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Entscheidungen

Entscheidungen

Titel: Entscheidungen
Autoren: Marie Hoehne
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stimmte.
    "Natürlich ist das kein Scherz." Thirsty oder wie auch immer er hieß, erhob sich schwerfällig und machte ein paar Schritte auf mich zu. Ich sah den zerlaufenden Eyeliner um seine Augen. Er musterte mich abfällig von oben bis unten.
    Fast im selben Moment war Sam auch schon an meiner Seite. Seine Nähe beruhigte mich, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass keiner der drei Jungs tatsächlich eine Bedrohung für mich darstellte. Doch sein Blick gefiel mir trotzdem ganz und gar nicht.
    "Ihr Normalos versteht das einfach nicht." Thirsty sah mit einem Mal irgendwie unentschlossen aus. Lag das an Sam?
    "Was sollen wir Normalos denn verstehen?", hörte ich ihn da auch schon fragen.
    Auweia.
    "Alles ist gut, Sam." Vanessas Stimme klang ungewöhnlich hoch. "Ihr solltet euch ausruhen. Wir wollten jetzt sowieso gehen." Sie öffnete die Zimmertür und zog Mike hinter sich her in den Flur. Die anderen beiden folgten ihnen widerstrebend.
    Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, atmete ich erst einmal erleichtert auf.
    "Tolle Typen, die sie sich da angelacht hat."
    "Das sind Spinner." Ich wandte den Kopf und fing Sams Blick auf.
    "Mir gefällt das nicht. Die halten sich echt für Vampire."
    "Ist doch egal." Ich zuckte die Schultern und schlang die Arme um seinen Hals. "Sie sind ungefährlich."
    "Na ja, solche Typen sind manchmal durchgedrehter, als echte…" Sam brach ab.
    "Ich pass schon auf." Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zur Beruhigung auf den Mund.
    Sam nickte gedankenverloren.
    "Und Vanessa ist zum ersten Mal richtig verliebt."
    "Und gleich in einen solchen Holzkopf."
    "Hey, sie hält dich auch für einen Holzkopf", gab ich zu bedenken.
    Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Und du magst mich trotzdem." Er sah mich an.
    "Nein." Ich schüttelte entschieden den Kopf und eine steile Falte erschien auf seiner Stirn.
    "Ich liebe Sie, Mr. Hudson." Wie leicht es mir auf einmal fiel, ihm das zu sagen. Doch schließlich war das die Wahrheit.

    Ich spürte Sams kühlen Körper neben mir und kuschelte mich noch enger an ihn. Er zog mich in seine Arme, und ich genoss den angenehmen Schauer, der dabei über meinen Rücken lief.
    Es war spät, weit nach Mitternacht. Vanessa hatte mir eine kurze Nachricht geschrieben, dass sie nicht vorhatte, heute noch einmal ins Zimmer zurückzukehren. Sie würde bei Mike übernachten.
    Ich war hin- und hergerissen, zwischen der Enttäuschung, mich nicht mit ihr über die letzten paar Wochen austauschen zu können und der Freude darüber, noch eine gemeinsame Nacht mit Sam verbringen zu dürfen. Ich hatte mich so daran gewöhnt, in seinen Armen einzuschlafen, dass ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass das nun schon wieder vorbei sein sollte. Doch Vanessa wollte ganz sicher nicht das Zimmer mit mir UND Sam teilen. Und das konnte ich sogar verstehen.
    Noch hatten er und ich nicht darüber gesprochen, wo er sich in den nächsten Wochen einquartieren würde. Die Wohnung in der Nähe des Krankenhauses gab es nicht mehr. Nach Matts Tod und Xanders Weggang hatte Sam sie gekündigt. Wir hatten die Sachen in einer gemieteten Garage untergestellt. Es war mir schwer gefallen, dabei nicht an den tragischen Verlust zu denken, der damit einherging. Matt fehlte mir, auch wenn wir uns nur eine sehr kurze Zeit lang gekannt hatten. Doch er war ein wahrer Sonnenschein gewesen. Die Tatsache, dass Ashleys ihn aus lauter Freude einfach ermordet hatte, ließ noch immer grenzenlose Wut in mir aufsteigen.
    Sie hatte verdient, was sie bekommen hatte.
    Oder?
    Durfte ich so etwas überhaupt denken?
    Und was war mit Xander?
    Lebte er noch? Diese Frage ließ mich einfach nicht los.
    Es tat weg, wenn ich an ihn dachte. Er war doch mein Freund. Er würde immer mein Freund sein, egal, was auch passiert war. Doch sah er das genauso?
    "Alles ok?", hörte ich Sams Stimme dicht an meinem Ohr.
    Ich nickte gedankenverloren.
    "Ich kann dein Gehirn rattern hören."
    "Kannst du nicht." Ich vergrub den Kopf an seiner Brust.
    "Oh doch, es steigt schon Dampf auf", zog er mich auf und fuhr mir liebevoll durch das Haar. "Bist du nicht müde?"
    "Doch, das bin ich."
    "Dann schlaf jetzt, mein Engel."
    Ich nickte erneut. Wenn ich doch nur meine Gedanken hätte abstellen können!

3. KAPITEL

    A ls ich erwachte, war ich allein. Die Sonne schien hell in das Zimmer, und ich wusste, dass Sam längst das Weite gesucht hatte, um nicht den ganzen Tag über im Wohnheim festzusitzen. Im Heizungskeller gab es
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