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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht
Autoren: Gail Carriger
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zurückgehen!
    Lady Alexia Maccon gehörte zu der Sorte Frau, die einem Dornbusch sofort fein säuberlich alle Dornen entfernen würde, sollte sie jemals das Pech haben, in einem hängen zu bleiben. Während der letzten paar Wochen und der ganzen unentschuldbar fürchterlichen Heimreise von Schottland mit dem Zug war sie der Meinung gewesen, sich damit abgefunden zu haben, dass ihr Ehemann sowohl sie als auch ihr gemeinsames Kind zurückwies.
    Allerdings musste sie in den unmöglichsten Augenblicken feststellen, dass dem nicht so war. Ohne Vorwarnung überfiel sie dieses Gefühl des Verrats, wie ein sich windender Schmerz in ihrer Brust, und sie wurde gleichzeitig unglaublich verletzt und unermesslich wütend. Es fühlte sich ganz genauso an wie ein heftiger Anfall von Verdauungsbeschwerden – nur dass dabei die Gefühle beteiligt waren.
    In ihren lichteren Augenblicken kam Alexia zu dem Schluss, dass die Ursache für diese Empfindungen in der Ungerechtigkeit des Ganzen lag. Sie war es gewohnt, sich rechtfertigen zu müssen, wenn sie etwas Unangebrachtes getan hatte, aber sich völlig unschuldig rechtfertigen zu müssen war eine ganz andere und weitaus frustrierendere Erfahrung. Nicht einmal Bogglingtons bester Darjeeling vermochte ihre Laune zu verbessern. Und wenn Tee schon nicht ausreichte, was sollte eine Dame denn dann bitteschön noch tun? Natürlich war es nicht so, dass sie den Mann noch liebte, ganz gewiss nicht! Das widersprach jeder Vernunft. Doch es änderte nichts an der Tatsache, dass Alexias Laune ziemlich empfindlich war. Ihre Familie hätte diese Zeichen eigentlich erkennen sollen.
    Unvermittelt schlug Felicity die Zeitung zu, das Gesicht von einer für sie untypischen Röte überzogen.
    »Du liebe Güte!« Mrs. Loontwill fächelte sich mit einem gestärkten Taschentuch mit Spitze Luft zu. »Was denn nun schon wieder?«
    Squire Loontwill blickte kurz auf und suchte dann erneut Zuflucht in der eingehenden Betrachtung seines Frühstückseis.
    »Ach, nichts.« Felicity wollte die Zeitung unter dem Tisch verschwinden lassen, doch Evylin streckte blitzschnell die Hand aus, schnappte sich die Zeitung und blätterte sie eifrig auf der Suche nach der pikanten Klatschnachricht durch, die ihre Schwester so aus der Fassung gebracht hatte.
    Währenddessen knabberte Felicity an einem Scone und warf Alexia einen schuldbewussten Blick zu.
    Diese verspürte urplötzlich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Mühsam schluckte sie ihr Gerstenwasser hinunter und lehnte sich zurück.
    »Oh, Donnerwetter!« Evylin schien die unheilvolle Seite gefunden zu haben. Sie las laut vor, damit alle es hören konnten. »›London reagierte letzte Woche völlig entgeistert, als Lady Maccon, vormals Alexia Tarabotti, Tochter von Mrs. Loontwill, Schwester von Felicity und Evylin Loontwill und Stieftochter des Honorable Squire Loontwill, aus dem Haus ihres Gatten auszog, nachdem sie ohne besagten Gatten aus Schottland zurückgekehrt war. Es kursieren mannigfaltige Spekulationen über die Gründe, angefangen von Mutmaßungen über Lady Maccons intime Beziehung mit dem Vampir-Schwärmer Lord Akeldama bis hin zu angeblichen familiären Differenzen, wie von den Misses Loontwill‹ – Oh, Felicity, wir werden gleich zweimal erwähnt! – ›und gewissen Bekanntschaften aus der Unterschicht angedeutet wurde. Lady Maccon brachte nach ihrer Hochzeit gehörig frischen Wind in die feine Londoner Gesellschaft …‹ – bla bla, bla. Ah, hier geht es wieder weiter – ›… aber von Quellen, die in enger Verbindung mit dem vornehmen Paar stehen, wurde enthüllt, dass sich Lady Maccon tatsächlich in anderen Umständen befindet. In Anbetracht von Lord Maccons Alter, seiner übernatürlichen Art und seinem offiziell anerkannten post-nekrotischen Zustand ist anzunehmen, dass sich Lady Maccon einer Indiskretion schuldig machte. Während wir darauf warten, dass sich dieser Verdacht körperlich bestätigt, deuten alle Zeichen auf den Skandal des Jahrhunderts hin.‹«
    Alle starrten Alexia an und redeten gleichzeitig drauflos, doch das scharfe Rascheln, mit dem Evylin die Zeitung zusammenfaltete, ließ ihre Familie verstummen. »Nun, das erklärt alles! Captain Featherstonehaugh muss das hier gelesen haben. Und deshalb hat er heute Morgen unsere Verlobung gelöst. Felicity hatte recht! Es ist wirklich deine Schuld! Wie konntest du nur so gedankenlos sein, Alexia?«
    »Kein Wunder, dass sie keinen Appetit hat«, bemerkte Squire Loontwill
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