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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman
Autoren: Matti Rönkä
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neben dem Gemüsegroßhandel und die Teboil-Tankstelle in Ruskeasuo als Adresse angegeben hatten … Das würde ich der Polizei gegenüber behaupten, ahnungslos mit den Schultern zucken.
    »Es ist besser, nichts zu hören und nicht zuzuhören, und vor allem, nicht zu sprechen«, sagte ich zu der Frau. Ihr halbes Lächeln verflog. Sie legte den Kopf schräg, hielt sich den Kaffeebecher an die Wange und sah mich an. »Wie Sie wollen«, erwiderte sie.
    Ich sah mir das Wohnzimmer und die Küche an und warf einen Blick durch die offene Schlafzimmertür. Überall sah es sauber aus, sogar das Bett war bereits gemacht. Die Tür zum zweiten Schlafzimmer war zu. Ich zeigte mit dem Finger darauf.
    »Jelena liegt noch im Bett«, erklärte die Frau vornehm wie eine Kammerzofe.
    Vorsichtig klinkte ich die Tür auf. Im Halbdunkel sah ich einen Bettüberwurf, der ordentlich zusammengefaltet auf dem Stuhl lag, einige Kleidungsstücke auf dem Fußboden und eine schlafende Frau im Bett. Sie trug ein kurzes Nachthemd, hatte den Po hochgestreckt und die Bettdecke über Kopf und Schultern gezogen.
    Genau wie Marja.
    Marja, die sich jeden Abend einrollte. Bevor sie einschlief, musste sie die richtige Lage finden. Immer wieder strich sie das Kissen und die Decke zurecht und rollte sich schließlich ein wie ein Fuchsjunges. Füchslein, das war mein Kosewort für sie. Marja.
    Leise schloss ich die Schlafzimmertür.

7
    Ich saß vor dem Haus in meinem Wagen und dachte nach. Vor einer Anklage wegen Kuppelei hatte ich fast weniger Angst als davor, dass Marja erfahren könnte, dass ich meine Wohnungen immer noch an einen Zuhälter und seine Prostituierten vermietete und nichts gegen den Bordellbetrieb unternahm.
    Das Haus war ein wenig zu neu für diesen Stadtteil. Es war Anfang der 1970er Jahre aus Betonelementen zusammengesetzt worden, die Etagen übereinandergestapelt wie Kartons auf dem Tisch mit den Sonderangeboten. Zum Freudenhaus taugt offenbar auch ein eher traurig aussehendes Gebäude. Etwas in der Art würde Marja sagen, wenn sie es wüsste.
    Ich betete mir vor, dass es um die Finanzlage meiner Firmen schlechter stand als um mein Familienglück, und dass ich in dieser Richtung etwas unternehmen musste, statt im Auto zu hocken und mich düsteren Gedanken hinzugeben. Außerdem lehrte ja sogar das Sprichwort, dass die Liebe zur Tür hinausläuft, wenn Armut und Elend ins Haus kommen.
    Irgendwie musste ich Betriebskapital auftreiben. Sonst stand ich bald auf der Protestliste und bekam keinerlei Waren auf Kredit. Dann musste ich auch meine Außenstände abschreiben, denn in der Situation würde kein Schuldner mehr zahlen, weil das Geld ja sowieso in die Konkursmasse floss.
    Ich kannte die Geschäftsmoral nur zu gut und hatte kein Recht, mich darüber zu beschweren. Schließlich hatte ich selbstkleine Firmen, die in Schwierigkeiten geraten waren, blankgeputzt, hatte ein paar Scheine bar auf die Hand gezahlt und dann Nagler und Kompressoren, Isolierwolle und Blähtonblöcke von der Baustelle gekarrt. Ich hatte Eigentum, aber keine flüssigen Mittel. Mein ganzes Geld steckte in der Industriehalle, den Werkzeugen, dem Lkw … in all den Dingen, die man brauchte, um eine Baufirma mit rund zwanzig Arbeitern zu betreiben. Und ein ziemlicher Batzen war auch für unser Haus draufgegangen und für den Mercedes und den kleinen Volkswagen, den ich Marja gekauft hatte.
    Schon wieder Marja. Ihretwegen hatte ich meine Geschäfte legal gemacht, mich bemüht, aus der Grauzone oder doch wenigstens aus dem halbkriminellen Bereich herauszukommen. Und jetzt produzierten meine fast ehrlichen Firmen Verlust, und nur die Wohnungen, dieses ungesetzliche Relikt, brachten regelmäßig Geld ins Haus.
    Ich ließ den Motor an, stellte ihn aber gleich wieder ab. Da ich einmal hier war, konnte ich auch gleich einen Blick in die zweite Wohnung werfen.
    Meine Schritte hallten im Treppenhaus wider, als ich in den zweiten Stock ging. Ich klingelte ein paar Mal, aber niemand öffnete. Also schloss ich auf und ging hinein, rief in der Diele vorsichtshalber noch Guten …
    Das zweite Wort schluckte ich herunter. Irgendetwas in der schlaffen Stille wirkte alarmierend. Ich schnupperte, nahm einen dumpfen Geruch wahr, lauschte auf Geräusche. Es war jemand in der Wohnung. Ich glaubte die Atemzüge eines Schlafenden zu hören.
    Vorsichtig stellte ich die Werkzeugkiste ab und zog die Tür langsam zu, zog die Falle des Schlosses zurück und ließ sie Millimeter für Millimeter
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