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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht
Autoren: Gail Carriger
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untragbar!«
    »Ganz genau meine Meinung«, bemerkte Felicity süffisant.
    Bis an die Grenzen der Verzweiflung getrieben griff Alexia nach dem Tablett mit den Kippers und – nach etwa drei Sekunden reiflicher Überlegung – kippte sie ihrer Schwester die Räucherheringe über den Kopf.
    Felicity kreischte wild auf.
    »Aber«, murmelte Alexia in den darauf folgenden Tumult, »es ist doch sein Kind.«
    »Wie war das?« Diesmal schlug Squire Loontwill heftig auf den Tisch.
    »Es ist sein verdammtes Kind! Ich war mit niemandem sonst zusammen!«, schrie Alexia über Felicitys Winseln hinweg.
    »Alexia! Sei nicht vulgär. Es ist nicht nötig, ins Detail zu gehen. Uns ist allen sehr wohl bewusst, dass das nicht möglich ist. Dein Mann ist im Grunde tot. Oder war im Grunde tot und ist nun hauptsächlich tot.« Mrs. Loontwill schien sich selbst zu verwirren. Sie schüttelte den Kopf wie ein nasser Pudel und fuhr dann stoisch mit ihrer Schimpftirade fort. »Wie dem auch sei, dass ein Werwolf ein Kind zeugt, ist genauso, als würde ein Vampir oder ein Geist einen Nachkommen produzieren – nämlich absolut lächerlich.«
    »Nun, das ist diese Familie ebenso, aber dennoch scheint ihr alle im Einklang mit der natürlichen Ordnung zu existieren.«
    »Wie bitte?«
    »In diesem Fall scheint ›lächerlich‹ eine Neudefinition zu erfordern.« Dieses Kind soll doch ohnehin der Teufel holen, dachte Alexia bei sich.
    »Seht ihr, wie sie ist?«, warf Felicity ein, während sie sich Räucherhering aus den Haaren klaubte und Alexia mordlüstern anfunkelte. »Sie redet einfach so weiter. Will partout nicht zugeben, dass sie etwas falsch gemacht hat. Er hat sie zum Teufel gejagt, ist euch das klar? Sie geht nicht nach Woolsey zurück, weil sie nicht zurückgehen kann. Lord Maccon hat sie verstoßen. Deshalb haben wir Schottland verlassen.«
    »O du meine Güte! Herbert! Herbert, hast du das gehört?« Mrs. Loontwill blickte wild um sich, als würde sie jeden Augenblick einen hysterischen Anfall erleiden.
    Alexia war sich nicht sicher, ob das gekünstelte Verzweiflung darüber war, dass Conall sie öffentlich vor die Tür gesetzt hatte, oder echtes Entsetzen angesichts der Vorstellung, ihre älteste Tochter für absehbare Zukunft weiter beherbergen zu müssen.
    »Herbert, tu doch irgendetwas!«, jammerte Mrs. Loontwill.
    »Ich bin gestorben und in einem Schundroman wieder aufgewacht«, war Squire Loontwills Antwort. »Um mit einem solchen Vorfall umzugehen bin ich nicht gerüstet. Leticia, meine Liebe, das überlasse ich gänzlich deinen fähigen Händen.«
    Eine weniger zutreffende Aussage war über seine Frau, deren Hände zu nichts Komplexerem als einem gelegentlichen, höchst anstrengenden Anfall von Stickereiwut fähig waren, noch nie gemacht worden. Mrs. Loontwill warf besagte Hände himmelwärts und sank halb ohnmächtig in ihrem Stuhl zurück.
    »O nein, das wirst du nicht tun, Papa!« Ein stählerner Ton trat in Felicitys Stimme. »Verzeih mir, wenn ich herrisch bin, aber du musst verstehen, dass Alexias weitere Anwesenheit unter unserem Dach völlig untragbar ist. Solch ein Skandal wie dieser wird unsere Möglichkeiten zu heiraten beträchtlich einschränken, selbst ohne ihre tatsächliche Anwesenheit in unserem Haus. Du musst sie fortschicken und ihr jeden weiteren Kontakt mit der Familie verbieten. Ich schlage vor, dass wir London sofort verlassen. Vielleicht unternehmen wir eine Reise durch Europa?«
    Begeistert klatschte Evylin in die Hände, und Alexia fragte sich unwillkürlich, wie viel Planung Felicity wohl in diesen kleinen Verrat gesteckt hatte. Fest starrte sie ihrer Schwester ins unerwartet mitleidlose Gesicht. Dieses falsche kleine Spatzenhirn! Ich hätte ihr etwas Härteres als Räucherheringe an den Kopf werfen sollen.
    Squire Loontwill war schockiert über Felicitys freimütige Rede, doch da er ein Mann war, der stets den Weg des geringsten Widerstands ging, betrachtete er zunächst seine zusammengebrochene Frau und seine grimmig blickende Tochter und läutete dann nach dem Butler.
    »Swilkins, gehen Sie unverzüglich nach oben und packen Sie Lady Maccons Sachen.«
    Swilkings rührte sich nicht, vor Überraschung wie erstarrt.
    »Sofort, Mann!«, blaffte Felicity.
    Swilkins verschwand.
    Alexia stieß ein frustriertes kleines Schnauben aus. Na warte, bis sie Conall von dieser jüngsten Absurdität ihrer Familie erzählte! Er würde … Ach ja, vergiss es. Ihre Wut erstarb erneut, niedergedrückt vom Schmerz
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