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Entscheidungen

Entscheidungen

Titel: Entscheidungen
Autoren: Marie Hoehne
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hatte. Ich würde ihr ewig dankbar dafür sein.
    "Das wäre schrecklich." Bekümmert sah sie mich an.
    "Blödes Thema, weißt du was? Ich würde gerne Frühstücken und dann Einkaufen gehen. Bist du dabei?" Ich zwang mich zu einem Lächeln.
    "Klingt großartig. Zumindest das Frühstück. Ich bin aber um zwölf mit Mike verabredet. Shoppen müsstest du also alleine."
    "Das klingt fair." Mit diesen Worten hakte ich mich bei ihr unter und griff nach meiner Tasche.
    Ich wollte einen normalen Tag verbringen, mit meiner normalen besten Freundin in meinem geliebten nicht immer ganz so normalen New York.
    Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass das nicht so einfach sein würde.

    Es dämmerte bereits, als ich mit zwei prallgefüllten Tüten die letzte Boutique auf meiner Liste verließ und die Straße in Richtung U-Bahn hinunterlief. Es war herrlich warm, und als ich den U-Bahneingang erreichte, verspürte ich wenig Lust auf die stickige Luft, die mich dort unten erwarten würde.
    Wieso sollte ich eigentlich nicht laufen? In Nebraska war ich in den letzten Wochen so viel gelaufen und es fehlte mir. Auch, wenn man die schmutzigen Straßen New Yorks nicht mit den Feld- und Waldwegen in und um Parkerville vergleichen konnte. Doch es war ein milder Spätsommerabend, Vanessa war mit Mike unterwegs und Sam würde sicher nicht vor Mitternacht auftauchen. Er musste schließlich erst einmal eine Bleibe finden.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, passierte ich den Eingang und überquerte die Straße in Richtung Park. Beschwingten Schrittes lief ich an den vielen Touristen und Arbeitern vorbei, die sicher auf dem Weg in die nächste Kneipe waren, um sich dort ihr wohlverdientes Feierabendbier zu genehmigen.
    Ein Straßenmusiker stand an einer Ecke und spielte eine fröhliche Melodie auf seiner Gitarre.
    Lächelnd warf ich etwas Kleingeld in seinem geöffneten Koffer, und er dankte es mir mit einem Nicken.
    Mein Handy piepte und als ich es aus der Tasche zog, fand ich darauf eine Nachricht von Sam: 'Ich bin gegen 22 Uhr bei dir, ist das ok?'
    Natürlich war das ok. Ich freute mich auf ihn und ich freute mich darauf, ihm meine Einkäufe zu zeigen. Bei dem Gedanken an das cremefarbene Mieder wurde ich fast ein wenig rot. Doch ich hatte es zufällig in einem der Schaufenster entdeckt und mich prompt verliebt. Was Sam wohl davon halten würde?
    Ich blieb stehen, um ihm schnell eine Antwort zu schicken und spürte jäh einen heftigen Stoß in meinem Rücken.
    "Hey!" Erschrocken sah ich mich um.
    Ein blondes Mädchen mit großen blauen Augen starrte mich an.
    "Es… es tut mir leid", sagte sie hektisch. "Entschuldige." Mit diesen Worten wandte sie sich auch schon wieder um und lief an mir vorbei in die nächste Seitenstraße hinein. Irrte ich mich, oder hatte sie irgendwie durcheinander gewirkt?
    Doch ich kam gar nicht mehr dazu, weiter darüber nachzudenken. Ein weiteres Mal spürte ich einen Stoß und als ich mich erneut umsah, blieb mir fast das Herz stehen. War das möglich? War das… Träumte ich?
    Der Mann hatte mich nicht einmal bemerkt.
    Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, murmelte er ein kurzes 'Sorry', dann war er auch schon verschwunden.
    "Xander?!" Meine Stimme klang dünn, fast heiser.
    "Xander!" Ich räusperte mich, doch er war schon nicht mehr zu sehen. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff ich nach meinen Tüten und stolperte los, hinter ihm her, hinein in die dunkle Seitenstraße.
    Mit klopfendem Herzen suchte ich die Umgebung mit den Augen ab, doch die Straße war leer. Wo war er hin?
    "Xander?" Ich lief weiter. Die beiden Tüten schlugen dabei gegen meine Beine, doch das kümmerte mich nicht. Ich hatte Xander gesehen! Ich war mir ganz sicher.
    Ein paar umgekippte Mülltonnen versperrten mir den Weg. Die Straße war zu Ende. Es war eine Sackgasse. Wo waren sie hin? Und was hatte Xander von dem Mädchen gewollt? Es hatte so verstört gewirkt, so voller Angst. Er würde doch nicht…
    Ein lautes Poltern ließ mich erschrocken innehalten.
    "Was haben wir denn da?"
    Die Stimme verursachte mir eine Gänsehaut.
    "Das wird Raphael aber freuen. Gleich zwei Neuzugänge."
    Langsam wandte ich mich um.
    Sie waren zu zweit. Einer groß und dunkel, der andere etwas kleiner, mit langen blonden Haaren. Es waren Vampire, das erkannte ich sofort.
    Ich spürte, wie langsam so etwas wie Panik in mir aufstieg. Wieso nur war ich so kopflos hinter Xander hergelaufen? War es überhaupt Xander gewesen? Und wieso nur war ich so
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