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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben
Autoren: Eva Ehley
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Seelen weilen längst an anderen Orten.
    »Zugriff«, hallt plötzlich die Stimme Bastian Kreuzers über die Szene. In die Beamten kommt Bewegung. Gleich vier von ihnen stürzen sich auf Fred Hübner, während sich Silja auf Markus Rother konzentriert. Langsam nähert sie sich dem Villenbesitzer von der Seite. Es gibt irgendetwas in seiner Ausstrahlung, das sie vorsichtig bleiben lässt.
    Und tatsächlich tut Rother etwas gänzlich Unerwartetes. Mit leicht belegter, fast schon heiserer Stimme, die trotzdem laut und klar zu vernehmen ist, wendet er sich an die reglosen Engel.
    »Danke, Mädels, das war es schon. Habt ihr toll gemacht. Ihr könnt jetzt aussteigen.«
    Er ist verrückt, denkt Silja im ersten Augenblick. Wir haben einen Mörder gesucht und einen Irren gefunden. Doch dann sieht sie, wie Bewegung in die Mädchen kommt. Schlagartig begreift Silja, dass in diesem ganzen verzwickten Fall alles vollkommen anders gelaufen sein muss, als sämtliche Kollegen, sie selbst eingeschlossen, es die ganze Zeit über vermutet haben. Doch noch ist die Gefahr nicht gebannt.
    »Bleiben Sie stehen«, fordert sie Rother auf. »Ich komme zu Ihnen, und dann gehen wir gemeinsam zu den Mädchen.«
    »Wie Sie meinen«, antwortet Rother, wobei seine Worte fast in dem Lärm des Hubschraubers untergehen, der sich immer tiefer über das Geschehen auf der Kreuzung senkt. Deutlich ist nun zu erkennen, dass kein Zielfernrohr, sondern ein Teleobjektiv aus dem Fenster gehalten wird. Ausgesprochen bereitwillig streckt Fred Hübner, der gerade von den Uniformierten abgeführt wird, dem Kameramann sein Gesicht entgegen.
    Bastian flucht, kann aber im Augenblick nichts gegen die Belästigung unternehmen. Dazu muss er auch noch mit ansehen, wie die Mädchen nicht etwa auf Silja zulaufen, sondern auf diesen Rother.
    Drei Engel als perfektes menschliches Schutzschild gegen Siljas Waffe?
    Nein.
    Wenn überhaupt, dann bin ich es, die ihnen Angst macht, denkt Silja. Und als wollten sie genau diese Angst bekämpfen, wenden sich alle drei Mädchen deutlich hilfesuchend dem Besitzer der Wattvilla zu. Dabei sehen die Kindergesichter stolz und zutraulich aus. Von Angst keine Spur. Im Gegenteil. Aus freien Stücken schmiegen sie sich an ihn und werfen ihm fast schon anhimmelnde Blicke zu.
    Und dann kann Silja hören, wie eines der Mädchen den Villenbesitzer zutraulich flüsternd fragt: »Sind wir jetzt berühmt und kommen zu dir ins Fernsehen, so wie du es versprochen hast?«

Mittwoch, 29. Juli, 19.45 Uhr,
Pizzeria Tino, Westerland
    »Er hat sie gar nicht entführen müssen. Die Mädchen sind freiwillig mit ihm gegangen, oder?«
    Fragend blickt Silja ihre beiden Kollegen an. Die drei sitzen bei dem Stammitaliener der Sylter Kriminalpolizei um einen abgeschiedenen Ecktisch und haben gerade ihre Bestellung aufgegeben.
    »Danach haben wir bei der Vernehmung natürlich als Erstes gefragt«, antwortet Sven. »Und die Erklärung war ziemlich verblüffend. Markus Rother hat jedes der Mädchen mit seiner Igelstimme aus dem Fernsehen angesprochen und ihr einen Auftritt in seiner Sendung in Aussicht gestellt. Selbstverständlich wüssten die Eltern bereits Bescheid.«
    »Und das haben sie ihm geglaubt?«
    »Rother war sehr vertrauenerweckend und ein bisschen geheimnisvoll. Das ist eine magische Mischung, und es hat den Mädchen gefallen. Nur Lise, die ja mit ihrer Tante unterwegs war, befürchtete, die Tante könne nicht eingeweiht sein. Rother musste also improvisieren. Während Lise im Wagen wartete, übrigens ganz öffentlich auf dem kleinen Parkplatz beim
Hermès-
Laden, sagte Markus Rother angeblich der Tante an der Kasse von
Leysieffer
Bescheid. Dabei hat er Anja getroffen, und als er erfuhr, dass sie nach ihrer Tochter sucht, bekam er Panik, sie würde die Polizei einschalten, bevor er Lise verstecken konnte. Deshalb hat er ihr schnell Mette gezeigt.«
    »Und wie hat er den Mädchen erklärt, warum das alles so heimlich ablaufen musste?«
    »Ganz einfach. Sie sollten vorher unter Ausschluss der Öffentlichkeit in diesen Engelskostümen üben. Ihr Auftritt im Fernsehen würde eine Überraschung werden. Mädchen in diesem Alter haben viel Phantasie, und Rothers Geschichte entsprach ihren Denkmustern. Damit kennt er sich schließlich aus. So ist übrigens auch die Kleidung von Ann-Kathrin in die Dünen gekommen. Er hat sie gleich mit dem Kostüm geködert. Ein Auftritt als Engel im Fernsehen, welches Mädchen könnte dem widerstehen?«
    »Aber das Kostüm ist
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