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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca
Autoren: C.C. Bergius
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ihn nicht verstand, nickte ihm zu und sagte übermütig: »Schon gut.«
    Der Herr klopfte ihm verständnisvoll auf die Schulter. »Buena máquina.« Er zeigte auf Wulfs Leica. »Usted alemán?«
    »Si, Alemán!«
    Der Spanier strahlte und klopfte ihm erneut auf die Schulter.
    »Buenas tardes!«
    »Buenas tardes!« antwortete Wulf und betrat in bester Laune das Hotel, in dem ihm der Portier bedeutete, daß ein Zimmer mit Bad für ihn reserviert sei. »Mit Balkon zum Paseo«, betonte er. »In der fünften Etage. Da haben Sie die beste Aussicht.«
    »Herzlichen Dank. Ist Frau Fischhauer schon angekommen?«
    »Nein«, erwiderte der Portier. »Für sie ist aber ebenfalls ein Zimmer reserviert. Gleich neben dem Ihren.«
    Verdammt, dachte er. Sollte Miriam recht behalten?
    Sie sollte es nicht. Die Düsseldorferin erschien weder am nächsten noch am übernächsten Tag. Sie kam überhaupt nicht, sondern schickte ein Telegramm.
    »Unvorhergesehene Zwischenfälle zwingen mich, nach Griechenland zu reisen«, teilte sie ihm mit. »Machen Sie sich einige schöne Tage. Ich schreibe Ihnen nach München. Herzliche Grüße und viel Vergnügen, G. F.«
    Im ersten Augenblick war Wulf betroffen und fragte sich: Was nun? Dann aber rieb er sich die Hände. Ist ja alles in bester Ordnung! Ich besitze die Rückflugkarte, habe 3000 Pesetas in der Tasche und kann Miriam nun beweisen, daß sie sich unnötige Sorgen gemacht hat. Wenn sie dieses Telegramm, das ich ihr sofort per Luftpost schicken werde, in Händen hält, dann weiß sie, daß ich allein bin und sie mir unrecht tat. Aber darauf kommt’s ja nicht an. Hauptsache, ihr fällt ein Stein vom Herzen. Sie ist ein so feiner Kerl. Ich werde ihr etwas Schönes kaufen.
    Als erstes ließ er sich einen Briefumschlag geben, kritzelte einige hastige Worte auf die Rückseite des Telegramms und bat den Portier, den Brief aufzugeben. Dann erkundigte er sich nach dem Zimmerpreis.
    »Zweihundertfünfzig Pesetas mit voller Verpflegung. Alles inbegriffen.«
    Fünfundzwanzig Mark, dachte er. Das geht. Da kann ich fast zehn Tage umherstrolchen.
    Auf den Gedanken, in ein preiswerteres Hotel zu ziehen, kam er nicht.
    Typisch für ihn, würde Harald gesagt haben. Vornehme Hotels und Restaurants sind sein Spleen.
    Er blieb aber nicht in Barcelona. Als er zwei Tage später in glänzender Laune durch die Hauptstraße stolzierte, entdeckte er im Fenster eines Reisebüros ein Plakat, das für die Insel Mallorca warb.
    Das wäre ‘ne Sache, dachte er. Ich sollte mich erkundigen, was die Überfahrt kostet.
    Kurz entschlossen betrat er das Büro. Die Auskunft, die er erhielt, erschien ihm günstig. Nur 550 Pesetas, etwa 55 Mark, kostete die Hin- und Rückfahrt auf einem der in der Nacht fahrenden Passagierdampfer, wenn er mit einem Liegesessel an Deck vorliebnahm und auf eine Kabine verzichtete.
    Ich spare dadurch zwei Hotelübernachtungen, sagte er sich. So gesehen, ist die Fahrt billig.
    »Darf ich für Sie buchen?« fragte der Beamte des Reisebüros.
    Wulf zögerte. »Ist es in Palma sehr teuer?«
    »Nein. Um diese Jahreszeit bekommen Sie ein gutes Zimmer mit voller Pension schon für hundert Pesetas.«
    Er überschlug seine Ausgaben. Wenn er eine Woche auf Mallorca blieb, stand ihm noch eine schöne Reserve zur Verfügung, und er konnte Miriam etwas kaufen. »Ich nehme die Karte«, sagte er.
    Als er wieder auf die Straße trat, hätte er schreien mögen: Ich, Wulf Wesener, stud. rer. pol. der Ludwig-Maximilian-Universität zu München, fahre nach Mallorca! Es ist nicht zu begreifen. Ein Glückspilz bin ich. Felix müßte ich heißen.
    In seltener Hochstimmung bummelte er über den Paseo, um die Auslagen der Geschäfte zu betrachten, als sich plötzlich eine junge Zigeunerin an ihn herandrängte.
    Ihre dunklen Augen blitzten. Sie bot ihm Lose irgendeiner Lotterie an, machte plötzlich jedoch »Sssst!« und zog sich in die Passage eines Geschäftes zurück.
    Verwundert blickte er hinter ihr her.
    Sie gab ihm das Zeichen, ihr zu folgen.
    Einen Augenblick stand er unschlüssig da, dann aber siegte das glutvolle Aussehen der Zigeunerin. Ihr locker aufgestecktes blauschwarzes Haar glich einem Furioso. Sie trug eine flammendrote Bluse. Ein bis auf die Knöchel herabfallender schwarzer Taftrock gab ihren Hüften weiche, geschwungene Linien. Sie war barfüßig, hatte feucht-glänzende Lippen und blendendweiße Zähne.
    Was mag sie wollen, fragte er sich, als er auf sie zuging.
    Sie drückte ihm ein Los in die Hand.
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