfalls melodramatisch erscheinen, aber es ist gut möglich, dass Sie die Einzigen sind, die noch zwischen dem Zwielicht und der endgültigen Finsternis stehen.«
    Er sah in die Gesichter, die keinerlei Regung, keinen Ausdruck zeigten und anscheinend nur auf irgendeine Inspiration warteten, darauf, mit Gefühlen gefüllt zu werden. Doch wo sollte er die hernehmen? Nun, aus der Wahrheit natürlich, daher, wo Trask sie schon immer hergenommen hatte.
    »Sie alle kennen das Problem«, sagte er. »Aber bevor wir – unser australisches Team – da rausgingen, konnte niemand wissen, konnten wir uns nicht sicher sein, ob das Problem uns kannte. Jetzt sind wir sicher. Es gibt Wamphyri in unserer Welt, und ihnen ist klar, dass wir über sie Bescheid wissen. Das erschwert das Ganze. Nun müssen wir Jäger doppelt aufpassen, um sicherzugehen, dass nicht irgendwann wir die Gejagten sind.«
    So etwas war schon einmal geschehen, vor über dreißig Jahren. Damals hatte sich ein auf der Erde geborener Vampir, Yulian Bodescu, Blutsohn von Tibor Ferenczy, gegen das E-Dezernat gestellt in der Absicht, es zu vernichten. Einzig Harry Keogh und sein kleiner Sohn, zwar noch ein Säugling, aber bereits ein Necroscope, dessen Kräfte denjenigen seines Vaters in nichts nachstanden, waren in der Lage gewesen, die drohende Katastrophe vom Dezernat abzuwenden und zu verhindern, dass Scharen von Vampiren über die Welt herfielen. Doch das brauchte Trask nicht weiter auszuführen; seine ESPer hatten die Akten gelesen und kannten die Geschichte beinahe, wenn auch nicht ganz so gut wie er. Denn Trask war damals dabei gewesen. Und ihre Mienen waren weniger reg- und ausdruckslos als vielmehr – zutiefst respektvoll. Denn wenn jemals jemand einen großartigen Sieg errungen hatte und heute noch am Leben war, dann Ben Trask.
    Und nun, da er begonnen hatte – nun, da Trask etwas ruhiger geworden war und merkte, dass er sein Publikum im Griff hatte –, konnte er auch die einzelnen Gesichter ausmachen, die ihn so voller Achtung anblickten, ja, er stellte sogar Ähnlichkeiten zu anderen Gesichtern fest, die längst nicht mehr da waren! Letztere waren, bei allem Respekt, nun wirklich Geister, die nur noch in der Erinnerung und in seinem Vorstellungsvermögen existierten.
    Darcy Clarke zum Beispiel. Darcy, der unscheinbarste Mann der Welt, der zugleich über das wohl effektivste und – zumindest für ihn selbst – wohltätigste und verlässlichste jemals da gewesene Talent verfügt hatte. Denn er war ein Deflektor gewesen, das genaue Gegenteil eines Unglücksraben: ein Mann mit einem Schutzengel, der in Schneeschuhen blindlings durch ein Minenfeld stolpern konnte, nur um am anderen Ende völlig unversehrt wieder herauszukommen!
    Darcy war einst für kurze Zeit Chef des E-Dezernats gewesen – bis das Ding, das in Harry Keogh gefahren war, sich auch seiner bemächtigte und ihn seines Schutzengels beraubte. Manch einer mochte sagen, es sei Harrys Schuld gewesen, doch das glaubte Trask nicht. Es war das E-Dezernat, der Job, ihre
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