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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca
Autoren: C.C. Bergius
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wäre erschrocken gewesen, wenn er gewußt hätte, welche Folgen der einer Laune entsprungene Vorschlag haben sollte. Aber das deutete sich in keiner Weise an. Verständlich also, daß er wenige Stunden später, nachdem er Greta Fischhauer bis an die Abfertigungsrampe des Münchener Flughafens begleitet hatte, voller Seligkeit in das Stadtzentrum zurückfuhr. Er brannte darauf, mit Miriam zu sprechen. Und mit Harald Forster und dessen Freundin Peggy Bouhl.
    Seit über einem Jahr trafen die vier sich fast täglich im Café Schmid in der Amalienstraße, gleich hinter der Universität. Wenn das Geld ausgegangen war, und das war unangenehm oft der Fall, wurde ihnen dort über die Runden geholfen. Abgesehen davon lag das kleine Studenten-Café ausgesprochen günstig. Von der Universität war es nur ein Sprung, und von der Kunstakademie, die Miriam Tauber besuchte, waren es nur wenige Schritte. Und nicht weit entfernt lag die Technische Hochschule, an der Harald Forster Architektur studierte. Nur die temperamentvolle Peggy, die in einem Fotogeschäft in der Nähe des Hauptbahnhofes beschäftigt war, hatte einen weiteren Weg. Ihr machte das aber nichts aus. Im Gegenteil. Zumeist wählte sie sogar Umwege, um in möglichst viele Geschäfte schauen zu können. Kaufen konnte sie sich allerdings nur selten etwas, aber sie stellte sich täglich erneut vor, daß sie es könnte. Sie hatte eben eine rege Phantasie und war ein rechter Wirbelwind.
    So gesehen, paßte sie gut zu Harald Forster. Sie besaß im Übermaß, was diesem fehlte. Nicht umsonst nannten ihn seine Freunde »Professor«.
    Im Wesen wie im Aussehen glich Harald Forster Wulfs Freundin Miriam; sie hätten Geschwister sein können. Harald war nur größer, dunkler und schlanker. An ihm wirkte alles gotisch: der schmale Kopf, die feingliedrigen Hände und seine langen, immer in blauen Niethosen steckenden Beine. Etwas anderes als blue jeans und einen dunklen Rollkragenpullover trug er eigentlich nie. Im Sommer wie im Winter. Einen Mantel schien er nicht zu besitzen.
    Aber er besaß einen alten Fiat, den er für 170 Mark erstanden und knallrot gestrichen hatte. Der Wagen war sein Hobby. Sehr zum Kummer Peggys, weil in der Regel auf eine Fahrstunde zwei Arbeitsstunden kamen.
    Wulf Wesener, dem Harald Forster seiner vielfachen »Schnapsideen« wegen den Spitznamen »Schnaps« gegeben hatte, bewunderte die Geduld des Freundes, der oftmals in irgendeiner Seitenstraße drei bis vier Stunden am Motor seines auf den Namen »Wastl« getauften Wagens arbeitete. Aber er schätzte die bedächtige und besonnene Art, mit der Harald Forster alle Probleme anging, und er war daher gespannt, was dieser zu dem geplanten Spanienflug sagen würde.
    Der »Professor« wird Augen machen, dachte er, als er am Geschwister-Scholl-Platz aus der Straßenbahn sprang, um durch die Halle der Universität zur Amalienstraße zu gehen. Wie aber erst Miriam! Und Peggy!
    Als er das Studenten-Café erreichte, fing es an zu schneien. Ärgerlich schaute er in die Höhe und dachte: Das hat gerade noch gefehlt. Wenn die Düsseldorfer Maschine in einen Schneesturm gerät und abstürzt, ist es aus mit dem Traum.
    Mit einem letzten Blick zum grau verhangenen Himmel öffnete er die Tür des Cafés. Wie immer warf er der hinter dem Büfett stehenden Inhaberin einen Gruß zu und stieg die wenigen Stufen zu dem rückwärts im Halbdunkel liegenden Lokal hinauf.
    Zu seiner Verwunderung war Harald Forster allein. Er saß lässig zurückgelehnt, hatte die Pfeife im Mund und las in einer Illustrierten.
    Wulf trat an ihn heran.
    Harald blickte auf und nahm die Pfeife aus dem Mund. »Hallo«, sagte er mit der ihn kennzeichnenden belegten Stimme.
    Wulf streifte seinen Mantel ab. »Allein?«
    »Du sagst es.«
    »Und wo steckt die holde Dämlichkeit?«
    »Dreimal darfst du raten.«
    »Red keinen Unsinn, Professor. Ich habe glühende Kohlen auf der Zunge.«
    »Dann spuck sie aus.«
    Wulf Wesener stieß ihn vor die Brust. »Spann mich nicht auf die Folter! Wo sind Miriam und Peggy?«
    »Wo sollen sie schon sein?« Harald strich über sein zotteliges Haar. »Winterschlußverkauf!«
    »Ach, du lieber Gott.«
    »Peggy kam aufgeregt hier hereingestürmt und stöhnte: ›Ich muß unbedingt zehn Mark haben. Ich hab’ etwas ganz Entzückendes entdeckt. Spottbillig, sage ich dir. Zwei Mark habe ich als Anzahlung …‹« Er seufzte. »Erspar mir weitere Details.«
    »Du hast ihr die zehn Mark gegeben?«
    »Ich?« Harald lachte.
    »Also
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