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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman
Autoren: Matti Rönkä
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Standart Platinum«, bot ich an, machte aber keine Anstalten, aufzustehen.
    »Mach dir keine Umstände«, quittierte Frolow die Höflichkeiten, gleichmütig wie eine Kassiererin, die nach der Bonuskarte fragt.
    »Die Kerle?«, fragte er erneut.
    »Polizisten. Sie haben mich nach Schwarzarbeitern gefragt«, erwiderte ich offen.
    Frolow blinzelte zweimal. Er war nicht erschüttert oder erschrocken, sondern lediglich überrascht, und selbst diese Gemütsbewegung legte sich innerhalb einer Zehntelsekunde.
    »Und was hast du geantwortet?«, fragte er, den Blick auf mich geheftet.
    »Ich habe sie gefragt, ob das Leute sind, die nachts arbeiten, mit einer Stirnlampe und so. Oder Leute, die nicht ganz helle sind.«
    Marja kam aus dem Haus, den Wäschekorb auf der Hüfte. Sie blieb stehen und sah uns zornig an, stellte den Korb auf der Terrasse ab, ging wieder hinein und knallte die Tür zu, dass die Fensterscheiben klirrten.
    »Der Familie geht es gut?«, erkundigte sich Frolow so sachlich,dass es kaum ernst gemeint sein konnte. »Und dem Kleinen, es ist doch ein Junge, oder?«
    »Ein Mädchen.«
    »Ach ja.« Frolow saugte an seiner Lippe. »Na, wo wir gerade beim Thema sind … brauchst du Leute? Ich kann dir auf die Schnelle ein halbes Dutzend kräftige Männer für jeden beliebigen Job besorgen. Sie haben Arbeitsgenehmigungen für Tischlerarbeiten auf der Werft, aber ich habe sie auf Baustellen eingesetzt. Zuverlässige, starke Burschen«, pries er seine Ware an.
    »Im Moment nicht. Die Geschäfte gehen ziemlich schlecht.«
    »Aha, aha«, nickte Frolow. »Ich hoffe, du meinst, was du sagst. Unsere gemeinsamen Freunde sind der Meinung, dass du meine Männer einsetzen solltest, statt dir eigene Leute von anderswo zu holen oder Finnen einzustellen.«
    »Nein. Das heißt ja. Ich meine, was ich sage. Momentan gehen die Geschäfte einfach schlecht.«
    Frolow sah mich immer noch ausdruckslos an.
    »Dass du mir die Sache nicht … in die lange Kiste schiebst«, wandelte er eine alte Redensart ab, die besagte, dass unangenehme Pflichten, die man auf später verschob, oft in Vergessenheit gerieten und nie erledigt wurden, denn in der Ewigkeit gab es viel Zeit.
    »Sei unbesorgt. Wir setzen die Dinge in Gang, lassen die Räder rollen. Skoro «, zahlte ich ihm in gleicher Münze heim. Skoro bedeutete bald, und konnte alles meinen, in ein paar Tagen oder in vielen Jahren.
    Maxim Frolow stand auf und streckte seine langen dünnen Glieder.
    »Eigentlich bin ich vorbeigekommen, um dir zu sagen, dass in Punavuori ein Waschbecken verstopft ist. Und der Abflussan der Dusche soll auch stinken. Schickst du jemanden hin? Es geht um die Wohnung im Erdgeschoss.«
    »Wird erledigt«, versprach ich, in einem Tonfall, der besagte, vielleicht ja, vielleicht auch nicht, das hängt von den sonstigen Aufträgen, von der Stellung des Mondes und den Bläschen auf dem Tee ab. Es gefiel mir nicht, dass man mich springen ließ wie einen Klempner.
    »Und muss ich mir wegen diesen Polizisten Sorgen machen? Oder aus irgendeinem anderen Grund?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Frolow lächelte, nickte und ging. Er wusste, dass ich ihn nicht mochte. Aber er wusste auch, dass es bei unseren Geschäftsbeziehungen nicht um Freundschaft ging. Maxim rechnete sich aus, dass er mir vertrauen oder sich zumindest darauf verlassen konnte, dass ich ihn nicht an die Polizei verraten würde.
    Das war in dem Land, aus dem wir kamen, nicht üblich gewesen. Es sei denn, man versprach sich einen Nutzen davon.

5
    Fernstraße 75, zwischen Kuhmo und Nurmes
    Pawel Wadajew war müde, aber irgendwie feierlich gestimmt.
    Das Fahrzeug war nicht besonders erhebend. Der alte Audi war schmutzig und müffelte, und bei größeren Senken auf der mit Ölsplitt belegten Straße gab seine Federung nach. Den Straßenrand säumte niedriges, mickriges nordfinnisches Gestrüpp.
    Und dennoch, Pawel war aufgeregt und genoss die mannhafte Fahrt.
    Er war in Porajärvi in den Frühzug gestiegen, durch stille Ödwälder und als perspektivlos deklarierte Dörfer gefahren, in Lietmajärvi umgestiegen und schließlich in der nach Eisenpellets riechenden Stadt Kostamus angekommen.
    Die südliche Route wäre kürzer gewesen, aber Andrej Gawrilow hatte die nördliche gewählt und Pawel eingeschärft, unbedingt pünktlich am Treffpunkt zu sein. Andrej selbst würde ihn dort abholen, vor dem Einkaufszentrum, bei dem roten Kiosk.
    Der dunkelblaue Audi war mit nur zehn Minuten Verspätung vorgefahren, und Pawel hatte
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