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Engel auf Probe (German Edition)

Engel auf Probe (German Edition)

Titel: Engel auf Probe (German Edition)
Autoren: Day Leclaire
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zuverlässigen Halt. Dann fragte er sie: “Bist du immer so freundlich zu den Menschen gewesen?”
    Angie hielt sich an Reeds Schultern fest und machte mit ihm zusammen Schwimmbewegungen mit den Beinen, wobei sie sich der Nähe seiner sich in ihrem Rhythmus bewegenden Oberschenkel bewusster war als der Tatsache, dass sie tatsächlich ihre ersten Schwimmversuche unternahm. “Ich kann gar nicht gut mit Menschen umgehen.”
    “Natürlich. Hast du das denn noch gar nicht bemerkt? Du scheinst sie magisch anzuziehen.” Reed breitete Angies Lockenpracht wie einen Teppich auf dem Wasser aus. “Zunächst, glaube ich, wirkst du mit deinem Äußeren auf sie. Männer wie Frauen wollen sein wie du. Aber dann erkennen sie unter der schönen Hülle dein freundliches Wesen. Man könnte den Eindruck haben, als brenne in dir eine helle Flamme, die die Menschen anzieht.”
    “Das hat was damit zu tun, dass ich ein Engel bin, genauso wie die Sache mit der Handtasche.”
    Reed lachte herzlich. “Nein, mein Liebling, das liegt an dir. Das machen die Freundlichkeit in deinen Augen, dein warmes Lächeln, die sanfte Berührung deiner Hand und die Lebensfreude, die in deiner Stimme mitschwingt.”
    “Da irrst du dich aber gewaltig. Ich habe alles immer nur aus der Ferne betrachtet und mich nie irgendwo zugehörig gefühlt. Nicht wirklich.”
    “Du hast es dir nie gestattet, jemandem zu gehören.” Reed strich Angie eine Strähne aus der Stirn und umfasste ihr Gesicht, wobei er ihr mit den Daumen zärtlich über die Wange strich. “Man hätte dich mit Sicherheit hereingelassen, mein Liebling, wenn du nur gefragt hättest.”
    Die Wahrheit traf Angie hart und mit zerstörerischer Wucht. Sie hatte die Leute wirklich auf Abstand gehalten, weil sie solche Angst davor gehabt hatte, verletzt und zurückgestoßen zu werden. Deshalb hatte sie nie gewagt, die Hand nach ihren Träumen auszustrecken. Was für eine Verschwendung! Sie hatte ihr Leben vergeudet und sich selbst das Liebesglück versagt. Gütiger Himmel, was hatte sie sich da bloß angetan? Warum war sie so töricht gewesen, alles von sich zu weisen? Traurig ließ sie den Kopf hängen.
    “Du brauchst keine Angst zu haben, Angie. Sieh nur, Süße, sieh dich um.”
    Angie zwang sich, wieder Notiz von der Umgebung zu nehmen. Sie hatten sich ganz weit vom Ufer entfernt und trotzdem war ihr überhaupt nicht mulmig. Sie ließ sich von dem warmen, weichen Wasser tragen und fühlte sich in Reeds Armen so geborgen, dass sie sich kein einziges Mal umgedreht, kein einziges Mal gezweifelt und kein einziges Mal Angst gehabt hatte.
    Die Angst war
weg
. Reed hatte sie von ihr genommen. Vor Rührung traten Angie Tränen in die Augen, und im Schwimmen barg sie den Kopf an Reeds Schulter, um ihnen freien Lauf zu lassen. Sie weinte aus Erleichterung, weil ihre panische Angst vorm Wasser gewichen war, und aus Trauer über ihren Tod. Sie beweinte, was sie in ihrem kurzen Leben alles nicht gehabt hatte und dass sie so lange gebraucht hatte, um die wahre Liebe zu finden. Aber am meisten weinte sie darüber, dass es nun, da sie diese Liebe gefunden hatte, viel zu spät war.
    Reed hielt Angie tröstend im Arm und ermöglichte ihr so, ein wenig über ihren Kummer hinwegzukommen. Dabei dachte Angie, dass sie sich sogar daran später gern erinnern würde, nachdem sie von ihm gegangen war – an die Schönheit des heutigen Tages und Reeds Großzügigkeit.
    “Du brauchst keine Angst zu haben”, wiederholte er nun noch einmal, “nicht vorm Wasser und auch nicht vorm Leben. Keines von beiden kann dir jemals wieder wehtun.”
    “Ich vermisse das Leben, Reed”, flüsterte Angie traurig. “Ich vermisse es unheimlich.”
    Und dann schwammen sie langsam zurück zum Ufer. Reed half Angie aus dem Wasser, und nachdem sie sich wieder auf der Decke niedergelassen hatten, nahm er Angies Hand, hob sie an die Lippen und küsste sie. Dann drehte er sie um und beugte sich über die Handfläche, um auch darauf einen Kuss zu hauchen.
    “Warum tust du das?”, fragte Angie erstaunt.
    “Du hast mir einmal gesagt, dass dir noch nie jemand die Hand geküsst hat, und ich wollte nicht, dass du weggehst, ohne diese Erfahrung gemacht zu haben.”
    “Oh Reed!”
    “Oh Angie! Ich wünschte, du wärst nicht gestorben. Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Bedingungen kennengelernt. Du hast versucht, für mich die wahre Liebe zu finden, stattdessen habe ich dich gefunden.” Reeds Augen hatten einen Ausdruck angenommen, den
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