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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben
Autoren: Eva Ehley
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kleine heile Autowelt nach oben und ermöglicht es ihm, direkt in den strahlend blauen Himmel über der schönen Insel Sylt zu blicken. Bereitwillig flutet die Sonne den Innenraum und legt ihr Licht auf die blonden Haare der drei Mädchen, die reglos und sehr aufrecht auf Beifahrersitz und Hinterbank platziert sind.

Dienstag, 28. Juli, 14.03 Uhr,
Braderuper Weg, Kampen
    Ungeduldig trommelt Anja auf die Tischplatte. Warum geht Sven nicht endlich an sein Handy? Immer wieder gleitet Anjas Blick hinüber zu Mette, die zusammengekauert auf einem der Küchenstühle sitzt und ihre Tränen nicht mehr zurückhalten kann. Das kleine Gesicht ist rot und geschwollen, ab und an wird der ganze Körper des Mädchens von Schluchzern geschüttelt. Mette ist eindeutig an der Grenze ihrer psychischen Belastbarkeit angekommen. Hilflos streichelt Anja ihrer Tochter über das Haar, als Sven endlich den Anruf annimmt.
    »Hallo, Anja, was ist denn? Ich habe gerade gar keine Zeit, denn wir …«
    »Sven, hör mir zu, um Gottes willen«, unterbricht Anja ihren Mann. »Mette hat den Entführer identifiziert, sie hat ihn gerade …«
    »Mette hat was? Weißt du, dass in den letzten zehn Minuten mindestens drei Kandidaten für diesen Job aufgetaucht sind?«
    »Was? Das verstehe ich nicht, aber es ist jetzt auch nicht wichtig. Was du wissen musst, ist, dass Mette einen Fernsehmoderator, der eine Kindersendung leitet, erkannt hat. Das ist der Typ, den sie in dem Cabrio gesehen hat.«
    Anja spricht sehr schnell, fast verhaspelt sie sich dabei. Aber sie muss diese Information doch loswerden, Sven muss das doch wissen, es ist doch wichtig, um den Kerl, der immer noch seine verführerischen Sprüche über die Bildschirme der Nation verbreiten darf, endlich dingfest zu machen.
    »Anja. Jetzt hör mir gut zu. Ich habe noch etwa zehn Sekunden, dann muss ich auflegen. Ruf auf dem Revier an und sag denen, was Mette gesehen hat. Und bleib auf jeden Fall mit dem Kind im Haus. Mach niemandem auf, auch keiner Frau, merk dir das, hörst du, niemandem …«
    Sven holt tief Luft, und Anja ist sicher, dass er noch einen erklärenden Satz hinterherschicken wird. Aber dann hört sie im Handy einen Schrei aus dem Hintergrund.
    Eine Frauenstimme ruft: »Aber da sind ja die Engel!«
    Dann wird die Verbindung unterbrochen.

Dienstag, 28. Juli, 14.04 Uhr,
Braderuper Straße, Wenningstedt
    Bastian Kreuzers Wagen rast mit mehr als achtzig Stundenkilometern aus Braderup kommend auf die große Kreuzung in Wenningstedt zu. Als die Ampel gelb wird, bremst Bastian heftig. Silja, die neben Markus Rother im Fond sitzt, wird ebenso nach vorn geschleudert wie Sven, der gerade einen Anruf von seiner Frau erhalten hat.
    Als Bastian den Wagen knapp vor der Ampel zum Stehen gebracht hat, nutzt er die Pause, um die Situation an der Kreuzung zu checken. Mitten auf der Straße stehen zwei Streifenwagen, die die aus Kampen kommenden Fahrer einzeln kontrollieren und erst dann durchwinken. Am Straßenrand parkt ein weiterer Streifenwagen neben einem geschlossenen dunklen Cabriolet. Beide Türen des Cabrios stehen offen, die Beamten haben die Insassen ganz offensichtlich zum Aussteigen gezwungen und halten sie nun seitlich des Wagens fest. Ein gutaussehender Mann mittleren Alters redet gestenreich auf die Beamten ein. Eine blutüberströmte Frau kann sich kaum auf den Beinen halten. Ihre hellblonden Haare hängen wirr um ihr Gesicht. Es ist die gesuchte Maklerin.
    »Das ist doch Frau Hofacker«, murmelt jetzt auch Markus Rother, der sich auf der bisherigen Fahrt vollkommen ruhig und unauffällig verhalten hat. Auch die Szene am Straßenrand scheint ihn nicht besonders zu interessieren, denn ohne ihr noch weitere Aufmerksamkeit zu widmen, schiebt er seinen Oberkörper weit zwischen die beiden Vordersitze, um einen möglichst ungehinderten Blick auf die Ampelkreuzung zu haben.
    Doch dort geschieht nichts, was seine Aufmerksamkeit rechtfertigen könnte. Der Asphalt flimmert im Sonnenlicht, die Blätter und Zweige des niedrigen Strauchwerks am Straßenrand bewegen sich im leichten Sommerwind. Vom Parkplatz des großen Supermarktes auf der anderen Seite der Kreuzung hört man Kinderstimmen und das Anlassen der Autos. An der Parkplatzausfahrt stauen sich die Wagen, was sicher auch mit den Polizeimaßnahmen auf der Kreuzung zu tun hat. Die aus Kampen kommenden Wagen werden nach wie vor einzeln kontrolliert und erst dann zur Weiterfahrt durchgewinkt. Die vordere Fahrspur, auf der die Wagen
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