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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca
Autoren: C.C. Bergius
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dem Bartisch hervor und umarmte sie.
    Harald stieß Wulf an. »Sei ehrlich: Hat sie dir den Wagen geschenkt?«
    »Ja.«
    »Und sie hat ihn sich selber verdient?«
    »Hier in diesem Lokal. Heute mittag hat sie mich damit überrascht. Nicht die Bohne hab’ ich gewußt.«
    »Moment«, sagte er, schob Miriam zur Seite und blickte Peggy in die Augen. »Alle Achtung! Darf dir dein Professor einen Kuß geben?«
    Peggy seufzte erlöst. »Wenn Schnaps nichts dagegen hat.« Harald schaute Wulf an.
    Der nickte ihm zu und legte seine Arme um Miriam.
     
    »Wohlan denn: es sei!«
    Als Harald Peggy wieder freigab, schnupperte er an ihr herum. »Der Geruch kommt mir bekannt vor. Nina Ricci?«
    Sie lachte. »Jedem das Seine. Ich schätze, daß du dich inzwischen an ›Shocking‹ gewöhnt hast.«
    Er wandte sich an Miriam. »Wie heißt das Parfüm, das du …«
    »Shocking«, rief Wulf.
    Harald strich über sein zotteliges Haar. »Also, das muß anders werden. Ich finde es shocking, daß Wulf sich in deinem Toilettentisch besser auskennt als ich. Was können wir da machen?«
    »Vielleicht das gleiche, was Peggy und ich vorhaben«, antwortete Wulf. »Heiraten!«
    Harald sah Miriam an. »Kommt ein bißchen plötzlich, wie?«
    Sie lächelte.
    »Na schön«, sagte Harald. »Lassen wir die Katze aus dem Sack.« Er wandte sich an Peggy und Wulf. »Wenn ihr wollt, könnt ihr in drei Wochen – genauer ausgedrückt: am Siebenundzwanzigsten – unsere Trauzeugen sein.«
    Peggy schlug die Hände zusammen.
    »Unter einer Bedingung«, erklärte Wulf. »Ihr spielt bei uns die Trauzeugen, wenn es bei uns soweit ist!«
    »Abgemacht«, erwiderte Harald, »sofern wir jetzt etwas zu trinken bekommen.« Er stieß Wulf in die Rippen. »Wie heißt es doch im Lehrbuch der Liebe? Ende gut – alles gut!«
     
     

12
     
    Harald hätte dies wohl kaum gesagt, wenn er gewußt hätte, was sich drei Tage später ereignen sollte. Es war Peggys erster freier Tag nach Übernahme des Wagens, den Wulf zu einer Fahrt nach Salzburg benutzen wollte. Peggy hatte immer wieder von der Stadt und den schönen Stunden geschwärmt, die sie mit Greta Fischhauer dort verbracht hatten.
    Es war ein wundervoller Herbsttag. Das sterbende Laub der Bäume leuchtete in der Sonne wie getriebenes Kupfer. Und aus dem erst drei Tage alten und schon fünfmal gewaschenen »Amigo«, der gemächlich über die Autobahn dahinrollte, flatterte von Zeit zu Zeit ein kleines, weißes Papierschnitzelchen, dem niemand ansehen konnte, daß es der Teil eines jener sechs Wechsel war, die Peggy beim Kauf des Wagens in Zahlung gegeben und die Wulf noch am Morgen vor der Fahrt eingelöst hatte.
    Am Abend zuvor hatte ihn sein aus London zurückgekehrter Vater angerufen, um ihm zum Diplom zu gratulieren, und als ihm der Vater zu verstehen gab, daß er sich etwas Besonderes wünschen dürfe, hatte Wulf augenblicklich um zweitausend Mark gebeten.
    »Nicht zum Versaufen«, hatte er hinzugefügt. »Zur Anschaffung eines reellen Wertes. Aber ich muß sie unbedingt bis morgen früh haben.«
    Der Vater hatte ihm die Summe telegrafisch überwiesen, und eine Stunde nach Erhalt des Geldes kaufte Wulf Peggys Wechsel zurück, die er ihr zuschob, als sie aus München herausfuhren.
    »Wir fahren nicht mehr auf Wechseln, sondern auf Rädern«, sagte er glücklich. »Schuldenfrei beginnt unser neues Leben. Reiß die Dinger in kleine Fetzen und laß sie zwischen München und Salzburg fliegen.«
    Sie gerieten in eine Hochstimmung und fragten sich, warum ein VW eigentlich so breit gebaut sei. Sie wären mit der Hälfte des zur Verfügung stehenden Platzes ausgekommen.
    In Salzburg steigerte sich ihre Stimmung weiterhin. Nicht zuletzt, weil sie einen Parkplatz fanden, von dem sie sich sagen konnten: Nach menschlichem Ermessen kann »Amigo« hier nichts geschehen. Dann aber auch, weil sie in der Judengasse in einem Schaufenster eine Wildlederjacke entdeckten, die im Schnitt völlig der Jacke entsprach, die Peggy sich für die Fahrten im »Amigo« gekauft hatte.
    Sollten sie sich diese Chance entgehen lassen? Schon von weitem sollte man sehen, daß sie zusammengehörten.
    Also kauften sie die Jacke und bummelten dann wohl zehnmal durch die enge Getreidegasse, deren Schaufenster ihnen besonders günstig erschienen. Wo sie standen und gingen, überall konnten sie ihr Spiegelbild sehen. Und sie fanden, daß es so schnell kein hübscheres Paar geben könne.
    Aber auch dem hübschesten Paar schmerzen schließlich die Füße. Sie
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