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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt
Autoren: Cate Tiernan
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Wir müssen das beenden.
      Da ich nicht wusste, wie man diese Gedankenübertragungs-Sache machte, dachte ich nur Allerdings und hoffte, dass es irgendwie bei ihr ankam.
      Egthor tat so, als hätte er meinen Einwand nicht gehört.
      »Nachdem Agata mich befreit hatte, habe ich nach Valdis' Amulett gesucht. Ich hätte Spuren davon fühlen, hätte es finden müssen. Erst vor ein paar Wochen habe ich im Traum gesehen, dass es wieder ganz war. Dass es gefunden wurde.«
      »Hm«, machte ich, um Zeit zu schinden. Gleichzeitig versuchte ich zu fokussieren und die Kraft meiner Mutter mit meiner zu verbinden. Es war mir klar, dass es viel leichter wäre, die Macht aus etwas herauszuziehen, das um mich herum war, wie es die Terávà machen. Aber ich nahm mir die Zeit, meine letzte Energie darauf zu verwenden, einen Kanal für die Magie zu schaffen, damit sie durch mich hindurchfließen konnte.
      Ich wusste noch, wie Incy meinen Geist vernebelt und mich mit so vielen Schichten seiner Magie gefesselt hatte, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ich baute diese Erinnerung in meine Beschwörung ein.
      Ich konnte Egthor oder Agata nicht töten - jedenfalls nicht, wenn sie nicht schreiend und mit erhobenem Schwert auf mich zustürmten. Aber solange sie nur dastanden, war ein Fesselungszauber alles, wozu ich mich überwinden konnte.
      »Und jetzt gib mir das Amulett, Lilja«, verlangte mein Onkel. »Ich bin dein einziger lebender Verwandter. Ich weiß mehr über Magie, als du dir vorstellen kannst - und ich werde sie dich lehren. Ich kann dir zeigen, wie das Amulett benutzt wird und wie man seine Kraft verzehnfacht. Du wirst meine Erbin sein.«
      »Ehrlich?«, sagte ich und ließ meine Stimme matt klingen. »Ja. Und nicht nur das - ich werde auch die Geschichte unserer Familie mit dir teilen.«
      Da fuhr mein Kopf hoch und ich starrte ihn an. Danach sehnte ich mich schon mein ganzes Leben. Ich war so jung gewesen, als meine Familie starb, dass ich praktisch nichts über sie oder unsere Abstammung wusste. Ich brannte darauf, alles zu erfahren und meine Familie und meine Eltern besser zu verstehen. Ich wollte wissen, woher wir kamen und wie wir zu unserer Magie gekommen waren.
      Egthor bemerkte mein Interesse und legte noch einmal nach: »Mein Vater hat mich die Geschichte unserer Familie über fünfunddreißig Generationen gelehrt. Ich bin der Einzige auf der Welt, der über dieses Wissens verfügt.«
      Also, das war gemein.
      »Und jetzt gib mir das Amulett«, versuchte er, mich zu überreden. »Du und ich - und Agata - können unglaublich mächtig werden.«
      »Wir brauchen sie nicht«, widersprach Agata scharf. »Du und ich sind genug! Du wolltest sie doch immer tot sehen - Edna - dieser alberne Junge -«
      »Oh mein Gott«, murmelte Daisuke. »Innocencio.«
      »Sie hat das Amulett«, sagte Egthor.
      »Dann töte sie und nimm es dir«, rief Agata.
      Erst da, als Egthor mich nachdenklich betrachtete, so als würde er denken, nun, ich könnte sie töten und es mir nehmen, wurde mir einiges klar. Was immer mein Vater Egthor angetan hatte, so grausam das gewesen war - diese beiden waren durch die ganze Welt gezogen und hatten Unsterbliche umgebracht, um an ihre Macht zu kommen. Sie hatten Incy so verdreht, dass er mich umbringen wollte. Sie hatten Daniel verführt, sich gegen River zu stellen.
      Sie hatten mir Incys Kopf geschickt.
      Egthor hatte höchstwahrscheinlich Reyn getötet.
      Ich holte tief Luft, öffnete den Mund, und die Kraft meiner Mutter, meine Kraft, strömte aus mir heraus. Der Gesang war herrisch und schrecklich, voller Drohungen und stark wie ein Orkan, massiv wie die Erde, wild wie das Feuer und unaufhaltsam wie der Ozean. Ich ließ die Magie durch mich in die Nacht hinaus fließen und diente ihr nur als Leiter. Es war schwieriger und erforderte mehr Nachdenken, aber genau so wollte ich meine Macht gebrauchen.
      Egthor und Agata erstarrten vor Schreck, als mein Fesselungszauber sie mit voller Wucht traf. Die Wunde in meinem Bauch riss wieder auf, was höllisch wehtat, und ich spürte, wie frisches warmes Blut herausquoll. Aber ich sang weiter und sah zu, wie Egthor unfreiwillig Rivers Arm losließ und Agata Anne nicht länger in ihrem Bann halten konnte.
      Egthors Gesicht glänzte vor Anstrengung, als er versuchte, sich gegen meinen Zauber zu wehren. Ich fühlte, wie Agata gegen mich arbeitete und wie mein Gesang schwächer wurde, weil es ihnen durch ihr größeres Wissen
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