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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt
Autoren: Cate Tiernan
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gelang, ihn zu unterdrücken. Ein boshaftes Grinsen umspielte Agatas Mundwinkel. Sie wollte mich unter ihrem Absatz zerquetschen wie einen Grashalm. Sie wollte mich tot sehen, wollte Egthor mit niemandem teilen. Meine Kehle begann sich zuzuschnüren, als würde sie von einer eisernen Faust zusammengepresst. Oh Gott, oh nein.
      Zwei Stimmen fielen ein und unterstützten meine Magie. Anne und River, die sich gegenseitig aufrecht hielten, riefen die Magie aus der Erde und der Nachtluft heran. Sie legten ihre Lieder über meines und der Druck auf meine Kehle verschwand. Und Agatas Grinsen ebenfalls.
      Einer nach dem anderen fügten meine Freunde ihre Stimmen hinzu und webten ihren Gesang um meinen zentralen Kern, der dadurch immer stärker wurde. Egthor fiel auf die Knie, schleuderte seine Hände in unsere Richtung und schrie eigene Verwünschungen, die ich sofort abwehrte. Ich holte mein Amulett unter dem Hemd hervor und hielt es hoch. Seine uralte Kraft ließ es glühen. Als Egthor es sah, machte er große Augen und seine Schreie wurden immer verzweifelter. Agata kreischte etwas. Die Worte klangen dunkel und stachlig, nadelscharf und beißend wie der Brandgeruch.
      Aber sie konnte gegen mich - gegen uns - nichts ausrichten. Meine Worte ließen Egthor und Agata zusammenbrechen und schließlich lagen sie zusammengerollt auf der Seite, von meinem Zauber gefesselt. Ich beendete ihn sorgfältig, wickelte sie darin ein, verknotete meine Beschwörung um sie. Es war fast wie Stricken. Und plötzlich stürmte ein Hunderudel durch die Feuerwand, die einmal unsere Haustür war: Maggie und Jasper, der junge Henrik und Dufa. Sie waren außer sich, hatten die Zähne gebleckt und das Fell gesträubt.
      »Maggie!«, rief River streng und Asher pfiff energisch. Die Hunde kamen zögernd die Stufen hinunter. Sie knurrten laut, als sie an Egthor und Agata vorbeiliefen.
      Und dann brach eine große Gestalt durch den Vorhang aus Feuer. Einen Moment lang setzte mein Herz aus, meine Stimme versagte und ich vergaß zu atmen.
      Sein Gesicht war verbrannt und voller Blasen, sein Hemd angesengt und verkohlt. Er hatte sein großes Beidhänderschwert dabei und schwang es hoch über Egthors Kopf.
      »Warte!«, schrie ich Reyn an. Denn es war Reyn, lebendig, unter Schmerzen und im Blutrausch des Berserkers.
      »Warte!«, echote River.
      »Das Schwein stirbt jetzt!«, brüllte Reyn und seine Wut ließ ihn distanziert und vertraut zugleich wirken.
      »Warte!«, flehte ich, trat auf ihn zu und verzog unter einer erneuten Schmerzattacke das Gesicht. Reyn sah meine mit Blut vollgesogenen Sachen und neu angefachte Wut ließ seine Augen aufblitzen. »Reyn - er kennt die Geschichte meiner Familie! Er weiß alles, was ich nicht weiß!«
      River drehte sich langsam zu ihm - sie sah älter aus als sonst, das Gesicht schmaler und gequälter und selbst ihr Haar schien weißer geworden zu sein. »Reyn - bitte.«
      »Du willst sie therapieren?«, fauchte Reyn. »Wie Innocencio? Sie haben den Tod verdient!«
      »Und ich nicht?«, fragte River erschöpft. »Und du? Sind sie so viel schlimmer als wir?«
      Reyn biss die Zähne zusammen und starrte River an. »Du willst dich dreihundert Jahre lang in Geduld üben, um aus ihnen gute Menschen zu machen?«
      Der Anflug eines Lächelns huschte über Rivers Gesicht.
      »Nein, mein Lieber. Ich will ihnen nur einen Tag geben. Und dann noch einen Tag. Und dann vielleicht noch einen.«
      Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Asher weggegangen war, bis er plötzlich mit klirrenden silbernen Ketten wieder auftauchte. Als Egthor die Ketten sah, fing er lautlos an zu weinen und die Tränen liefen ihm übers Gesicht.
      »Du kommst in keinen Kerker«, murmelte Asher. Er nahm Egthors Hände und legte ihm mit einer Beschwörung gesicherte Handschellen an.
      Agata, die neben ihm lag, kochte vor Wut. Ihr quollen fast die Augen aus dem Kopf und sie presste die Lippen so fest zusammen, dass sie ganz weiß waren. Erschöpft beugte sich River über sie und versuchte, Agatas Finger zu öffnen, die sie unnatürlich verkrampft hatte. Muskeln und Sehnen waren verkrallt wie im Todeskampf.
      River trat vor Anstrengung der Schweiß auf die Stirn, aber es gelang ihr schließlich, mehrere Finger aufzubiegen und Agata etwas aus der Hand zu nehmen. Ich holte erschrocken Luft, als River sich den Tarak-Sin des Hauses von Genua ansteckte. Der große Ring hing schwer an ihrem schmalen Finger.
      Agata hatte den Tarak-Sin
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