Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
sie ihn dann nicht auch menschlich genug machen, um mit ihr ein Kind zu zeugen? War das denn so unmöglich zu glauben? Abscheulicher Kerl! Typisch Werwolf, derart übertrieben emotional zu reagieren und das Fell zu sträuben.
    Schon allein bei dem Gedanken an ihn wurde Alexia von Gefühlen überwältigt. Wütend über ihre eigene Schwäche wischte sie sich die Tränen fort und besah sich den anderen Brief, in Erwartung weiterer schlechter Nachrichten.
    Allerdings entlockte ihr das Geschriebene in dieser Nachricht, kühn und viel zu blumig, ein leichtes Lächeln. Sie hatte ihm ihre Karte geschickt, kurz nachdem sie nach London zurückgekehrt war. Niemals würde sie so unhöflich sein, offen darum zu bitten, doch sie hatte ihre unangenehme häusliche Situation angedeutet, und natürlich wusste er, was los war. Er wusste immer, was los war.
    »Meine allerliebste Kamillenknospe!«, schrieb er. »Ich erhielt deine Karte, und in Anbetracht gewisser Informationen, die ich kürzlich erhielt, kam mir der Gedanke, du könntest wachsenden Bedarf an einer Unterkunft haben, wärst aber viel zu höflich, eine solche Bitte offen vorzubringen. Erlaube mir also, dir – der einzigen Person in ganz England, die man im Augenblick für noch ungeheuerlicher hält als mich selbst – mein höchst bescheidenes Angebot zu unterbreiten. Du bist herzlich eingeladen, meine unwürdige Behausung und Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen, so bescheiden sie auch sein mögen. Dein – Lord Akeldama.«
    Alexia grinste. Sie hatte gehofft, dass er die Bitte zwischen ihren formellen gesellschaftlichen Floskeln herauslesen würde. Obwohl er den Brief geschrieben hatte, bevor ihr Zustand öffentlich bekannt geworden war, vermutete sie, dass ihr Vampirfreund immer noch für einen ausgedehnten Besuch empfänglich war. Vermutlich hatte er ohnehin längst von ihrer Schwangerschaft erfahren.
    Lord Akeldama war ein Schwärmer mit einer so durchwegs schockierenden Art, sich zu kleiden und zu benehmen, dass es seinem Ruf tatsächlich sogar zuträglich war, wenn er die nun ruinierte Lady Maccon bei sich aufnahm. Darüber hinaus würde sie ihm dann – völlig seiner Gnade ausgeliefert – zur Verfügung stehen, damit er bis zum Abwinken alle Einzelheiten aus ihr herauskitzeln konnte.
    Natürlich beabsichtigte sie, sein Angebot anzunehmen, in der Hoffnung, sodass es, da die Einladung bereits gestern an sie ergangen war – verflucht sei dieser ärgerliche Swilkins! – noch nicht zu spät war. Sie freute sich ziemlich auf diese Aussicht. Lord Akeldamas Heim und Küche waren das absolute Gegenteil von bescheiden, und er genoss die Gesellschaft einer großen Schar schillernder Gecken, sodass sich jeder Aufenthalt bei ihm als unendliche Augenweide gestaltete.
    Erleichtert darüber, dass sie nicht länger obdachlos war, schickte Lady Maccon eine entsprechende Antwort, wobei sie sich peinlich genau vergewisserte, dass der Brief vom attraktivsten Lakai der Loontwills überbracht wurde.
    Vielleicht wusste ja Lord Akeldama etwas, das erklären konnte, warum da ein Kind in ihr herumschmarotzte. Er war ein sehr alter Vampir; vielleicht konnte er ihr dabei helfen, Conall ihre aufrechte Tugendhaftigkeit zu beweisen. Bei der Absurdität dieses Gedankens – Lord Akeldama und Tugendhaftigkeit in ein und demselben Satz – musste sie lächeln.
    Nachdem ihre Koffer gepackt waren und sie Hut und Cape angelegt hatte, wollte Alexia das Haus ihrer Familie – vermutlich zum letzten Mal – verlassen, als erneut Post für sie eintraf, und zwar in Gestalt eines verdächtigen Pakets, dem ein Brief beigefügt war. Diesmal fing sie es ab, bevor Swilkins es in seine behandschuhten Finger bekommen konnte.
    Das Paket enthielt einen Hut von solch unvergleichlicher Scheußlichkeit, dass Alexia nicht den geringsten Zweifel daran hegte, wer der Absender war. Bei dem Hut handelte es sich um eine Filztoque von leuchtend gelber Farbe, verziert mit künstlichen schwarzen Johannisbeeren, Samtschleifen und einem Paar grüner Federn, die wie die Fühler irgendeiner unglückseligen Meereskreatur aussahen.
    Der beigefügte Brief brüstete sich bemerkenswert ausrufender Grammatik und erklomm womöglich neue Höhen blumiger Schreibkunst, die sogar die von Lord Akeldama noch übertrumpfte. Das Ganze las sich zugegebenermaßen ein bisschen qualvoll.
    »Alexia Tarabotti Maccon, wie konntest du dich nur so sündhaft verhalten! Soeben las ich die Morgenzeitung. Das Herz klopfte mir regelrecht in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher