Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel auf Probe (German Edition)

Engel auf Probe (German Edition)

Titel: Engel auf Probe (German Edition)
Autoren: Day Leclaire
Vom Netzwerk:
den Himmel geschafft. Wären ihre langen – früher knallroten – Fingernägel nicht gewesen, hätte sie es ganz vergessen können. Gutes zu tun war nämlich nicht gerade ihre Stärke. Dieser eine Zwischenfall, bei dem sie einem kleinen Menschen das Leben gerettet hatte, war eher einer Art geistiger Umnachtung zuzuschreiben gewesen. Mehr noch. Es hatte sich im Nachhinein als schlimmer Fehler erwiesen. Hätte sie vorher Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wäre sie nie vom Kai ins Meer gesprungen, um das Kind zu retten. Besonders wenn sie zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hätte, dass sie dabei ihr Leben lassen musste. Es war nämlich ein Scheiß… ein
schlechtes Gefühl
gewesen, mit nassen, strähnigen Haaren und vom Make-up völlig verschmiertem Gesicht das Zeitliche zu segnen. Ganz zu schweigen davon, was das Salzwasser mit ihrem Kostüm von Donna Karan angestellt hatte.
    “Miss Makepeace?” Angies Vorgesetzter Goodenkind stand an der geöffneten Himmelspforte. “Wie freundlich von Ihnen, doch noch zu mir zu kommen! Treten Sie näher.”
    Angie schlenderte betont locker durchs Himmelstor und dann ins Büro des Oberengels. Dabei warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu und fragte: “Hörte ich da etwa so etwas wie Sarkasmus in Ihrer Stimme, Good? Ich dachte, der sei mit all den anderen Lastern, die Spaß machen, von diesem heiligen Ort verbannt worden?”
    Goodenkind runzelte die Stirn. “Sagen wir einfach, Sie schaffen es immer wieder, mich zum Äußersten zu treiben, Makepeace.”
    “Das wundert mich nicht”, erwiderte Angie mit einem tiefen, kehligen Komm-in-mein-Schlafzimmer-Lachen, das genauso wenig in die himmlische Umgebung passte wie sie. “Diese Wirkung scheine ich auf die meisten Himmelsbewohner zu haben.”
    “Ja, das haben wir auch schon festgestellt”, stimmte ihr Goodenkind zu und deutet auf einen goldenen Stuhl. Als Angie nicht sofort Platz nahm, sagte Goodenkind ein wenig kurz angebunden: “Hinsetzen, Makepeace! Sie wissen doch, dass ich mich nie lange mit Formalitäten aufhalte.”
    “Deshalb müssen Sie sich auch immer noch um mich kümmern, nehme ich an”, erwiderte Angie und ließ sich gehorsam in den Stuhl sinken, den Goodenkind ihr zugewiesen hatte. “Ich gehe davon aus, dass ich herzitiert wurde, damit Sie mir die Leviten lesen.”
    Angie schnitt ein Gesicht, neigte den Kopf leicht zur Seite und richtete den Blick ihrer riesengroßen babyblauen Augen auf Goodenkind. In ihrem früheren Leben war das immer die Garantie dafür gewesen, sich auch die rechtschaffensten Männer geneigt zu machen. Dummerweise reichte der Effekt ihrer Kulleraugen nicht aus, um auch den Rechtschaffensten der Heiligen für sich einzunehmen.
    “Ich hab’s schon wieder vermasselt, stimmt’s?”
    “Wir haben bereits Dotty Dogooder hingeschickt, um wieder gutzumachen, was Sie in dem Restaurant angerichtet haben.”
    “Oh!” Angie schlug die Beine übereinander. “Hatte Chuck heute frei?”
    “Er heißt Charles, Miss Makepeace. Und Mr Crosstobear trägt immer noch an den Folgen der Aufräumarbeiten bei Ihrer vorletzten Mission im
Grand Majesty
.”
    “Ich scheine schwierige Situationen geradezu heraufzubeschwören.” Angie seufzte, lächelte gleich darauf aber wieder ganz charmant.
    “Mein lieber junger Engel, in diesem Hotel herrschte das reinste Chaos!”
    “Ich habe ein Händchen für chaotische Situationen”, musste Angie zugeben und klimperte dabei kokett mit den Wimpern.
    “Das stimmt.” Goodenkind seufzte. “Wobei wir wieder beim Thema wären.”
    “Werde ich rausgeschmissen?”
    Angie hatte ganz beiläufig geklungen, schließlich war ihr eigentlich von Anfang an klar gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor die himmlischen Heerscharen ihren Fehler bemerkten und sie wieder wegschickten – wohin auch immer.
    “Noch nicht, Makepeace.”
    Goods Aussage war Unheil verkündend, aber noch nicht die absolute Katastrophe. Erstaunt darüber, wie sehr sie Goodenkinds letzte Bemerkung trotzdem berührte, besah sich Angie erst einmal eingehend ihre Fingernägel, bevor sie fragte: “Also, Good, wie sieht unsere Abmachung aus?”
    “Unsere Abmachung? Nun, Sie bekommen noch eine letzte Chance, um wenigstens einmal eine Mission zu Ende zu führen.”
    “Die dreizehnte. Sollte das meine Glückszahl sein?” Angie lachte scheinbar unbekümmert. “Und was, wenn ich auch diese Mission in den Sand setze?”
    “Dann werden Sie sich für immer
vor
der Himmelspforte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher