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Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke

Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke

Titel: Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke
Autoren: Herrin von Vandalis
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sah. Das
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Sandra Henke
    Herrin von Vandalis
    Schlagen der Flügel gegen die Glasscheibe brachte mein Herz zum Rasen. Eine solche Kreatur konnte nicht wirklich existieren. Oder doch? Wieso blieb ich ungläubig, wo ich sie doch mit meinen eigenen Augen sah? Bücher, ja in Büchern hatte ich über sie gelesen, amüsiert Zeichnungen betrachtet, jedoch nie und nimmer in meinen kühnsten Träumen es in Erwägung gezogen, dass eine Harpye tatsächlich gemeinsam mit mir im Krisis Gebiet lebte.
    Es schien mir fast, als wollte sie mit ihren Flügelschlägen die Scheibe zerbrechen, um meinen zitternden Körper ergreifen zu können. Ich schrie auf. Ihre Klauen kratzten am Glas und die Haare auf meinen Unterarmen stellten sich auf. Nun wurde mir auch klar, warum sich vor allen Fenstern Gitterstäbe befanden. Bei meiner Ankunft hatten sie mir einen gehörigen Schrecken eingejagt, so dass ich noch nicht einmal wagte, meinen bis dahin fremden Vater nach dem Grund zu fragen. Doch später erfuhr ich,
    dass die Gitter zu meinem Schutz da waren, um die Dämonen fern zu halten. Vielleicht war mein Vater ein herzensguter Mensch und sein prüfender Blick nur Fürsorge. "Hau ab!", rief ich, doch die Harpye versuchte weiterhin in mein Gemach
    einzudringen.
    "Garstiges Vieh!" Endlich konnte ich meine Glieder wieder bewegen und hastete zum Vorhang, um den schweren Samt mit ungeheurer Kraft wieder vor das Fenster zu ziehen. Angewidert rümpfte ich die Nase. Wie konnte es nur eine Kreatur auf dieser Welt geben, die halb Vogel und halb Mensch war?
    Ich flog herum, als erneut qualvoll-lüsterne Schreie an meine Ohren drangen. Diese kehligen Laute kamen von einem Menschen innerhalb Vandalis. Was um Himmels willen ging in den Katakomben dieses Kastells vor? Ich musste es herausfinden! Schlafen würde ich eh nicht mehr können. Also lief ich barfuß und ohne eine passende Kleidung über mein Schlafgewand zu ziehen die Treppen meines Gemachs hinunter. Während meine linke Hand über die kalten Steine des Kastells glitt, umfasste meine rechte Hand eine der Fackeln, die jeweils an den Seiten des Abganges angebracht waren. In meinem weißen Gewand musste ich wie ein Geist aussehen. Ich verkniff mir ein Kichern, als ich erneut Stöhnen hörte.
    "Was machst du hier, Kind?"
    Ich zuckte zusammen, als hätte mir der leibhaftige Teufel seine Hand urplötzlich an
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Sandra Henke
    Herrin von Vandalis
    die Kehle gelegt.
    "Magolat, Ihr habt mich erschreckt! Ich zittere immer noch." Mit unschuldiger Miene hielt ich ihm meinen rechten Unterarm vor die Nase und hätte ihm beinahe mit der Fackel seine Haare angeflämmt. Zudem fürchtete ich, er würde meinen Lustsaft riechen, der an den Fingern klebte.
    "Du solltest in deinem Bett liegen und schlafen, Morgana. Lauf nicht mitten in der Nacht in solch einem Aufzug herum. Dein Vater würde das überhaupt nicht gut heißen!" Er runzelte mürrisch die Stirn.
    "Lieber, lieber Magolat. Ihr sagt ihm doch nichts oder?"
    Er knurrte und winkte ab. "Aber was um Himmels willen hast du hier zu suchen?" Ich überlegte kurz, ob ich ihm eine Lüge auftischen sollte, aber ich entschied mich für die Wahrheit. Vielleicht konnte er mir Genaueres über diese nächtlichen Schreie
    erzählen, die mir den Schlaf raubten. "Diese Wehlaute! Sie machen mich verrückt. Woher stammen sie?"
    Seine Augen wurden zu argwöhnischen Schlitzen. "Was redest du für einen Unsinn,
    Mädchen? Geh zurück ins Bett!"
    Ich konnte nicht fassen, dass er sie nicht hörte. "Aber lauscht doch nur in die Stille hinein, Magolat. Da sind sie wieder. Immer und immer wieder. Ich ertrage das nicht länger." Das frivole Stöhnen erwähnte ich lieber nicht. Es erregte mich, obwohl ich ahnte, dass das Böse sein lustvolles Spiel trieb, mit seinem Opfer und mit mir. Magolat umfasste meinen Oberarm und drängte mich rückwärts die Treppe hinauf. "Da ist nichts, außer das Gekreische der Dämonen und das Gejammer der Waldgeister."
    "Es kommt nicht von draußen. Es kommt von..."
    Er verstärkte seinen Griff und führte mich die ersten Treppenstufen zu meinem Schlafgemach hoch. "Du bist diese unmenschlichen Laute nicht gewohnt, bist gerade erst hergezogen. Schlaf schnell ein und du hörst sie nicht mehr!"
    Ich hielt ihm meine Fackel vors Gesicht, um ihm Einhalt zu gewähren. Mitten auf der Treppe blieben wir abrupt stehen. "Aber Ihr seid doch ein Zauberer der hohen Kunst. Habt Ihr etwa auch Angst vor den Monstern, die sich die Nacht zum Verbündeten gemacht
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