Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
ein Gebrauchtes zugelegt. Der Rahmen war nicht hoch genug und auch sonst hatte er einiges daran auszusetzen. Obwohl es schon ziemlich dunkel war, ließ er das Licht aus.
    Nach Sonnenuntergang war die Luft frisch. Walde bereute, keine Kappe über die nassen Haare gezogen zu haben. Nach zehn Minuten Fahrt erreichte er die Baustelle, vor deren Absperrung sich eine kleine Menschenansammlung gebildet hatte.
    Harry hielt das rotweiß gestreifte Plastikband hoch, als er den sich durch die Gaffer drängenden Walde erkannte.
    »Wie war die Wanderung?«, begrüßte er seinen Chef.
    »Gut, wo ist es?« Walde lehnte sein Rad gegen eine Baubude und sperrte es ab.
    »Was ist denn mit deinen Haaren passiert?« Harrys Blick wanderte zum Boden, wo er mit einem Schuh über kleine Steinchen scharrte.
    »Die sind nass, Grabbe hat mich aus der Wanne geholt. Was läuft hier eigentlich?«
    »Du hättest nicht zu kommen brauchen.« Harry wirkte verlegen.
    »He, ich weiß, dass ihr auch ohne mich zurecht kommt, aber wenn ich nun mal da bin … So, gehen wir!«
    »Es ist da hinten«, Harry zeigte auf Zelte und einen kleinen Bagger in etwa zehn Meter Entfernung. Keine Menschenseele war dort zu sehen. Walde glaubte, Grabbes Stimme zu hören.
    Harry deutete auf die Leute vor dem Absperrband: »Ich muss leider hier bleiben. Du siehst ja, sonst kommen die alle hier aufs Gelände.«
    »Keine Schupo hier?«, fragte Walde
    »Nee, ging nicht.«
    »Rettungskräfte, Notarzt und so weiter?«
    »Der Fall liegt irgendwie anders.« Harry scharrte schon wieder mit dem Fuß Steine weg.
    Jetzt roch Walde Harrys Alkoholfahne: »Was heißt irgendwie anders?«, Walde dehnte die Worte. »Was läuft hier?«
    »Das Museum untersucht zur Zeit das Gelände nach römischer Besiedlung und so, bevor neu gebaut wird.«
    »Das meine ich nicht, hier ist doch was faul«, Walde wurde sauer.
    »Geh’ doch hin und guck’ es dir selbst an!«, sagte Harry, schaute ihm für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen und zuckte dann resigniert die Achseln.
    Walde musste auf dem Weg zu den Zelten über mehrere kleine, nicht abgesicherte Gräben hinwegsteigen. Es war inzwischen so dunkel, dass er erst, als er die Zelte erreichte, den Bretterweg erkannte, der sich über das Gelände schlängelte.
    An der offenen Seite eines der Zelte, die als Schutz gegen Sonne und Regen dienten, standen zwei Gestalten nebeneinander mit weit nach vorn gebeugten Oberkörpern.
    Als sie Walde hörten, drehten sie sich kurz um und kicherten. Es waren seine Kolleginnen Monika und Gabi. Letztere gehörte nicht zum Morddezernat, sondern war bei der Sitte.
    »Wo ist Grabbe?«, fragte Walde.
    »Psst, stör’ ihn nicht!«, zischte Gabi, legte einen Finger vor den Mund und deutete nach unten.
    Dort bewegte sich eine Gestalt mit platschenden Geräuschen langsam einen tiefen Graben entlang.
    »Meine Taschenlampe ist ausgefallen«, rief jemand von unten. Das Wort ›Taschenlampe‹ hörte sich im höchsten Maße nach Lallen an.
    Monika und Gabi pressten sich kichernd die Hände vor die Münder und stolperten ein paar Schritte nach hinten. Dabei taumelte Gabi gegen Walde. Ihre knochige Schulter stieß an seine Brust. Walde hielt sie fest, damit sie nicht stürzte.
    »Du hättest schon früher da sein sollen!«, säuselte sie ihn an.
    Walde musste das Gesicht wegdrehen, so unerträglich schlug ihm ihre Schnapsfahne entgegen.
    »Hatten wir schon mal?«, Gabi schaute zu ihm hoch. »Ich meine, wir beide, das Vergnügen miteinander?«
    Walde ließ sie los.
    »Och«, beschwerte sich Gabi, »gerade war es so gemütlich.«
    »Was ist denn, ich seh’ nix?«, rief die Stimme aus dem Graben.
    Es platschte heftiger. Grabbe war offensichtlich ausgerutscht und ins Wasser gestürzt.
    Die beiden Frauen trippelten auf der Stelle und versuchten mit größter Anstrengung einen Lachanfall zu vermeiden.
    »Bääh«, kam Grabbes angewiderte Stimme von unten. »Ich bin auf sie gefallen.«
    »Auf was?«, fragte Walde in den Graben hinunter.
    »Auf … es ist eine Frau … Ah … Ihr Schweine! Sauerei …«
    Gabi und Monika lachten schallend los und fielen sich in die Arme. Dabei torkelten sie nach hinten und kamen nur knapp vor einem kleineren Graben zum Stehen.
    »Nun sagt schon, was los ist«, drängte Walde.
    »Warte, bis Grabbe wieder hoch kommt, der kann dich aufklären.« Gabi hakte Monika unter. »Wir gehen noch einen Klitzekleinen trinken.«
    »Tschöööh«, grölte Monika.
    Unten im Graben ging das Platschen und Fluchen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher