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Engel auf Probe (German Edition)

Engel auf Probe (German Edition)

Titel: Engel auf Probe (German Edition)
Autoren: Day Leclaire
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wohl über mich lustig machen, überlegte Angie sofort und dachte aber gleich, dass so etwas für einen richtigen Engel ziemlich ungehörige Gedanken seien. Deshalb nahm sie sich zusammen, erwiderte fröhlich das Lächeln und setzte ihren Weg fort.
    “… Angie, Angie, Angie …”
    Während sie durch die heiligen Hallen eilte, klangen ihr Reeds letzte Worte immer noch im Ohr und ließen ihr Herz erbeben. Sie zwang sich schließlich, nicht weiter auf sein Rufen zu achten und so zu tun, als machte die schmerzliche Sehnsucht, die darin mitschwang, sie nicht unendlich traurig.
    “Ah, da sind Sie ja endlich”, riss Goodenkind sie aus ihren trüben Gedanken, während er sie wie immer an der Tür zu seinem Büro erwartete. “Also diesmal haben Sie ja wirklich den Vogel abgeschossen, Makepeace, und aber auch alles durcheinandergebracht!”
    “Aber … Ich habe Reed doch seinen Wunsch erfüllt.”
    “Nein, meine Liebe, das haben Sie nicht.”
    “Ich verstehe überhaupt nicht, was Sie meinen, Good.” Angie war total verwirrt. “Reed wollte seine Tochter, und die habe ich ihm …”
    “Sie sollten ihm die wahre Liebe schenken.”
    “Die wollte er aber nicht, sondern …” Da hörte Angie wieder Reeds sehnsuchtsvolle Stimme von jenem Tag am See, als er ihr das Schwimmen beigebracht hatte. ‘Ich weiß, dass es nicht richtig ist, einen Engel zu lieben. Dass ich nicht das Gefühl haben sollte …’ Und sie hatte ihm den Finger auf die Lippen gelegt, um ihn daran zu hindern, weiterzusprechen. Und doch hatte sein sehnsüchtiges Begehren so laut in ihrem Kopf nachgehallt, dass sie davon taub zu werden drohte. Aber sie war der Meinung gewesen, die Erfüllung dieses Wunsches sei unmöglich.
    Jetzt traten Angie Tränen in die Augen, und sie sagte mit gebrochener Stimme: “An jenem Tag am See hat er sich mich gewünscht, aber ich wollte ihm nicht zuhören …”
    “Ja, meine Liebe. Deshalb hat Sie auch Reeds Wunsch nicht erreicht, obwohl er so laut herausgeschrien wurde, dass der ganze Himmel davon widerhallte. Damit ist auch Ihre letzte Mission gescheitert. Aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Ihr ewiges Versagen nur daran liegen kann, dass Sie selbst die wahre Liebe nie kennengelernt haben.”
    “Mittlerweile weiß ich, was Liebe ist …”
    “Aber Sie haben noch nicht ausreichend Erfahrung damit gesammelt. Erst dadurch können Sie ein vollkommener Engel werden. Deshalb erfüllen wir Mr Hardings Wunsch, und wenn Sie zu uns zurückkehren, Angie, sind Sie vielleicht auch erfolgreich bei Ihren Missionen.”
    Erst allmählich begriff Angie, was Goodenkind ihr damit sagen wollte. Er wies ihr nicht einfach nur die Himmelstür, sondern ließ sie auf die Erde zurückkehren, zurück zu dem einen Mann, den sie wirklich von ganzem Herzen liebte. “Wie kann ich Ihnen nur danken”, sagte Angie stockend unter Tränen. Aber da ertönte wieder das Glockengeläut – sicheres Zeichen dafür, dass die Audienz beendet war.
    “Leben und lieben Sie lang und glücklich, Angie”, sagte Goodenkind noch. “Das ist alles, was ich von Ihnen verlange. Ohne Sie wird es hier oben nicht mehr das Gleiche sein.”
    “Freuen Sie sich nicht zu früh, Good!” Angies Tränen verwandelten sich nun in glückliches Lachen. “Ich komme bestimmt wieder.”
    “Da bin ich mir sicher”, sagte Goodenkind wie zu sich selbst und dann zu Angie gewandt: “Machen Sie’s gut, Miss Makepeace.”
    Angie beobachtete, wie Reed, Joel und Becca nach Hause kamen und den langen Gartenweg bis zur Eingangstür des Wohnhauses hinaufgingen. Es handelte sich dabei um ein schönes altes Gebäude im viktorianischen Stil, das von einem hübschen weißen Lattenzaun umgeben war. Lorraine öffnete die Tür, um die drei zu begrüßen. Nachdem Joel mit Becca auf dem Arm schon hineingegangen war, zögerte Reed noch und drehte sich schließlich langsam zum Gartentürchen um.
    Er konnte Angie nicht sehen, spürte plötzlich nur, dass sie da war. “Angie?”, fragte er mit heiserer Stimme in das Dunkel der Nacht hinein.
    “Hallo, Reed”, antwortete Angie und trat ins Licht der Veranda. “Hallo, mein Liebling.”
    Aber Reed rührte sich nicht, als fürchtete er, dass er ihr Abbild damit verscheuchen könnte. “Was machst du denn hier?”
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Angie, dass Reed sich gar nicht freute. Ihr Mund wurde ganz trocken, und sie antwortete: “Was ich immer tue.”
    “Draußen vor der Tür stehen?”
    “Ja.” Betrübt senkte Angie den Kopf.
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