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Endstation Rußland

Endstation Rußland

Titel: Endstation Rußland
Autoren: Natalja Kljutscharjowa
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russischen Fragen sind die alten geblieben: Was tun? Wer ist schuld? Nach der Lektüre von Kljutscharjowas Roman stelle ich mir noch eine weitere Frage: Warum? Warum ändert sich seit Jahrhunderten nichts? Wozu steigen die Menschen in die Hölle hinab, wenn sie von dort mit leeren Händen wieder zurückkehren? Sie träumen vom Glück, sogar vom Glück aller, aber das simple normale Leben funktioniert nicht. Es scheint, als lebten sie nur, um sich im Eisenbahnwagen auszusprechen.
    Was mich dennoch ermutigt – die neuen Autoren erzählen davon mit einem traurigen Lächeln, mit Ironie und erstaunlicherweise auch mit Optimismus.
    Berlin, September 2009

    * Den Originaltitel Rossija: obščij vagon hätte man mit »Rußland: offener
Abteilwagen« übersetzen müssen. Es handelt sich um die billigste Art, in Rußland Bahn zu fahren. (Anm. d. Ü.)

    Die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch, 1948 geboren, befaßt sich in ihrer auf Interviews und Recherchen gegründeten dokumentarischen Prosa mit den Traumata der postsowjetischen Gesellschaft. Ihre Bücher über den Afghanistankrieg nach der sowjetischen Invasion ( Zinkjungen , 1992), über russische Selbstmörder ( Im Banne des Todes , 1994) oder Kinder im Zweiten Weltkrieg ( Die letzten Zeugen , 2005) machten sie weltbekannt. Für Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft (1997) wurde sie 1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Zur Zeit arbeitet sie an einem Buch über Lebensläufe der Stalinzeit.

Anmerkungen der Übersetzerin
    19 Verrückte Tage Anspielung auf den Roman Verfluchte Tage (1935) von Iwan Bunin (1879–1953). Bunin emigrierte nach der Oktoberrevolution nach Frankreich.

    20 f. Boris Sawinkow (1879–1925) russischer Terrorist,
    Sozialrevolutionär. Sein literarisches Pseudonym lautete W. Ropschin. 1917 erschienen seine Erinnerungen eines Terroristen , in denen er
    auch seinem Freund, dem Attentäter Iwan Kaljajew, ein Denkmal setzte.

    21 Schnepfenfeld russ. Kulikovo Pole; Ebene südöstlich von Tula, am
    oberen Don. 1380 erkämpften hier russische Truppen unter dem Großfürsten Dmitri Donskoi den ersten bedeutenden Sieg über das Heer der Goldenen
    Horde.

    22 himmelblaue Uniformen Anspielung auf Lermontows Gedicht »Leb wohl,
    ungewaschenes Rußland«.
Piter umgangssprachlich für Sankt Petersburg.

    23 Ihn suchte die Feuerwehr und die Miliz Anspielung auf Samuil
    Marschaks Gedicht »Geschichte eines unbekannten Helden«.

    26 Und auf des Thrones morschen Trümmern Anspielung auf Puschkins
    Gedicht »An Tschaadajew«. Die Schlußzeilen lauten: Und auf des Thrones morschen Trümmern wird unser Name leuchtend stehn! Dt. von Friedrich
    Fiedler; zit. nach Alexander Sergejewitsch Puschkin, Gedichte. Berlin 1985.

    29 wie Limonow schrieb Eduard Limonow, geb. 1943, emigrierte 1974 in
    die USA, kehrte 1991 nach Moskau zurück. Sein bekanntester Roman Eto ja, Edička erschien 1979 in New York (dt. Fuck off,
    America! «). Gründete 1993 die Nationalbolschewistische Partei Rußlands.

    32 Sascha Sokolow geb. 1943, bekannt geworden mit dem 1976 erschienenen
    Roman Škola dlja durakov , dt. Die Schule der Dummen , 1977.

    43 Ach, frischer Wind … populärer Schlager der achtziger Jahre.
Fräulein Bock … Hausbock Gestalt aus »Karlsson vom Dach« von Astrid Lindgren.

    48 Karobube eine nach der gleichnamigen Ausstellung von 1910 benannte
    Gruppe von russischen Avantgarde-Künstlern. 2005 zeigte eine Ausstellung in Moskau die wichtigsten Werke dieser Künstler erstmals wieder
    zusammen.
die heiligen Märtyrer Abel und Limonow Wladimir Abel: Aktivist der Nationalbolschewistischen Partei.

    50 Michail Krug russ. Liedermacher (1962–2002), Verfasser
    machistischer »Kriminellenlyrik«, propagiert konservative Werte.

    54 Die Gesellschaft des Spektakels La Société du spectacle (1967;
    dt. 1978) von Guy Debord (1931–1994), Mitbegründer der situationistischen Internationale. Seine Theorie des Spektakels ist eine radikale Analyse
    der kapitalistischen Gesellschaft.
unter dem Pseudonym »Ropschin« vgl. Anm. zu S. 20 f.
Limonka Zeitung der Partei der
    Nationalbolschewiki.

    55 Wächter der Nacht Roman von Sergej Lukjanenko (geb. 1968), erster
    Teil der gleichnamigen Trilogie, 2005 erschienen, in der Verfilmung erfolgreich. Fabrika swjosd wörtlich: Sternenfabrik, Fabrik der Stars;
    die russische Variante der öffentlichen Superstar-Suche im Fernsehen.

    56 Woschtschew Gestalt aus Andrej Platonows Roman Die Baugrube
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