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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca
Autoren: C.C. Bergius
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es auch nichts. ›Amigo‹ ist wichtiger. Und anschließend mußt du Greta Fischhauer anrufen.«
    »Warum?«
    »Weil du ihr versprochen hast, sie an dem Tag anzurufen, den ich dir nenne. Ich sage: heute. Also mußt du es tun.«
    Wulf blieb stehen. »Wollte sie an dem Tag angerufen werden, an dem ich mein Studium beende?«
    »Ja.«
    »Das war eure ganze Geheimniskrämerei?«
    »Die halbe.«
    »Und was ist die andere Hälfte?«
    ›»Amigo!‹ Stiftest du ein Taxi?«
    »Wofür?«
    »Um ›Amigo‹ abzuholen.«
    »Jetzt werd’ ich langsam verrückt. Wer oder was ist ›Amigo‹?«
    »Das wirst du schon sehen. Stiftest du das Taxi?«
    »In Gottes Namen.«
    Wenige Minuten später stiegen sie in einen Wagen, und Peggy bat den Kraftfahrer, in die Schleibingerstraße zu fahren.
    Wulf konnte nur noch den Kopf schütteln. »Schleibingerstraße? Kenn’ ich überhaupt nicht.«
    »Sie liegt direkt beim Hofbräuhaus.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich geb’s auf und lass’ mich überraschen.«
    Eine Viertelstunde später war er kaum noch fähig, ein Wort hervorzubringen. Nachdem der Kraftfahrer vor der »Mahag«, einer Generalvertretung der Volkswagenwerke, gehalten hatte, und sie ausgestiegen waren, hatte ihn Peggy an ein Fenster des Ausstellungsraumes herangezogen und gesagt: »So, ›Amigo‹, nun zeige ich dir dein Herrchen.« Dabei tippte sie auf Wulfs Schulter. »Das ist er. Wulf Wesener heißt er. Gestern war er noch ein kleiner stud. rer. pol., seit heute morgen ist er ein ausgewachsener Diplomkaufmann. Vertragt euch gut, seid nett zueinander und – wenn’s geht, auch zu mir.«
    Wulf glaubte nicht richtig zu hören. Verwirrt starrte er Peggy an, die ihrer Handtasche einen kleinen Schlüsselbund sowie eine Zulassungs- und Steuerkarte entnahm, die sie einer kurzen Prüfung unterzog.
    »Jawohl«, sagte sie, »das eingetragene Kennzeichen stimmt mit der Nummer ›Amigos‹ überein.« Dann reichte sie Wulf die Papiere. »Mein lieber Wulf: ›Amigo‹ ist zwar noch nicht ganz bezahlt, ich freue mich aber dennoch, ihn dir am heutigen Tag schenken zu können. Hoffentlich macht er dir – viel – Freude, und …«
    Peggy konnte sich plötzlich nicht mehr beherrschen. Sie schluchzte und vergrub ihren Kopf an Wulfs Brust. Und er konnte nichts anderes tun, als sie mit einer Hand an sich zu drücken und mit der anderen ein Taschentuch aus der Hose zu ziehen, um sich zu schneuzen.
    »Aber, Peggy«, sagte er schließlich. »Wie konntest du nur … Ich soll den Wagen …? Das ist doch unmöglich. Ich kann ihn nicht annehmen.«
    »Das mußt du aber«, antwortete sie halb lachend, halb weinend. »Sonst würdest du mir ja die Freude von Monaten rauben.« Erneut schluchzte sie. »Sind wir nicht Kindsköpfe? Stehen da und heulen. Du hast nämlich auch Tränen im Auge.« – Wulf umarmte sie.
    »He«, rief ihnen ein Radfahrer zu, »wann S’ a Hilfestellung brauchts, i kimm glei!«
    Im Ausstellungsraum wurden sie von einem schmunzelnden Verkäufer begrüßt. Und dann kam der große Augenblick, in dem sie sich zum erstenmal in den von Peggy gekauften Wagen setzten.
    »Gefällt er dir?« fragte sie.
    »Und wie!« Wulf konnte kaum sprechen.
    Sie strich über das Instrumentenbrett.
    Er schüttelte den Kopf. »Ausgerechnet meine Lieblingsfarbe. Riech mal, wie er riecht!«
    Peggy schnupperte. »Himmlisch!«
    Wulf umfaßte das Steuer.
    »Sie können gleich losfahren«, sagte der Verkäufer. »Der Tank ist gefüllt. Die gnädige Frau hat für alles gesorgt.«
    Wulf tastete verstohlen nach Peggys Hand. »Die gnädige Frau hat er gesagt!«
    Ihre Wangen röteten sich.
    »Klingt gar nicht schlecht«, fuhr er nachdenklich fort. »Findest du nicht auch?«
    Der Verkäufer wies auf eines der großen Schaufenster, das geöffnet wurde. »Sie können den Motor anlassen. Der Weg ist frei.«
    »Moment«, erwiderte Wulf und wandte sich an Peggy. »Ich müßte dir jetzt etwas sagen und weiß nicht was. Aber das weiß ich bestimmt: Unsere Wege werden sich nicht mehr trennen.«
    Sie drückte seine Hand. »Darum hab’ ich es nicht getan. Ich wollte dir nur eine Freude bereiten.«
    In den nächsten Stunden war Wulf nicht wiederzuerkennen. Vergessen war das erhaltene Diplom, vergessen der im »Königshof« reservierte Tisch. Er sah nur noch den Wagen, hörte nur noch den Motor und jubelte, wenn die vor ihm liegende Straße frei war und er »einen Zahn drauflegen« konnte, wie er sagte.
    Wehe aber, wenn er an einer Verkehrsampel halten mußte und ein anderer Wagen
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