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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß
Autoren: Olivia Woods
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Emotionen beeinflussen zu lassen. Fest steht, dass uns unsere Besucherin bislang keinen Grund liefert, ihr zu misstrauen.«
    »Außer ihrem Bericht über die Iliana Ghemor unseres Universums«, sagte Dax. »Geben Sie’s zu, Commander: Diese Geschichte ist viel zu weit hergeholt, um sie einfach so hinzunehmen. Dass sie sich weigert, irgendjemandem außer dem Captain die ganze Wahrheit zu erzählen, sollte uns eine Warnung sein. Wer sagt uns denn, dass sie uns nicht um den Finger wickeln will, um zu beenden, was Taran’atar angefangen hat?«
    Seine Klinge in meiner Brust. Mein Blut auf dem Deck
. Kira verscheuchte die Erinnerung.
    »Wir
sind
vorsichtig«, sagte Vaughn. »Allein aufgrund eines Verdachts halten wir sie nun schon seit einer Woche fest, bewacht und beobachtet, und noch immer haben wir ihre Schilde nicht durchdrungen. Sofern der Captain keine gewaltsameren Verhörmethoden genehmigt, gehen uns die Optionen aus.«
    Erschrockene Stille breitete sich rund um den Tisch aus. »Ist das Ihre Empfehlung?«, fragte Kira scharf. »Eine ‚gewaltsamere‘ Verhörmethode?«
    »Nein«, versicherte Vaughn ihr. »Selbst wenn derlei Handlungen nicht ungesetzlich und unmoralisch wären, hätte unsere Besucherin sie durch nichts verdient. Ich will schlicht betonen, dass wir bei ihr mit unserem Latein am Ende sind, sofern wir nicht zu solch extremen Maßnahmen greifen. Wir haben nach wie vor nichts, was sie unmittelbar mit Taran’atars jüngsten Handlungen oder dem Sidau-Massaker in Verbindung bringt. Und wir können noch immer nicht ausschließen, dass alles, was sie uns erzählt, der Wahrheit entspricht.«
    Kira spürte die Vorboten gewaltiger Kopfschmerzen. Sie schloss die Augen und massierte sich die Höcker ihrer Nase. »Wo steht Lieutenant Ro mit ihrer Untersuchung?«
    »Sie läuft«, antwortete Vaughn. »Ro hat die Kriminellen, die wir auf Harkoum festgenommen haben, an Major Cenn übergeben. Bislang hatten sie allerdings nichts zu sagen, was uns ihrer verschwundenen Anführerin näher gebracht hätte.«
    »Die Anführerin, bei der es sich angeblich um die Iliana Ghemor unserer Seite handelt«, sagte Kira.
    »Genau, sofern wir den Worten unserer Besucherin Glauben schenken.«
    Abermals wurde es still in der Messe. Kira sah, wie Bashirs Miene plötzlich einen besorgten Ausdruck annahm. »Was denken Sie, Doktor?«
    Bashir zögerte und atmete dann tief ein. »Ich erinnerte mich gerade an mein eigenes Erlebnis in diesem alternativen Universum. Wie es war, in einer Welt festzustecken, die einerseits vertraut, andererseits aber schrecklich fremd war. Ich weiß nicht, ob ich je zuvor so viel Angst hatte oder mich so verloren gefühlt habe wie dort.«
    Kira wusste genau, wovon er sprach. Ihr war es damals nicht anders ergangen. »Und Sie glauben, unser Besuch fühlt sich ähnlich?«
    »Ich vermute, sie tut ihr Bestes, sich unser Vertrauen zu verdienen, Captain«, erwiderte der Mediziner. »Vielleicht ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie wir uns das ihre verdienen.«
    Kira dachte über die Optionen nach, die sie gehört hatte, und traf dann eine Entscheidung. »Lieutenant Dax, bitte unterrichten Sie den Sicherheitsdienst, dass ich mich morgen früh um Nullneunhundert in meinem Quartier mit unserem Gast treffen möchte.«
    Dax sah zu Vaughn, dann zurück zu Kira. Ihre Stirn lag in Falten. »Ich, Captain?«
    »Sind Sie schwerhörig geworden, Lieutenant?«
    Dax blinzelte. »Nein, Sir.«
    »Das wäre dann alles. Ende der Besprechung.« Kira sah, wie ihr Führungsstab aufstand und den Raum verließ. »Commander Vaughn«, sagte sie schnell. »Bleiben Sie noch einen Moment.«
    Vaughn hielt inne und drehte sich zu seinem Captain um. Er ahnte, dass ein Sturm aufzog. Erst wollte er sich setzen, hielt es dann aber doch für besser, stehen zu bleiben. Mit ihrer formellen Art – und der untypischen Entscheidung, eine Aufgabe, die normalerweise Vaughn zufiel, Dax zu übertragen – hatte Kira einen Akzent gesetzt, der wohl auch die folgende Unterredung bestimmen würde. Vaughn hatte den Donner gehört, jetzt wappnete er sich für den Blitz.
    Kira saß nach vorn gebeugt und wartete mit vor dem Kinn verschränkten Händen, bis die übrigen Offiziere die Messe verlassen hatten. Sie sah müde aus – körperlich erschöpft und emotional ausgelaugt. Beides war nicht überraschend. Trotz der riskanten Behandlung, die Bashir zögerlich autorisiert hatte – auf Kiras direkten Befehl hin – und die ihre Genesung beschleunigte hatte,
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