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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT
Autoren: Brian Lumley
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Herzschlag beschleunigte sich. Sein Finger wanderte zum Abzug seines Flammenwerfers. Er drückte ihn halb durch, sah die Zündflamme aufflackern und begriff erst im letzten Moment, was er da eigentlich vor sich hatte. Erleichtert atmete er auf. Doch als er sich wieder aufrichtete, nahm er eine verstohlene Bewegung wahr. Er wirbelte herum zu dem Opfertisch.
    Und in der Tat bewegte sich dort etwas klammheimlich, allerdings keineswegs in feindlicher Absicht. Millie hatte den Schein von Jakes Taschenlampe gesehen, als dieser den Strahl durch die Höhle schweifen ließ, sich hinter dem Altar auf die Knie erhoben und sich so weit hochgezogen, bis ihr bleiches Gesicht allmählich über die Kante ragte.
    In dem Sekundenbruchteil, ehe sie sich wieder duckte, sah Jake, wie sie blinzelnd die Augen – die vollkommen normalen, gewöhnlichen Augen einer völlig verängstigten Frau – vor dem grellen Schein seiner Lampe schloss. Als sie verschwand, sagte er: »Millie? Bist du es?«
    »Was?«, drang ihr leises Flüstern zu ihm. »Wer? Ich meine, ja – ja, ich bin’s.« Am ganzen Leib zitternd gelang es ihr, aufzustehen, und Jake sah, dass sie vor Erschöpfung wankte. »Aber wer – ich meine, wer sind Sie? Nicht dass es eine Rolle spielt, solange Sie wirklich da sind.«
    »Ich bin es, Jake«, antwortete er. So langsam dämmerte ihm, wie er in seinem Kampfanzug auf sie wirken musste: noch immer voller Schmutz, mit rußgeschwärztem Gesicht, einer grellen Lampe auf der Stirn, dem zylindrischen Tank des Flammenwerfers auf dem Rücken und einem halben Dutzend Handgranaten am Gürtel. »Jake Cutter – vom E-Dezernat!« Endlich hatte er es akzeptiert, nun gehörte er wirklich zum Team.
    »Jake?«, sagte sie, indem sie hinter dem Altar hervorkam. »Oh, Gott sei Dank!«
    Sie traten aufeinander zu, und einen Moment lang klammerte sie sich an ihn. Schließlich fragte er: »Wo ist er? Wo ist Szwart?«
    »Wahrscheinlich dabei, seinen Abzugsschacht zu vergrößern«, erwiderte sie, ihren Körper bebend an ihn gepresst. »Er glaubt, der Luftzug sei nicht stark genug für die Aufgabe.« Rasch erklärte sie ihm, was damit gemeint war.
    Wally Fovargues Laterne flackerte noch immer unter dem Felsbogen, der den Eingang zu der Höhle bildete, in der sich der Garten befand. Die sich hinter ihn duckende Millie im Schlepp ging Jake hin und hob die Laterne auf, um sie ihr zu reichen. »Dreh sie ganz hoch«, sagte er. »Je heller, desto besser.« Darauf trat er durch den Bogen und sah zunächst das irrlichternde organische Leuchten – und im nächsten Augenblick den Garten selbst.
    Sich an seine Kampfjacke klammernd, fast hielt sie ihn zurück, sagte Millie: »Ist es das, was du unter dem Kasino in Xanadu sahst?«
    Jake nickte grimmig. »Ja, so ziemlich. Und das werde ich damit anstellen!«
    Seine Absichten – seine Gedanken – standen kristallklar vor seinem geistigen Auge, und natürlich waren sie in der Totensprache. Und noch während er den Abzug seines Flammenwerfers antippte, erhielt er auch schon eine Antwort:
    Halt!, sagte eine unbekannte Totenstimme. Setz diese Waffe bloß nich’ ein! Hier unten iss’ alles voller Methan – Sumpfgas, Grubengas, nenn’ es, wie du willst; das Gas, das Pflanzen, Scheiße und die ganzen toten Hunde und Katzen beim Verfaulen absondern, die hier schon seit Ewigkeiten angespült werden. Damit würd’st du dich bloß selber in die Luft sprengen!
    Jake nahm den Finger vom Abzug und fragte laut: »Was? Wer bist du?«
    »Äh?«, machte Millie hinter ihm.
    »Nichts«, sagte Jake und schaltete auf Totensprache um. Wer ist da? Und falls das, was du da sagst, stimmt, weshalb hat dann nicht schon die Petroleumlampe oder auch die Zündflamme meines Flammenwerfers alles in die Luft gejagt?
    Es iss’ in Taschen, unn’ es gibt Strömungen, entgegnete sein Gegenüber. Wenn du dir deine Zündflamme anguckst, wie sie auflodert und flackert, das liegt daran, dass es in der Luft iss’ – dasselbe gilt auch für meine alte Laterne. Aber wenn du dieses Flammenwerfer-Dingsda abfeuerst, steh’n die Chancen nich’ schlecht, dass du so was hinkriegst wie 'ne Ketten... äh, Ketten...
    Eine Kettenreaktion?, half Jake ihm auf die Sprünge.
    Genau!, sagte der andere. Unn’ wer ich bin: Wallace Fovargue, der war ich. Dann hat Szwart mich umgebracht, weil ich … na ja, ich hab’ mich für die Frau interessiert .
    Jake blickte Millie an. »Wallace Fovargue?«
    »Ein hässlicher, kranker, kleiner Zwerg«, erklärte sie ihm. Den
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