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Engel auf Probe (German Edition)

Engel auf Probe (German Edition)

Titel: Engel auf Probe (German Edition)
Autoren: Day Leclaire
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Augen traten Tränen, als sie flüsterte: “So sei es!”
    Dann streckte Reed die Arme nach ihr aus und fuhr ihr zärtlich mit den Fingern über die Wange. “Es tut mir auch weh, Liebling.” Er sprach ganz leise und aus tiefstem Herzen. “Aber egal, was ich mir jetzt gewünscht habe, ich werde dich immer vermissen. Und das weißt du auch, nicht wahr?”
    “Ja, das weiß ich, Reed.”
    Sein Schmerz traf sich mit ihrem. Genauso würde sie sich fühlen, wenn ihre Zeit abgelaufen war – als hätte sie einen lebenswichtigen Teil von sich zurückgelassen. Angie schloss die Augen und genoss Reeds Berührung, kostete jede Sekunde mit ihm aus, da sie nur zu gut wusste, dass dies einer der wenigen Augenblicke war, die sie noch miteinander hatten.
    Am Montag kam Angie ganz früh ins Büro.
    Ihr war regelrecht zum Heulen zumute, weil sie wusste, dass ihre Mission nun bald zu Ende ging. Das Wetter tat ein Übriges, um ihre Stimmung auf den Nullpunkt zu bringen: Es regnete in Strömen.
    An diesem Morgen würde Angie zum letzten Mal erleben, wie sich auf Reeds Gesicht ein Lächeln abzeichnete, wenn er sie kommen sah. Zuerst zogen sich dann immer seine Mundwinkel nach oben, dann bildeten sich lauter kleine Fältchen um seine haselnussbraunen Augen, und schließlich schienen die goldfarbenen Flecken darin Feuer zu fangen.
    Heute würde Reed sie auch ein letztes Mal berühren, ein letztes Mal würde sie seinen Duft riechen und den rauen, tiefen Klang seiner Stimme hören.
    Bevor Angie die Tür zu Reeds Büro öffnete, betete sie darum, dass ihr der liebe Gott die nötige Stärke geben möge, damit sie die kommenden Stunden überstand. Als sie das Zimmer betrat, sah sie Reed am Fenster stehen, das auf den Fluss hinausging. Reed hatte ihr das Profil zugewandt und drehte sich auch nicht zu ihr. Anscheinend hatte er sie nicht hereinkommen hören. Angie blieb stehen, um Reed noch einmal eingehend zu betrachten. Obwohl er doch eigentlich erleichtert hätte sein sollen, weil ihm sein Wunsch bald erfüllt wurde, stellte Angie besorgt fest, dass Reed sehr angestrengt wirkte. Um seinen Mund hatten sich tiefe Falten gebildet, die das kantige Kinn noch mehr betonten. Er blickte starr in den Regen hinaus, und zwischen seinen Augenbrauen stand eine tiefe Falte.
    “Reed?”
    “Ich dachte, du seist schon gegangen”, sagte er nach einer Weile und wandte sich ihr zu, ohne dass sich seine Miene aufhellte.
    “Ich kann noch nicht gehen, Reed”, sagte Angie und dachte dabei, dass sie ihn ganz schrecklich vermissen würde.
    “Du trägst Weiß!”, erklärte er da plötzlich, als hätte er sie erst jetzt richtig wahrgenommen. “Ich bin schockiert.” Nun veränderte sich auch sein Gesichtsausdruck, und die nachdenkliche Traurigkeit darin wich einem spöttischen Lächeln. “Was für eine Sinneswandlung!”
    “Ich fürchte, die Tage, an denen ich Rot tragen durfte, sind vorbei.”
    “Warum?” Sofort wurde Reeds Gesicht wieder maskenhaft starr.
    “Du weißt, warum. Weil ich dich bald verlassen muss. Aber davor habe ich noch etwas zu erledigen.”
    “Falls du immer noch daran denkst, mir eine Frau zu suchen …”
    “Nein, nein”, unterbrach Angie ihn rasch und trat ganz ins Zimmer, blieb aber in einer gewissen Entfernung von Reed stehen. “Ich gebe zu, dass mein Auftrag, dein Leben mit Liebe zu bereichern, kläglich gescheitert ist.”
    “Nein, das stimmt nicht, Angie.” Ein merkwürdiger Ausdruck war plötzlich in Reeds Augen getreten. “Liebling, ich will nicht, dass du gehst.”
    “Leider haben wir beide keinen Einfluss darauf, was mit mir geschieht.” Angie kämpfte mit den Tränen, aber Reed zuliebe wollte sie stark sein. “Hör zu, Reed, ich muss mich bei dir entschuldigen.”
    “Es gibt nichts, was du dir vorzuwerfen hättest.”
    “Doch.” Angie ging nun ganz zu ihm, weil sie sich so sehr danach sehnte, ihm noch ein letztes Mal nahe zu sein. Eigentlich hätte sie bleiben sollen, wo sie war: am anderen Ende des Raumes – so weit weg von Reed wie möglich. Aber waren ihre Entscheidungen je vernünftig gewesen? “Ich hätte mich intensiver darum kümmern müssen, eine Frau für dich zu finden.”
    “Ich wollte ja gar keine.”
    “Aber du verdienst es, geliebt zu werden. Und die wahre Liebe existiert wirklich, Reed.” Als Reed etwas darauf erwidern wollte, hob Angie abwehrend die Hand und erklärte: “Ich weiß, ich habe dir gesagt, dass ich selbst nicht daran glaube. Aber ich habe mich geirrt.”
    “Geh nicht, bleib
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