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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß
Autoren: Olivia Woods
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vorschreiben, womit sie sich innerhalb ihres Quartiers beschäftigte. Sie würde weiterermitteln, das stand außer Frage. Falls das ihre Chance auf eine vollständige Genesung verringerte, war auch das, verdammt noch mal, ganz allein ihre Sache.
    Ro sah zum Chronometer und blickte dann über die Schulter auf die diversen Monitore oberhalb der Konsole. Auf einem sah sie die Überwachungsaufnahmen aus einer verschlossenen und bewachten Kabine auf der anderen Seite des Habitatrings – dem derzeitigen Zuhause der Cardassianerin, die Dr. Bashir erfolgreich als die alternative Iliana Ghemor identifiziert hatte. Die Besucherin wusste den beschränkten Zugriff auf den Bibliothekscomputer, der ihr gewährt worden war, durchaus zu nutzen, und studierte historische Dateien im öffentlichen Komm-Netz. Ro sah zu, wie Sicherheitsleute die Kabine betraten, um Ghemor zu ihrem Treffen mit Kira zu eskortieren.
    Ein zweiter Monitor zeigte Major Cenn, den Verbindungsoffizier der bajoranischen Miliz. Cenn befragte einen der einundzwanzig Söldner, die Harkoum überlebt hatten und festgenommen worden waren. Diese Gruppe setzte sich aus knapp einem Dutzend unterschiedlicher Spezies zusammen. Bislang hatte keiner der Gefangenen nützliche Informationen preisgegeben. Gerade verhörte Cenn eine Kressari. Er hatte auch bei ihr nicht sonderlich viel Erfolg, was Ro nicht überraschte. Kressari besaßen eine dicke, vielschichtige Haut, was es Außenstehenden schwer machte, ihre Emotionen zu lesen. Man konnte ihre Gefühle an einer Veränderung ihrer Augenfarbe oder an leichten Schwankungen in ihrem Tonfall erkennen. Doch wenn eine Verdächtige so wenig sprach wie diese hier, wurde es nahezu unmöglich, eine effektive Verhörstrategie zu entwickeln, die sich die emotionale Verfassung der Person zunutze machte.
    Monitor drei zeigte eine der audiovisuellen Aufzeichnungen aus dem Datenspeicher, den Vaughn in Grennokar geborgen hatte. Ro sah zwei cardassianische Mediziner, die einen Jem’Hadar-Soldaten einer Hirn-OP unterzogen. Sie hatte die Gesichter der Ärzte an Gul Akellen Macet weitergeleitet, den engsten Verbündeten, den die Station im Militär der Cardassianischen Union hatte, und Macet hatte die beiden Männer endlich identifiziert: Drune Omek und Strell Vekeer waren Wissenschaftler und gehörten einst dem Obsidianischen Orden an. Vor etwas mehr als fünf Jahren, nach dem Zusammenbruch des Geheimdienstes, waren sie dann allerdings untergetaucht. Viel interessanter war jedoch die Tatsache, dass die beiden Männer den Zeitcodes der Aufnahmen nach zu urteilen beinahe seit dem Tag, an dem sich Cardassia dem Dominion angeschlossen hatte – zwei Jahre nachdem Omek und Vekeer verschwunden waren –, regelmäßig die Schädeldecken von Jem’Hadar aufschnitten. Ihr Ziel bestand offenbar darin, die genetisch bedingte Loyalität dieser Soldaten zu den Gründern zu analysieren. Ro hatte sich bislang sieben der grauenvollen Mitschnitte angesehen. Jedes Mal erlitten die Operierten heftige, tödliche Krampfanfälle. Manchmal starben sie schnell, manchmal langsam. Einer hatte über zwei Stunden lang leiden müssen, bevor das Ende kam. Die Chirurgen schienen sich an dem Elend, das sie verursachten, nicht zu stören. Sie beobachteten es einfach, protokollierten es und passten ihre Methoden gelegentlich den neuen Erkenntnissen an.
    Auf dem letzten Monitor befand sich eine Liste aller Daten, die auf Taran’atars Komm-Konsole aufgerufen worden waren, seit dieser Quartier auf der Station bezogen hatte: Informationen über das Dorf Sidau, das Wurmloch, die Drehkörper, das alternative Universum und diverse private und offizielle Logbucheinträge, in denen diese Themen erwähnt wurden. Ro hatte das gesamte Material bereits ein halbes Dutzend Mal durchgesehen.
    Sie wandte sich von der Konsole ab und sah zu dem enormen, freistehenden Monitor, der die hintere Wand ihres Quartiers dominierte und ihr die Sicht auf die beiden Fenster nahm. Ro hatte ihn abgeschaltet, als Tarses erschienen war. Nun, da sie endlich wieder allein war, aktivierte sie ihn erneut. Er zeigte ihr das Netz ihrer eigenen, stetig wachsenden Hypothese: sorgfältig angeordnete Bilder von Personen, Orten und datierten Ereignissen, kommentiert und mit Fragen versehen. Rote Linien verbanden einige der Notizen mit anderen, deuteten Bezüge an. Im Zentrum des Netzes, von dem die meisten der Linien ausgingen, befanden sich zwei Bilder. Eines zeigte Captain Kira. Das andere war eine pixelige Aufnahme
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