Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit
Autoren: Stephan Klemann
Vom Netzwerk:
zu lassen, nicht nachgeben sollen. Er konnte zwar verstehen, dass Mike geschockt und enttäuscht war – schließlich musste er alles erst mal begreifen und verarbeiten –, und er hatte Mike sicher sehr wehgetan, das Geständnis zu hören und sich vorzustellen, was genau passiert sein mochte, aber dennoch hätte sich dieser zumindest einmal melden können.
    Vielleicht hätte er doch versuchen sollen, mit ihm zu reden, sein Bedauern noch mehr zum Ausdruck zu bringen und ihm wieder und wieder zu schwören, wie leid es ihm tat, was er getan hatte. Doch er hatte sich entschieden, Mike Zeit zu geben. Zeit darüber nachzudenken, wie er mit dem Seitensprung umgehen konnte, bis Wut und Enttäuschung abgeklungen waren.
    David hatte den Tag genutzt, seinem Körper die Umstellung auf die lokale Zeit durch ausgiebiges Schlafen zu ermöglichen. Dadurch war er auch den ständigen Fragen und Gedanken in seinem Kopf für einige Stunden entflohen. Doch seit er wach war, wollte er nur noch Mikes Stimme hören. Wieder nahm er das Telefon zur Hand und startete einen weiteren Versuch. Aber noch bevor er den Wählvorgang bestätigte, klopfte es an der Tür. Ungläubig starrte er für einige Sekunden in deren Richtung. War das …?
    Es klopfte erneut, und David erwachte aus seiner Lethargie. Mit wenigen schnellen Schritten war er an der Tür und riss sie auf.
    „Mike!“, rief er voller Hoffnung, erkannte aber im selben Moment seinen Irrtum. Zwei Männer standen vor ihm und sahen ihn prüfend an.
    „Guten Tag. Sind Sie Mr Edwards? … Natürlich sind Sie es. Ich kenne Sie aus dem Fernsehen“, sprach einer davon.
    „Ja“, antwortete David überrascht. „Und Sie sind?“
    „Ach ja … ich bitte um Verzeihung.“ Der Mann griff in seine Hosentasche, zog einen Ausweis heraus und hielt ihn David vors Gesicht. Der zweite tat es ihm gleich.
    „Ich bin Detective Ryser. Das ist mein Kollege, Detective Peters. Können wir reinkommen?“
    Die Marken in ihren Händen bestätigten David, dass sie von der Polizei kamen. Er nickte und hielt die Tür auf. Hinter ihnen schloss er sie wieder.
    „Was kann ich für Sie tun?“, erkundigte er sich.
    Detective Ryser räusperte sich und warf seinem Kollegen einen kurzen Blick zu. „Mr Edwards, kennen Sie einen Mike Tanner?“, fragte er.
    Davids Herz schien stehen zu bleiben. „Ja, ja sicher kenne ich Mike. Was ist mit ihm? Warum …“
    „In welchem Verhältnis stehen Sie zu Mr Tanner?“
    David wurde nervös. Irgendetwas stimmte nicht. Warum fragte die Polizei nach Mike? Und was sollte er antworten? Konnte er sich einfach so outen, nachdem selbst sein Manager ihm davon vorerst abgeraten hatte?
    „Mike ist … ein Freund … genauer gesagt, er ist … mein Freund. Wir … wir sind ein Paar“, murmelte David schließlich und hoffte, mit dem Geständnis keinen Fehler begangen zu haben.
    Der Polizist nickte verstehend, ohne darauf näher einzugehen. Zumindest versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Die gegebenen Umstände verlangten von ihm Professionalität. „Wann haben Sie ihren Freund zuletzt gesehen?“
    David konnte seine Aufregung nicht mehr unter Kontrolle halten. „Warum stellen Sie mir diese Fragen? Warum sind Sie hier? Ist irgendetwas mit Mike? Nun reden Sie schon! Was ist los?“
    Die Polizisten sahen sich erneut kurz an. Dann sprach Detective Ryser weiter. „Mr Edwards, bitte setzen Sie sich und bleiben Sie ruhig.“
    „Ich will mich nicht setzen! Sagen Sie mir endlich, was los ist!“, rief David ärgerlich, weil der Polizist so herumdruckste.
    „Es tut mir leid, Mr Edwards. Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass ihr Freund einen Unfall hatte. Ich bedauere, aber Mike Tanner ist dabei ums Leben gekommen“, erklärte der Detective vorsichtig. Trotz seiner langen Berufserfahrung überbrachte er solche Botschaften noch immer ungern. Außerdem war David Edwards ein Promi.
    David starrte die beiden Männer ungläubig an. Fassungslos hämmerte sich die Gewissheit dessen, was er gehört hatte, langsam in sein Gehirn.
    Mike war tot!
    Er spürte, wie sein Körper zu zittern begann und seine Beine versagten. Er musste sich jetzt doch hinsetzen.
    „Was? ... Wie konnte ... Was ist denn passiert?“ Verwirrt stotterte er vor sich hin und ließ sich auf die Couch fallen. Die Welt um ihn herum schrumpfte immer mehr in sich zusammen.
    „Mr Edwards. Das ist nicht alles. Bei ihrem Freund wurde ein Abschiedsbrief gefunden. Es sieht alles danach aus, als habe Mr Tanner Selbstmord begangen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher