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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht
Autoren: Sara Paretsky
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zurückgezogen und nichts mehr damit zu tun.
    Alec war ein bißchen naiv. Besonders verwirrt wurde er durch seinen langjährigen Freund Donald Blakely. Blakely hat offenbar einem der bei Home Fee beschäftigten Bauunternehmer einen Auftrag gegeben, der zu dem Mord an Deirdre Messenger geführt hat. Meine Familie und die Angehörigen meines Unternehmens hat es sehr bekümmert, daß ein Banker, dem wir alle vertraut haben, uns so hinters Licht führen konnte. Anscheinend hat Donald Blakely nicht nur unser Unternehmen, sondern auch seine eigene Bank - Gateway - für die Geldwäsche benutzt, die über Home Free abgelaufen ist.
    Als Mrs. Messenger das entdeckt hat, hätte sie zur Polizei gehen sollen. Statt dessen hat sie selbst heldenhaft Don zur Rede zu stellen versucht, was die tragischen Folgen hatte, die wir alle kennen. Ich werde Clive Landseer veranlassen, alles daranzusetzen, daß der Täter, Anton Radescu, seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Seinen Chef Gary Charpentier müssen wir wohl von jeder Schuld - außer der der Unwissenheit - lossprechen.«
    »Sehr geschickt«, sagte ich. »Denn sonst könnte der Heccomb Feuer unterm Hintern machen, und Heccomb wiederum könnte über den naiven Alec junior auspacken.« Gantner brächte mich mit einer gebieterischen Geste zum Schweigen. »Unter den gegebenen Umständen, Ms. Warshawski, halte ich es für ratsam, daß wir uns gegenseitig keine Anschuldigungen an den Kopf werfen. Eric?« Sie verschwanden so schnell, daß ich vorübergehend an ihrer tatsächlichen Anwesenheit zweifelte.
    Als Murray von der dreisten Verteidigungsstrategie der Gantners erfuhr, ließ er einen Wutschrei los. Er war in den Hinterhof gekommen, wo ich mit den Hunden Mr. Contreras zusah, wie er sich um seine Pflanzen kümmerte. Mein Nachbar legte die Hacke lange genug weg, um Murray von unserer Begegnung mit dem Senator zu erzählen - er freute sich wie ein Schneekönig über die Tatsache, daß er einen Logenplatz bei dem Ereignis gehabt hatte, während Murray sich weit weg im Schweiße seines Angesichts sein Brot verdiente.
    »Was für eine fadenscheinige Lügengeschichte«, meinte Murray, ohne den gehässigen Blicken Mr. Contreras' Beachtung zu schenken. »Gantner muß das ganze Justizministerium an der Kandare haben, wenn die ihm eine solche Geschichte abkaufen. Und mein Chef erklärt mir, daß die Fahrt raus nach Morris eine freiberufliche Einlage war. Das heißt, weitere Nachforschungen in dieser Richtung bezahlt er mir nicht.«
    »Soso.« Ich spielte mit Peppys Ohren.
    »Was willst du jetzt unternehmen, Warshawski?«
    »Am besten führen wir einen Regentanz auf. Beschwören wir doch alle Wasser des Himmels auf die Gantnerschen Maisfelder im Mittleren Westen herab.« »Mal im Ernst. Du kannst doch nicht untätig hier rumsitzen, während die mit der Gerechtigkeit Schindluder treiben.«
    »Das heißt also, ich soll dir gratis dabei helfen, die Story deiner Laufbahn zu schreiben. Ich mache nichts mehr - für niemanden, auch nicht, wenn ich eine größere Summe in bar geboten kriege.«
    Murray packte mich bei den Schultern und schüttelte mich. »Das geht doch nicht, Warshawski. Du kannst nicht einfach so aufgeben.«
    »Das sage ich ihr auch die ganze Zeit«, pflichtete ihm Mr. Contreras bei. »Wann haben Sie sich schon mal so unterkriegen lassen, Süße?«
    »Ich bin erschöpft. Ich habe einen Monat damit verbracht, mein Leben für ein abstraktes Konzept der Gerechtigkeit aufs Spiel zu setzen, und was kam am Ende dabei raus: Mein Freund hat mich verlassen. Geht doch zu einer von den großen Detekteien. Die arbeiten für Geld, deshalb zerbrechen die auch nicht an ihren Leidenschaften.«
    »Ach was, Warshawski. Nun spiel mal nicht Achilles - das ist eine Rolle für einen griechischen Adeligen, nicht für einen polnischen Dickschädel aus der Gosse.« Ich rief Peppy herbei und ging ins Haus. Natürlich war die Geschichte abscheulich, aber ich war völlig ausgelaugt.
    Wenn das keine Ironie des Schicksals war: Jetzt, wo ich nichts tun wollte, boten mir die Leute scharenweise Jobs an. Nicht einmal ein Treffen mit Phoebe Quirk inspirierte mich. Etwa eine Woche nach meiner letzten Unterhaltung mit ihr hatte sie mich zum Mittagessen im Filigree eingeladen. Sie wirkte dabei ganz untypisch gedrückt. Ich hatte sogar den Eindruck, als wolle sie sich entschuldigen. »Ich hab' dir ziemlich viele Probleme bereitet, stimmt's? Vielleicht hätte Conrad sich nicht von dir getrennt, wenn ich dich da nicht
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