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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben
Autoren: Eva Ehley
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Hofacker zum letzten Mal gesehen hatte. Nämlich in besagte Wattvilla.«
    »Da hatten wir aber die Leiche schon gefunden, und alles war voller Polizeiwagen«, setzt Sven Bastians Ausführungen fort.
    »Genau. Und weil wir uns so auf das Innere des Hauses konzentriert haben, sind uns die Blutspuren nicht gleich aufgefallen, die in die Heide führten. Steingart hat sie aber entdeckt, ist ihnen gefolgt und hat auf diese Weise die völlig verstörte Maklerin gefunden.«
    »Und weil ein echter Kavalier immer von der Unschuld seiner Angebeteten ausgeht, hat er sie gleich in Sicherheit bringen wollen und die Polizeiabsperrung durchbrochen, oder wie?«
    Silja bemüht sich gar nicht erst, den Spott in ihrer Stimme zu verbergen.
    »Tja, auch wenn du das nicht glauben willst, so war es wohl tatsächlich. Vielleicht sind ihm auch einfach nur die Sicherungen durchgebrannt. Jedenfalls hat er nachweislich nichts mit der ganzen Angelegenheit zu tun. Keine Fingerabdrücke, keine DNA -Spuren, perfekte Alibis«, fasst Bastian den Stand der Ermittlungen zusammen.
    Silja greift jetzt auch oberhalb des Tisches nach seiner Hand.
    Sven grinst und bemerkt trocken: »Ich dachte, ihr traut euch nie.«
    Bastian kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, wird aber gleich wieder ernst. »Bei zwei Dingen muss ich noch mal nachhaken. Erstens: Wie kam dieser Rother auf die geniale Idee, die Mädchen ausgerechnet in Paulas Kindergarten zu verstecken, der gerade wegen der Sommerpause geschlossen war?«
    Sven räuspert sich. »Ich habe mit allen drei Mädchen geredet. Und soweit ich das mitbekommen habe, hat Paula selbst vorgeschlagen, dass der Kindergarten ihr Versteck sein soll. Du darfst nicht vergessen, dass die Mädchen nicht nur einverstanden, sondern sogar begeistert von der Idee mit dem Fernsehgastspiel waren. Sie hatten gemeinsam mit Rother großes Interesse daran, dass sie ihren ersten Auftritt als Engel auf der Kreuzung im Geheimen üben konnten. Es war ein Abenteuer. Was sollten ihre Eltern schon dagegen haben? Schließlich erlaubten sie ihnen ja jede Woche wieder, die Sendung mit dem Igel im Fernsehen anzuschauen. Der Igel war auf jeden Fall einer von den Guten.«
    »Das kann ich alles nachvollziehen. Und deine eigene Tochter hat sie ja sogar in der Sonntagnacht, als du Hübner verhaftet hast, beim »Üben« gesehen. Aber wie ist Rother zu dem Kindergartenschlüssel gekommen?«
    »Auch über Paula. Sie hat vor ein paar Wochen mal einen Schlüssel zum Pipi-Machen bekommen, als alle draußen spielten, die Tür abgeschlossen war und keine der Erzieherinnen sie begleiten konnte. Sie ist dann rein und auf die Toilette gegangen, danach wieder raus, und als die Erzieherin sie nach dem Schlüssel fragte, hatte Paula ihn bereits verbummelt. Irgendwo abgelegt und konnte sich nicht mehr erinnern, wo. Wie Kinder eben so sind. Natürlich gab es ziemlichen Ärger deswegen. Und als Paula ein paar Tage später wieder einfiel, wo sie den Schlüssel hingelegt hatte, nämlich in ein Beet neben der Schaukel, weil sie beide Hände zum Festhalten gebraucht hat, wollte sie das lieber für sich behalten. Kinderlogik. Sie dachte wahrscheinlich, sie kriegt noch mal Ärger.«
    »Okay, Sven, das habe ich verstanden. Was ich aber echt nicht begreifen kann, ist, warum wir so dämlich gewesen sind und nie im Kindergarten gesucht haben.«
    »Es lag zu nahe. Du weißt doch, wie das ist.«
    Sven greift wieder nach seinem Glas. Bevor er es an die Lippen setzt, hält er noch einmal inne.
    »Jetzt bin ich dran mit blöden Fragen, okay?«
    Bastian und Silja nicken.
    »Also: Warum in drei Teufels Namen hat dieser ja nicht gerade arme und außerdem unbescholtene Fernsehmoderator diese ganze Engelskiste inszeniert? Das ist doch krank, oder nicht?«
    »Es
ist
krank, beziehungsweise
er
ist krank. Er hat ein Kindheitstrauma zu verarbeiten versucht«, antwortet Bastian.
    »Hat dir der Psychologe erklärt, oder? Und du glaubst diesen Scheiß auch noch.«
    Bastian streichelt Siljas Hand diesmal ganz offen auf dem Tisch. Dabei sieht er Silja tief in die Augen, bis eine Bewegung hinter Svens Schulter seinen Blick fängt.
    »Unsere Pizzen kommen. Und, Kumpel, du weißt doch noch, was das heißt. Erst essen, dann denken.«
    »War das nicht mal umgekehrt?«
    »Schon, aber das galt für die Ermittlungen. Damit sind wir jetzt durch. Was der Psychofritze genau erzählt hat, erkläre ich euch lieber nach dem Essen. Reine Sicherheitsmaßnahme, damit es euch nicht auf den Magen schlägt. Wäre doch
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