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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß
Autoren: Olivia Woods
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anderen Seite initiiert«, fuhr der Wissenschaftler fort. »Und interessanterweise geschahen sie alle mittels des Transporters. Doch beim ersten Mal gelangten deine Kira und dein Bashir in einem Runabout durch das Wurmloch auf die andere Seite und wieder zurück. Aber du hast dich nie gefragt, ob das vielleicht kein zufälliges Ereignis war. Ob die Grenze zwischen euren beiden Universen seit diesem ersten Zwischenfall im bajoranischen Sektor vielleicht ungewöhnlich durchlässig geworden ist. Du hast dich nie gefragt, warum niemand in
ihrem
Universum je die Tore des Himmlischen Tempels aufstieß – obwohl es auch in diesem Kontinuum einen Sisko gab. Diese Frage hast du dir nicht einmal gestellt, als du erfuhrst, dass Benjamin Sisko – und zwar in
allen
Universen – nicht durch Zufall existiert.«
    »Der Sisko aus der Dimension der Intendantin«, begriff Ben nun. »Er hätte ihr Abgesandter werden sollen.«
    »Aus allein diesem Grund existieren wir alle«, betonte ein weiteres Gegenstück. Colonel Sisko trug eine Uniform, deren Schnitt gleichermaßen an Sternenflotte und bajoranische Miliz erinnerte. Er gehörte der Himmlischen Union an und entstammte einem Universum, in dem Bajor die Keimzelle einer gewaltigen interstellaren Allianz war, die sich von Cardassia bis zur Erde erstreckte. Er hatte das Wurmloch mitten in einem heftigen, langen Krieg gegen die Tholianer entdeckt, einem Konflikt, der ihm beide Elternteile genommen hatte. »Wir alle wurden geboren, um einen vorgezeichneten Weg zu beschreiten«, fuhr der Colonel fort. »Doch
sein
Leben,
seine
Wirklichkeit, machte ihn zögerlicher als uns andere. Er widersetzte sich der Rolle, die wir alle erfüllen sollen, stärker als wir.«
    »Feigling«, urteilte Admiral Sisko, Witwer und Held von Wolf 359. Seine Föderation hatte sich schon vor langer Zeit die Klingonen, die Romulaner, die Cardassianer und sogar die Tzenkethi und Breen einverleibt. »Die Angst vor dem Glauben an uns selbst war von jeher unser ärgster Feind. Und da kamst du ins Spiel.«
    »Soll das heißen, ich hätte irgendwie zu ihm durchdringen sollen?«
    »Nicht allein«, widersprach Sisko von den Borg, und die technologischen Stimmverstärker verliehen den Worten, die über seine blassen grauen Lippen kamen, ein Echo. »Nie allein. Aber es oblag dir, den Ball im Auge zu behalten.« Ben unterdrückte ein Schaudern, als er daran dachte, welchem Schicksal er so knapp entgangen war. Doch seine Faszination überlagerte seine Abscheu: Selbst in einem Universum, in dem das Kollektiv die Erde bezwungen und sich eine Schneise durch die Föderation geschlagen hatte, die bis nach Bajor führte, war der Plan, den die Propheten für Benjamin Sisko ersonnen hatten, aufgegangen. Ganz egal, welche Wunden dieser Sisko auch an Leib, Geist und Seele erlitten hatte.
    »Aber warum ich?«, wollte Ben wissen. »Mir scheint, ihr alle wusstet von meiner Aufgabe, während ich keinen Schimmer hatte. Warum also ich und nicht einer von euch?«
    »Weil du neben ihm derjenige von uns warst, der sein wahres Ich am widerwilligsten akzeptierte«, antwortete der Sisko, dessen Leben lange genauso wie Bens verlaufen war … bis sein Sohn an Bord der
Saratoga
verstarb. Dieser Sisko hatte das nie überwunden, die Trauer hatte ihn innerlich zerfressen. Sie zerstörte seine Ehe, seine Karriere und beinahe seinen Lebenswillen. Doch die Zeit und das Schicksal brachten auch ihn nach Bajor und zur Wahrheit, wie sie es bei jedem anderen Abgesandten getan hatten. »Hättest du ihm geholfen«, fuhr dieser Sisko fort, »hättest du dich selbst viel früher akzeptiert. Du hättest um die Ecke gedacht und dein Bajor viel früher auf die Prüfungen vorbereiten können, die ihm bevorstehen.«
    Und da war es wieder, dieses Schaudern. Wie einst, als er B’hala wiederentdeckt hatte. Wie während seiner Zeit im Tempel. Ben erhaschte plötzlich einen Blick auf den Wandteppich, das Muster, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenhielt. Und er begriff, dass er tatsächlich Verantwortung trug, denn er hatte nicht gehandelt und so alles riskiert.
    »Was geschieht jetzt?«, fragte er.
    »Unsere größte Sorge«, antwortete der Admiral, »besteht darin, dass das Universum des Deserteurs der Bedrohung von eurer Seite nichts mehr entgegenzusetzen hat.«
    »Welche Bedrohung?«
    »Das wirst du schon bald sehen«, sagte der Wissenschaftler. »In beiden Wirklichkeiten gehen die Ereignisse schnell voran.«
    »Der Schaden ist vielleicht bereits zu groß«,
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