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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches
Autoren: Matthew Skelton
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die ich normalerweise unter dem Gürtel trug. Sie hatte sich schon vor langer Zeit in ein versiegeltes Büchlein verwandelt. Irgendwie musste sie sich während meiner Reise gelockert haben.
    Ich streckte die Hand danach aus, aber Ignatius war schneller. Er griff nach dem kleinen Buch, bevor der Abt oder ich es in die Hände bekamen.
    Hilflos musste ich zusehen, wie der alte Mann das Büchlein in den Händen drehte und vergebens versuchte, es aufzuschlagen. Er betrachtete die Schließen genauer. Aber was er auch damit anstellte, er konnte das kleine Buch nicht öffnen. Er legte die Stirn in Falten und warf mir einen misstrauischen Blick zu, als lauere der Teufel in meinen Augen.
    Theodoric, der belustigt die Bemühungen des Älteren verfolgt hatte, nahm ihm gelassen das Buch aus der Hand und zeigte es dem Abt. Er verlagerte mein Gewicht auf seinen Armen, deutete mit dem Finger auf den Namen, der auf dem Umschlag stand, und dann auf mich. Endymion Spring . Kein Wunder, dass er meinen Namen gewusst hatte.
    Der Abt nickte gedankenvoll, und nachdem er den Einband eine Weile betrachtet hatte, machte er eine schreibende Bewegung mit der Hand. Die Frage war klar: Er wollte wissen, ob ich lesen oder schreiben konnte.
    Theodoric zog die Schultern loch.
    Ich hatte keine Kraft, sie aufzuklären. Obwohl die Sonne warm zu den Fenstern hereinschien, hatte mich ein heftiger Schüttelfrost gepackt. Mein Gesicht war heiß und kalt und feucht, und am ganzen Körper hatte ich ein Gefühl, als hätte man mich durch Glassplitter gewälzt. Das kleinste Geräusch dröhnte mir wie Donner in den Ohren.
    Theodoric sah mich besorgt an, dann gab er mir mein Buch zurück, schloss mich fest in seine Arme und schritt eilends durch den Kreuzgang zum Krankenraum. Schwach umklammerten meine Hände das Buch wie eine zusätzliche Schließe.
    Wir kamen durch einem zweiten Torbogen mit eingemeißelten Löwenzähnen, und dann durchquerte Theodoric ein offenes Gelände mit verschiedenen Kräutergärten und ordentlich angelegten Blu-Von fern summte es aus lehmbeworfenen Bienenkörben. Die Luft war angenehm und duftete nach Honig, aber ich bemerkte es kaum. Immer tiefer versank ich in einem tödlich kalten Delirium.
    Als wir endlich den Krankenraum erreicht hatten, ein langes niedriges Gebäude in der Nähe der Latrinen, hatte mich das Fieber fest im Griff.

    In der Dunkelheit wartete Fust auf mich.
    Wie weit ich auch rannte, wie sehr ich auch zu fliehen versuchte, immer holte er mich ein, kaum dass ich die Augen schloss. Er schlich durch meine Träume wie ein Schatten und erfüllte mein Herz mit Angst. Ewig verfolgte er mich, ewig jagte er dem Buch nach ...
    Von Mainz aus war ich nicht nach Frankfurt und nicht nach Paris geflohen, wie sich Fust das wahrscheinlich vorstellte, sondern in ein hübsches kleines Dorf am Ufer des Rheins, wo Meister Gutenberg eine Nichte hatte: Eltville. Ein paar Tage versteckte ich mich dort in den Weinbergen. Dann, nachdem Peter Nachricht geschickt hatte, dass Fust Hals über Kopf in Richtung Paris zur Bibliothek von St. Victor aufgebrochen war, in der Hoffnung, mich unterwegs einzuholen, wandte ich mich nach Norden und machte mich widerstrebend auf meine Wanderung nach Oxford.
    Wochenlang hielt ich mich an die grünen Ufer des Flusses. Fust hatte eine Belohnung auf meinen Kopf ausgesetzt, und ich war nicht besser dran als ein gesuchter Verbrecher. Gasthäuser mied ich, da sie meistens von Läusen, Flöhen und Dieben heimgesucht wurden. Nachts legte ich mich zu den Kühen aufs Feld. Nirgendwo war ich sicher. Niemandem konnte ich trauen.
    Mein einziger Gefährte war das Buch, aber das enthielt keine Nachricht von Meister Gutenberg oder von Peter. Bei all seinei Macht konnte es mir diese beiden nicht zurückbringen. Trost fanc ich nur in der Vergangenheit, in den Erinnerungen an die, die ich zurückgelassen hatte.
    Als ich mich Costers Heimatland näherte, dem Geburtsort des Buches, dem Ort, an dem Coster den Drachen erschlagen hatte, fürchtete ich immer mehr, dass Fust mich am Ende doch eingeholt hatte. Sein Name kam oft über die Lippen der Menschen, denen ich in Wäldern und Dörfern begegnete, aber immer wurde er voll Abscheu und Misstrauen ausgesprochen. Sein Diebstahl war nicht in Vergessenheit geraten, er brannte wie eine Wunde in den Herzen von Costers Landsleuten. Doch selbst hier war das Buch nicht sicher. Haarlem war zu nahe an Mainz, und Fust hätte meinen Spuren zu leicht folgen können.
    Allein in den Tiefen der
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