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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit
Autoren: Stephan Klemann
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vor.“
    „Das ist lieb von dir, aber ich habe schon so viel Zeit von dir in Anspruch genommen.“
    Andrew schüttelte energisch den Kopf. „Ach, Quatsch! Ich habe doch gesagt, dass ich nichts vorhabe, und ich hätte kein gutes Gefühl, wenn du jetzt zu Hause allein bist. Nachher kommst du wieder auf dumme Gedanken.“
    David atmete tief ein. Auf dumme Gedanken würde er sicher nicht mehr kommen, aber die Vorstellung, jetzt allein zu sein und sich weiter der Flut seiner Erinnerungen und Selbstvorwürfe zu stellen, gefiel ihm nicht sonderlich.
    „Warum tust du das? Wir kennen uns doch kaum, und du bemühst dich so. Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe“, fragte er zum wiederholten Mal.
    Andrew grinste. „Ich bin halt ein guter Mensch.“
    David schmunzelte gequält. „Das stimmt wohl. Also, wenn du willst und es mit meiner Stimmung noch etwas aushalten kannst, bitte ich dich, noch reinzukommen.“
    Andrew nickte und verließ gemeinsam mit David das Auto.
     
    Seit über zwei Stunden saßen sie nun bereits am Tisch in Davids Küche. Andrew hörte sich geduldig an, was David ihm über sich, seine Vergangenheit und Probleme, die fast in einer Katastrophe geendet hätten, weitererzählte.
    „Jetzt kennst du die ganze Geschichte.“ David machte eine Pause und wartete auf eine Reaktion von Andrew. Aber dieser schwieg.
    „Du sagst ja gar nichts! Hat es dir die Sprache verschlagen? Du hältst mich sicher für einen kompletten Idioten.“
    Andrew verneinte kopfschüttelnd. „Was könnte ich dir jetzt Sinnvolles sagen? Was auch immer ich dir entgegnen würde, egal, ob ich dich für einen Idioten halte oder dir sage, dass das doch alles wieder in Ordnung kommen wird, nichts von dem würde dir wirklich helfen. Die Lösung deines Problems kann nur aus dir selbst kommen. Und das wird sicher Zeit brauchen. Ich kann jetzt verstehen, warum du ... na ja, warum du heute Morgen auf der Brücke gestanden hast.“
    David seufzte laut. Die Erkenntnis, beinahe einen großen Fehler begangen zu haben, hatte sich in ihm durchgesetzt. „Weißt du, ich wollte doch nur ehrlich sein, wollte meinen Fehler wieder gutmachen, mich entschuldigen. Ich konnte doch nicht wissen, dass Mike so reagieren würde. Ich habe keine Ahnung, wie ich damit in Zukunft umgehen soll.“
    „Immerhin sprichst du jetzt wieder von einer Zukunft. Von deiner Zukunft. Das ist doch schon mal ein Anfang … Erwarte aber nicht zu viel, und erwarte es nicht zu schnell. Es wird dauern. Und es wird auch sicher noch lange wehtun. Was du erlebt hast, steckt man nicht so einfach weg.“
    David nickte, und wieder stiegen Tränen in ihm hoch.
    Andrew stand auf und ging um den Tisch herum. „Komm her!“
    Er breitete seine Arme aus und bot David an, ihn zu umarmen, um ihm etwas Trost und vielleicht auch Aufmunterung zukommen zu lassen. Oder zumindest das Gefühl, nicht allein zu sein.
    David sah ihn mit tränenverschwommenen Augen an. Dann erhob er sich und nahm Andrews Angebot an. Es tat so gut. Die Umarmung, das Festhalten, und vor allem die Tatsache, dass Andy ihn nicht mit einfachen, wenn auch gut gemeinten Ratschlägen überzeugen wollte. Es half ihm zu akzeptieren, dass es richtig gewesen war, heute Morgen sein Leben nicht zu beenden.
    „Ja, es tut weh. Und wie. Ich habe Mike so sehr geliebt“, wisperte David an Andys Schulter.
    „Und du wirst ihn auch immer lieben! Er war ein Teil deines Lebens, vielleicht sogar der wichtigste. Das kann dir keiner nehmen. Und du solltest es dir auch nicht nehmen lassen, ihn nie vergessen, nie aus deiner Erinnerung streichen. Du wirst im Laufe der Zeit lernen, mit der Erinnerung an ihn, an eure gemeinsame Zeit und was alles passiert ist, zu leben.“
    David nickte, löste sich schließlich aus Andrews Umarmung und sah ihn an.
    „Ich danke dir, Andy. Ich bin so froh, dass wir uns getroffen haben und du mich gerettet hast. Du warst wirklich ein große Hilfe!“
    Andrew hob verwundert die Augenbrauen. „Ich war? Schmeißt du mich raus?“
    „Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Entschuldige bitte. Du bist eine große Hilfe, und ich hoffe, dass ich irgendwann wieder gutmachen kann, was du heute für mich getan hast.“

Epilog
     
    E in Jahr später
     
    „Hi Andy, schön dich zu sehen. Komm rein. Ich muss mich nur noch schnell anziehen, dann können wir los.“
    David war gerade aus der Dusche gekommen und hatte sich nur ein Handtuch umgebunden. Wieder einmal hatte er viel zu viel Zeit im Bad verbracht. Er musste sich
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