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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca
Autoren: C.C. Bergius
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sollte.
    »Zufrieden?« fragte Harald.
    Fast unter Tränen lächelnd, nickte sie.
    Wulf ergriff ihre Hand.
     
    Als Frau besaß Miriam, was dem Mann fehlt: Instinkt. Und der sagte ihr: Ich verliere Wulf, wenn er sich mit der Düsseldorferin in Barcelona trifft. Dabei vertraute sie ihm und war auch davon überzeugt, daß er ihr die Wahrheit gesagt hatte. Und doch war etwas da, das sie warnte und zwang, den Versuch zu machen, ihn zurückzuhalten.
    Sie hatte aber keinen Erfolg. Auch nicht, als sie ihn in einer verschwiegenen Stunde inständig bat, nicht nach Spanien zu fliegen.
    Greta Fischhauer hatte ihm tatsächlich einen Hin- und Rückflugschein geschickt. Und zusätzlich 300 Mark, da es ihr, wie sie schrieb, unter Umständen erst ein oder zwei Tage später möglich sein würde, nach Barcelona zu kommen. »Ich hoffe, Sie verstehen mich nicht falsch«, hatte sie hinzugefügt. »Ich möchte nur dafür sorgen, daß Sie gegebenenfalls nicht ohne Mittel sind.«
    Miriam war entsetzt gewesen. »Schick zumindest das Geld zurück«, hatte sie ihn aufgefordert. »Du verstrickst dich in Dinge, die unübersehbar sind. Sei vernünftig!«
    Zunächst hatte er sie ausgelacht, später aber gedroht: »Wenn du willst, daß wir im Krach auseinandergehen, dann mach nur so weiter.«
    Da hatte sie geschwiegen. Aber ihr rannen Tränen über die Wangen, als sie wenige Tage darauf das Flugzeug starten sah, in das Wulf mit einem kleinen Koffer und einer Leica eingestiegen war, die Peggy sich von ihrem Chef geliehen hatte.
    Wulf war so aufgeregt gewesen, daß er Miriam, Harald und Peggy, die ihn zum Flugzeug begleitet hatten, kaum noch beachtet hatte. Er hatte nur Augen für das Flugzeug gehabt und unentwegt von seinem Glück und vom herrlichen Reisewetter gefaselt. Bis eine Lautsprecherstimme die Fluggäste ersuchte, sich zur Maschine zu begeben. Ein eiliger Händedruck, eine letzte, flüchtige Umarmung und – fort war er gewesen.
    »Paß bloß auf den Apparat auf«, hatte Peggy hinter ihm hergerufen. »Fünfhundert Mark sind kein Pappenstiel!«
    Als Wulf davongestürmt war, hakte sich Harald bei Miriam ein. »Komm«, sagte er und zog sie an das große Fenster der Empfangshalle. »Nimm’s nicht so tragisch. In ein paar Tagen ist er wieder da.«
    Sie blieb stehen. »Sei ehrlich, Harald: Wärst du geflogen?«
    Er zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, sagte dann aber bestimmt: »Natürlich!«
    »Auch wenn ich dich gebeten hätte zu bleiben?«
    »Dann auch!« erwiderte er. Seine stets belegte Stimme klang anders als sonst.
     
    Wulf kam sich in den nächsten Stunden wie im siebenten Himmel vor. Er wußte kaum, wohin er schauen sollte. Die Erde lag wie ein Teppich unter ihm, der langsam zurückgezogen zu werden schien. Manchmal glaubte er, das Flugzeug stehe still. Nur das orgelnde Brummen der Motoren erinnerte ihn daran, daß die Maschine flog.
    Er begriff nicht, wie schnell alles vor sich ging. Der Schwarzwald war kaum überflogen, da tauchte Basel schon unter ihnen auf. Seitlich ragten die Bergriesen der Schweiz empor. Und dann ging es dem Lauf der Rhone entlang. Sie überflogen den Golfe du Lion , und eine Stunde später sah er den Tibidabo, den Hausberg der Metropole Kataloniens, unter sich liegen.
    Ein Taumel ergriff ihn, als nach der Landung der erregende Klang der fremden Sprache an sein Ohr klang. Und seine Begeisterung steigerte sich noch, als er im zweistöckigen Omnibus der spanischen Luftverkehrsgesellschaft in das Stadtinnere fuhr. Alles verwirrte ihn: die Maulesel und die altmodischen Kraftwagen; die aufgedonnerten Schönheiten, die inmitten zerlumpt aussehender Gestalten einherstolzierten; die halbverfallenen Häuser und die im Zentrum der Stadt immer breiter, gepflegter, grüner und bunter werdenden Prachtstraßen mit ihren Reichtum ausstrahlenden Bauwerken. Er wußte nicht mehr, wohin er schauen sollte, und blickte ratlos um sich, als er den Bus auf dem Paseo de Gracia verlassen mußte.
    Wenn ich wenigstens wüßte, wo das Hotel liegt, dachte er und kam sich wie ein Provinzler vor. Es dauerte eine ziemliche Weile, bis er den Mut fand, sich an einen Herrn zu wenden. »Pardon«, sagte er. »Hotel Majestic?«
    Der Angesprochene lachte und wies auf das Gebäude, vor dem sie standen. »Aquí!«
    »Entschuldigung«, stammelte Wulf. »Ich scheine keine Augen mehr im Kopf zu haben.«
    »Qué dice?«
    »Ich sah vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.«
    Der Fremde zuckte die Achseln. »No entiendo.«
    Wulf begriff, daß der Spanier
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