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Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke

Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke

Titel: Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke
Autoren: Herrin von Vandalis
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haben?"
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Sandra Henke
    Herrin von Vandalis
    "Ha!" Ein griesgrämiges Lächeln huschte über sein faltiges Gesicht. "Magolat hat vor nichts und niemandem Angst."
    "Habt Ihr sie denn schon einmal gesehen? Seid Ihr ihnen dort draußen begegnet?" Als wir Gejammer hörten, und diesmal meinte ich die Worte "Bitte nicht mehr. Ich bin schon ganz wund." zu verstehen, ließ Magolat meinen Arm frei und blickte sich irritiert um.
    "Geh jetzt schlafen, Morgana. Es wird Zeit, dass die Traumfeen dich in ihr Land entführen."
    Er wollte mich bis an die Tür meines Gemachs begleiten, aber ich winkte ab. Die Hoffnung, von ihm etwas über die schraurig schöne Welt außerhalb des Kastells zu erfahren, siechte dahin. Ich stellte die Fackel zurück auf ihren Platz an der Steinwand und erklomm artig die nächsten Stufen.
    "Ihr habt ja Recht, lieber Magolat. Gute Nacht."
    "Gute Nacht." Er sagte es beim Hinuntersteigen der Treppe und bog sogleich um die Ecke. Vandalis verschluckte ihn genauso schnell, wie es ihn ausgespuckt hatte.
    Die dicke Holztür schwang knarrend auf, als ich so tat, als würde ich mein Schlafgemach betreten. Doch nicht einmal die Fußspitzen berührten den Boden meines kleinen Reichs. Ich blieb auf der Treppe stehen, blickte immer wieder verstohlen über meine Schulter, um zu sehen, ob Magolat zurückkam, und ließ die Tür dann lautstark zufallen. Ein Wimmern drang an meine Ohren und ich machte mir ernsthaft Sorgen darüber, was der gequälten Kreatur zugestoßen war. Doch warum spürte ich dieses lustvolle Kribbeln zwischen meinen Schenkeln? Anstatt mich in meinem Bett zu verkriechen, verspürte ich eine zerstörerische Sehnsucht. Ich wollte dorthin, wo etwas schaurig Schönes geschah, das gleichzeitig einschüchternd und erregend war. Ich fühlte sie, die dunkle Seite in mir. Tief unten in den Katakomben Vandalis’ geschah etwas, das den dunklen Teil meiner Seele berührte. Noch konnte ich es nicht in Worte fassen, ich konnte es ja kaum selbst begreifen. Aber das Böse zog mich an. Etwas in mir regte sich, etwas, das bisher geschlafen hatte, und es ließ meinen Lustsaft fließen.
    Meine Hand griff nach einer der Fackeln, doch ich entschied mich für die Finsternis. Ich wollte nicht noch einmal auffallen, denn sonst konnte ich mein Vorhaben
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Sandra Henke
    Herrin von Vandalis
    endgültig begraben.
    Barfüßig schlich ich die kalten, steinernen Treppenstufen hinab und spürte bei jedem Schritt meine geschwollenen Schamlippen. Ich schaute vorsichtig um die Ecke. Keine Menschenseele war zu sehen. Meine Neugier konnte es kaum erwarten, das Geheimnis des Kastells zu lüften. Ich erschrak über mich selbst! Es war verwunderlich, dass dieses furchterregende Rätsel mir derart wohlige Schauer über den Körper jagte, anstatt mich unter meine Bettdecke zu treiben. Vielleicht war ich zu lange behütet gewesen und wollte dieses Abenteuer, das sich mir bot, nicht ungenutzt vorüber ziehen lassen. Meine kindliche Fantasie spielte mir Streiche, denn alles um mich herum schien Geheimnisse zu bergen. Selbst meine Mutter und mein Vater. Schweigen schien ein Wesenszug von beiden zu sein. Und eines Tages würde ich auch die Jagdgründe der Schattenwesen und Nachtgeschöpfe vor den Toren Vandalis’
    ergründen!
    Ich huschte um die Ecke, meinen Rücken an die kalten Wände gepresst. Meine Ohren führten mich zum Zentrum des Mysteriums, nicht ohne ein warnendes Klingeln
    ertönen zu lassen. Jeder qualvolle Schrei, jedes atemlose Stöhnen ließ mich erschaudern, mal erregt, mal ängstlich. Meine Beine zitterten nun stark. Ich schlang die Arme um meinen Körper. Auf welchen Wahnsinn ließ ich mich ein? Welcher Dämon hatte von mir Besitz ergriffen und trieb mich in die Arme des frivol Bösen? Als ein Gurren zu hören war, hockte ich mich und lauschte in die Dunkelheit hinein. Vielleicht reichten Geräusche, um das Geheimnis zu lüften. Aber musste ich diesem geschändeten Wesen nicht helfen? Mein Mut entwich durch meine verfrorenen Zehen, sickerte durch die Ritzen der Steine in den Boden ein und verschwand.
    Unsicher blickte ich zurück.
    Der Gestank von Zügellosigkeit lag in der Luft, aber auch Gefahr. Ich könnte in mein Schlafgemach zurückhasten und mich unter meiner Bettdecke vergraben. Ich könnte so tun, als wäre nichts geschehen. Unwissenheit kann ein Segen sein. Jemand bettelte leise um Gnade. Ich bekam eine Gänsehaut und begann zu frösteln, doch ich fröstelte vor Lust. Diese Gefühle durfte ich nicht empfinden! Das
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