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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht
Autoren: Sara Paretsky
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auch die Schule, aber es reicht trotzdem nicht - ich brauche Arbeit, wenn ich bei der Polizei kündige.«
    Ich lachte. »Wenn Sie meinen, ein Geschäft wie meines könnte zwei Leute ernähren und obendrein noch drei Kinder, täuschen Sie sich gewaltig.«
    Sie wurde wieder rot, ließ sich aber nicht so schnell entmutigen. »Wenn wir zu zweit arbeiten, könnten wir mehr und unterschiedlichere Aufträge annehmen. Ich bin gut organisiert. Sie müßten sich nicht mehr um die Details kümmern, die Sie ohnehin nicht interessieren. Und mir würden die langweiligen, monotonen Sachen nichts ausmachen, jedenfalls nicht am Anfang: Das würde bedeuten, daß ich etwas Regelmäßiges hätte. Ich bin neunundzwanzig Jahre alt, körperlich fit und habe, wie Sie wissen, Erfahrung.« Der Vorschlag kam so unerwartet, daß ich nicht wirklich wußte, was ich davon halten sollte. Ich versprach, es mir zu überlegen.

Aus ist noch lang nicht vorbei
    Am 27. Juli herrschte eine Affenhitze. Auf Mr. Contreras' Drängen hin packte ich die Hunde in meinen Wagen und fuhr zum Picknicken und Schwimmen hinunter zu den Indiana Dunes. Er blieb zu Hause und wollte sich um seine Pflanzen kümmern. Er freute sich schon auf das Mulchen oder Mähen oder was er sonst vorhatte. Es war sechs, als ich wieder nach Hause kam. Auf dem Weg zur Tür glaubte ich, Lachen aus dem hinteren Teil der Wohnung zu hören. Ich ging durch den engen Durchgang und sah, daß der ganze Hof voller Leute war. Als ich hereinkam, riefen alle »Überraschung!« und »Happy Birthday!«
    Jemand - später erfuhr ich, daß dieser Jemand Ken Graham gewesen war – hatte meinen Namen und dazu den Spruch »Das Leben beginnt mit Vierzig« aus Lämpchen arrangiert. Ich stand mit einem albernen Lächeln auf den Lippen vor der versammelten Gesellschaft.
    Mr. Contreras stürzte mit einem Glas Champagner in der Hand auf mich zu. »Sie haben wohl gedacht, ich vergesse Ihren Geburtstag, was? Alles Gute.«
    Lotty und Max kamen herüber, um mir einen Kuß zu geben. Max überreichte mir eine chinesische Vase mit Blumen aus seinem eigenen Garten. Gerührt brachte ich sie ins Innere des Hauses, damit sie nicht kaputtging, und ließ mich dann wieder draußen blicken, um die restlichen Gäste zu begrüßen.
    Sal war da mit ihrer neuesten Flamme, einer jungen Schauspielerin. Mary Louise Neely hatte Emily und ihre Brüder mitgebracht. Mary Louise arbeitete mittlerweile freiberuflich für mich - wir hatten sechs Monate Probezeit vereinbart, bevor wir vielleicht einen formellen Vertrag schlossen. Emily wirkte mit ihren widerspenstigen Haaren, die ihr vom Kopf abstanden wie ein riesiger Busch, ihrer Jeans und einem purpurroten Pullunder aufgeweckt und jung. Sie hatte ein witziges Gedicht für mich verfaßt und es mir als kalligraphisches Kunstwerk geschenkt.
    Darraugh und Ken waren zusammen da und machten auf Familie. Ken hatte gedacht, er könne die Lücke füllen, die Conrad in meinem Leben hinterlassen hatte, und war in der Stadt geblieben, um hier die Sommerschule zu besuchen. Wir hatten im Filigree zu Abend gegessen wie ausgemacht, und ich war ein paarmal mit ihm zum Segeln gegangen - es hatte mir sogar gefallen. Aber Kens Schwärmerei ließ allmählich nach - im Herbst wollte er sich dem Friedenskorps in Osteuropa anschließen. Darraugh hatte seine Enttäuschung darüber besser verwunden, als ich erwartet hatte. Außerdem waren noch Bobby Mallory und seine Frau Eileen, Phoebe Quirk, Camilla Rawlings, Marilyn Lieberman, Eva Kuhn und das restliche Basketballteam da. Sogar Manfred Yeo schaute vorbei. Ich hob spöttisch die Augenbrauen, als Murray zusammen mit Tish Coulomb aufkreuzte.
    Er lächelte mich ein bißchen verlegen an, aber die beiden wirkten ganz glücklich miteinander.
    Mr. Contreras gab mir das Bild meiner Mutter von den Uffizien zurück. Der Walnußholzrahmen war so meisterhaft repariert, daß ich die Bruchstellen nur nach längerem Suchen entdeckte.
    Darraugh überreichte mir so schroff wie möglich ein Rückflugticket nach Mailand. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie sich einen Urlaub gönnen sollen. Besichtigen Sie das Haus Ihrer Mutter. Und wenn Sie schon mal da sind, können Sie gleich eine meiner Tochtergesellschaften außerhalb von Mailand besuchen. Ich brauche jemanden, der Italienisch kann und dort nach dem Rechten sieht. Ich schicke Ihnen die Einzelheiten morgen früh per Boten.«
    Was soll ich noch sagen? Vielleicht, daß gute Freunde Balsam auf die wunde Seele sind. Und daß Mitch -
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