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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit
Autoren: Stephan Klemann
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jetzt beeilen, damit sie noch pünktlich zur Premiere seines zweiten Films kamen.
    Der Tag auf der Eisenbahnbrücke, an dem er beinahe eine fatale Entscheidung umgesetzt hätte, lag mehr als ein Jahr zurück. Dank Andys Hilfe und dessen Geduld hatte sein Leben nicht so geendet, wie er es geplant hatte. Obwohl die Momente, in denen er sich an jenen Tag erinnerte, immer seltener wurden, hatte er niemals vergessen, welchen Anteil Andy daran hatte, dass er lernte, mit seinen Erinnerungen zu leben und die Selbstvorwürfe unter Kontrolle zu bringen.
    Natürlich hatten die Medien die eine oder andere Sache in die Öffentlichkeit gebracht, doch das Management hatte das Gröbste verhindern können.
    Seit dem besagten Tag hatte sich zwischen Andy und ihm eine tiefe Freundschaft entwickelt. In den Tagen und Wochen danach hatte dieser jede freie Minute mit ihm verbracht, hatte ihm immer wieder zugehört, ihn abgelenkt und auf andere Gedanken gebracht. Andy war immer für ihn da gewesen, wenn er den Wunsch verspürt hatte, zu reden oder nicht allein zu sein.
    Dennoch vermisste er Mike immer noch. Manches Mal, wenn er in der Sentimentalität alter Erinnerungen schwelgte, wenn irgendetwas ihn gedanklich in die gemeinsame Zeit zurückzog, spürte er den alten Schmerz in seinem Herzen. Aber wie Andy ihm immer wieder klarmachte, gehörte das dazu. Erinnerungen ließen sich nicht ausschalten, und so hatte er in den letzten Monaten gelernt, mit ihnen zu leben, sich auf seine Zukunft zu konzentrieren und damit auch die Kraft gefunden, die Ereignisse von damals zu verarbeiten.
    Er hatte sich auf seine Arbeit gestürzt und den zweiten Film, in dem er wieder die Hauptrolle gespielt hatte, fertig abgedreht. Heute Abend sollte die Premiere stattfinden. Er war, wie beim ersten Mal, ziemlich aufgeregt.
    Andy war mittlerweile zu einem festen Bestandteil seines Lebens geworden. Mit ihm verbrachte er mehr Zeit als mit irgendeinem anderen Menschen. Anfangs hatte er noch befürchtet, Andy könne das Interesse an gemeinsamen Unternehmungen nur vorspielen, um ihm bei der Bewältigung seiner Probleme zu helfen. Doch irgendwann hatte er gemerkt, dass sie tatsächlich auf einer Wellenlänge schwammen. Und nachdem Andy ihm offenbart hatte, ebenfalls schwul zu sein, waren sie noch bessere Freunde geworden. Er konnte ihn vermutlich deshalb so gut verstehen, was in ihm vorging.
    David hatte bereits vermutet, dass Andy schwul war, aber ihn nie danach gefragt oder Annäherungsversuche gemacht. Zum einen stand ihm nicht der Sinn nach flüchtigen Abenteuern, und zum anderen war ihm die Freundschaft zu Andy viel zu wichtig, als dass er sie dadurch gefährden wollte.
    „Beeil dich, David. Es ist schon spät!“, rief Andy aufgeregt und riss David aus den Gedanken.
    David verschwand im Schlafzimmer und kam wenige Minuten später wieder zurück. „Und? Wie sehe ich aus?“, erkundigte er sich.
    „Dreh dich herum“, forderte Andy ihn auf.
    David machte eine theatralische Drehung, um sich von allen Seiten zu zeigen. Er führte sie so schnell aus, dass er das Gleichgewicht verlor. Hätte ihn Andy nicht aufgefangen, wäre er zu Boden gefallen.
    Eine gefühlte Ewigkeit verharrte David in Andys Armen, und schweigend sah er ihm tief in die Augen.
    „Perfekt wie immer“, bestätigte Andy seine Feststellung mehr flüsternd als laut.
    David raunte ein „Danke“ zurück, und noch ehe er Andy die Gelegenheit gab, den ihm gewährten Halt aufzugeben, entschied er sich zu etwas, das er sich seit einiger Zeit sehnlichst wünschte. Etwas, das er sich aufgrund ihrer Freundschaft nicht zu trauen gewagt hatte.
    Er umfasste Andys Gesicht mit beiden Händen und zog ihn ganz nah an sich. Als Andy sich nicht dagegen wehrte und sich den Berührungen nicht entzog, beugte er sich noch weiter vor. Und endlich fanden sich ihre Lippen zu einem langen Kuss.

Danksagung
     
    Z unächst möchte ich meinen Eltern tiefen Dank aussprechen und ihnen aufrichtige Anerkennung zollen. Ihre Liebe, Fürsorge und die jederzeitige Hilfsbereitschaft haben mein Leben erst lebenswert gemacht. Sie sind die Fundamente meines Wesens und Voraussetzung dafür, dass ich mich zu dem Menschen entwickelt habe, der ich heute bin. Diese Werte waren die Bausteine der Brücke, die mich ins Selbstbewusstsein und unbeschadet in mein schwules Leben geführt hat. 
     
    Und dieses schwule Leben hat mir dann auch schließlich das größte Glück meines Lebens beschert: meinen Ehemann Daniel. Daniel, ich danke dir für all
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