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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht
Autoren: Sara Paretsky
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hineingezogen hätte.« »Ich weiß es nicht, aber Deirdre Messenger wäre trotzdem ermordet worden, und ich hätte sicher versucht, Emily Messenger zu beschützen. Was passiert jetzt übrigens mit Lamia?«
    »Home Free wird völlig umstrukturiert und erhält einen neuen Beirat. Tish Coulomb übernimmt die Leitung. Sie will den Obdachlosen wieder direkt Unterkünfte vermitteln; außerdem ist noch genug Geld da für ein letztes Bauvorhaben, und die Lamia-Frauen können mitbieten. Wir machen uns Hoffnungen.« Phoebe schwieg einen Augenblick, spielte an ihrem Weinglas herum und sprach dann schnell, fast ohne Luft zu holen: »Ich weiß, das letzte Mal war ich ziemlich wütend auf dich, aber würdest du vielleicht doch wieder einen Auftrag für mich übernehmen? Ich habe da einen heißen Tip - ein kleines biotechnisches Unternehmen, das ein paar Professoren aus der Pharmazie aufgezogen haben, aber ich hab' noch nie was von denen gehört. Ich würde dir sechshundert am Tag plus Auslagen zahlen.« »Kein Interesse.«
    »Vic, ich habe dir doch gesagt, daß es mir leid tut«, sagte Phoebe, fast wieder so arrogant wie immer, doch dann fiel ihr wieder ein, daß sie ja als Bittstellerin zu mir gekommen war, und lächelte. »Kein anderer Detektiv, mit dem wir zusammenarbeiten, ist so gründlich wie du. Wie lange würdest du dafür brauchen?«
    Ich überlegte. »Du könntest mir auch einen Gefallen tun: Sorge dafür, daß Ken Graham bei Tish Coulomb arbeiten darf. Wenn sie Home Free umorganisiert, braucht sie Hilfe. Wenn das klappt, denke ich über dein Problem nach - abe r das ist kein Versprechen.«
    Am nächsten Tag rief Phoebe mich an, um mir zu sagen, daß Ken anfangen könne, die Akten von Home Free auf Vordermann zu bringen. Ich riß mich zusammen und verfaßte einen Brief, den Ken seinem Bewährungshelfer vorlegen konnte. Darraugh war so erfreut darüber, daß er mir einen Scheck über zehntausend Dollar ausschrieb. Ich versuchte, ihn auszuschlagen, weil mir das zuviel für den Job erschien. Er gab sich knapp wie immer: »Ich weiß, was Sie durchgemacht haben, Vic. Mehr, als Sie glauben. Vor ein paar Wochen ist so ein Arschloch aus Gantners Büro, ein Eric Bündle oder Bindle oder so ähnlich, zu mir gekommen, um mir zu sagen, daß Kens Bewährung zurückgenommen wird, wenn ich Sie weiter beschäftige. Diese Drohung hat mir sehr mißfallen. Ich habe Sie damals nicht damit belästigt, aber als die Gant-Ag-Story ein oder zwei Tage später in allen Zeitungen stand, habe ich erst gemerkt, was Sie da eigentlich geleistet haben. Sie haben sich das Geld verdient. Lösen Sie den Scheck ein. Suchen Sie sich ein ordentliches Büro. Gönnen Sie sich einen Urlaub.« Ich löste den Scheck ein. Ich konnte sogar Mr. Contreras überreden, einen Tausender für seine Steuer anzunehmen. Ich brachte immer noch keine Energie zum Arbeiten auf, aber vielleicht hatte Darraugh gar nicht so unrecht mit seinem Vorschlag, ich solle mir einen Urlaub gönnen. In letzter Zeit hatte ich öfter mal Prospekte über die Reichenbach-Wasserfälle gewälzt.
    Ich ließ mir dieses Problem beim Joggen durch den Kopf gehen. Kurz darauf schaute Officer Neely überraschend vorbei. Sie wartete im Wohnzimmer auf mich, während ich mich duschte und Kaffee machte.
    Wir unterhielten uns ein bißchen über Emily, dann sagte Mary Louise Neely plötzlich: »Ich habe gekündigt. Ich habe begriffen, daß ich in einer Hierarchie, die ich nicht akzeptiere, nichts zu suchen habe. Was für ein Glück, daß Terry mein Vorgesetzter gewesen ist - er hat mir andere Aufgaben übertragen, aber er hat mich nicht verraten. Doch ich bin sicher, daß ich so eine Situation nicht noch einmal erleben möchte. Was ich eigentlich fragen wollte ... Warum ich zu Ihnen gekommen bin ... Es sind eine Menge Gerüchte im Umlauf darüber, daß Sie aufhören wollen. Das wollte ich Sie fragen.«
    Die Sache war ihr so peinlich, daß sie ganz rot wurde und mit der leeren Kaffeetasse herumspielte.
    Als ich ihr erzählte, was ich in der letzten Zeit getan hatte, atmete sie tief durch. »Ich möchte Ihnen etwas vorschlagen: Ich würde gern für Sie arbeiten. Wenn Sie sich einen Urlaub gönnen wollen, könnte ich sogar das Geschäft vorübergehend für Sie übernehmen. Ich habe Emily angeboten, daß sie mit ihren Brüdern bei mir wohnen kann. Sie ist einverstanden, und auch Eva Kuhn hält das für eine gute Lösung, insbesondere deshalb, weil Fabian die Kosten für ein Kindermädchen übernimmt.
    Fabian zahlt
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