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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Schnauz.
    »Weiß nicht.«
    »Wo ist er denn?«
    »Wandern. Hast du es über sein Handy versucht?«
    »Hab’ ich schon, ist abgeschaltet.«
    »Worum geht’s denn, wo bist du?«
    »In Mehring, da ist ein Frachter voll gegen einen Brückenpfeiler gedonnert, hier ist ein riesiges Spektakel am laufen. Ich glaub’, der Kahn geht trotzdem bald unter.«
    »Kannst du Fotos machen?«
    »Klar mach ich die!«
    »Morgen versuche ich, Uli zu erreichen, halt’ mich auf dem Laufenden!«
    Der Schnauz sagte noch etwas, aber Elfie konnte ihn nicht mehr verstehen und legte auf.
    »Ist was passiert?«, erkundigte sich Marie, als sie die knarrende Treppe hinauf stiegen.
    *
    Vom Saartal wehte ein warmer Wind zu ihnen herauf. Es war der dritte Tag, an dem sie unterwegs waren. Morgen würde ihre Wandertour schon wieder zu Ende sein.
    Walde hatte sich lange darauf gefreut, so wie die drei anderen auch, mit denen er schon seit vielen Jahren im Frühjahr eine mehrtägige Wanderung unternahm.
    Der Weg war so schmal, dass sie hintereinander gehen mussten.
    Walde hielt sich dicht hinter seinem besten Freund Jo und klopfte an den großen Rucksack auf dessen Rücken: »Was schleppst du in diesem Monstrum mit?«
    Jo nahm die Augen nicht von dem steilen Pfad, der sich zur Saar hinunterschlängelte: »Bananen, Handy, Zelt, Schlafsack, Brockhaus, Laptop, Spirituskocher, Klappspaten, Kondome …«
    »Erinnert mich an meinen Interrailtrip.«
    »Die Kondome?«, fragte Jo.
    »Nein, dein großer Rucksack. Nur mit dem Unterschied, dass es damals nicht nur eine Dreitageswanderung, sondern eine Dreimonatstour quer durch Europa …«
    »War das die, wo du schon in Stuttgart hängen geblieben bist?«, unterbrach ihn Jo.
    »Nach Athen, Amsterdam und Alcesiras für 300 Mark war für einen armen Studenten supergünstig«, antwortete Walde.
    »Stuttgart hätte höchstens dreißig Mark gekostet.«
    »Ich wollte ja dort nur einen kurzen Zwischenstopp einlegen.«
    »Und nach drei Monaten war das Ticket abgelaufen, und dann hat das Mädel dir den Laufpass gegeben.«
    »Die Semesterferien waren vorbei, ich musste zurück …«
    Uli rief ihnen zu. »He, ihr da oben, streitet ihr schon wieder?«
    Sie schlossen zu Uli und Karl auf, die weiter unten neben einer Schieferhalde auf sie warteten.
    »Eine Kreuzotter«, Uli deutete auf eine tote Schlange zwischen den Steinen.
    Jo schnallte den Rucksack ab und kramte seine Kameratasche hervor. Uli verdrehte die Augen, als er sah, wie Jo einen Objektivköcher öffnete: »Soll ich noch ein Stativ aufbauen oder soll Walde gleich die Spurensicherung rufen?«
    Walde knipste Uli ein Auge und ließ sein Handy unauffällig in Jos Rucksack gleiten.
    Die drei marschierten weiter und ließen Jo mit der Kreuzotter zurück. Unten am Saarufer warteten sie auf ihn. Als Jo sie einholte, hatte er die Kamera um den Hals gehängt.
    »Und, hast du die Schlange im Kasten?«, fragte Uli.
    »So ähnlich, es war zu dunkel …«, brummelte Jo. »Bleibt mal so, ich mach’ ein Gruppenfoto.«
    »Ich hab’ Durst«, maulte Uli.
    »Dauert nur eine Minute«, Jo ging vor der Ufermauer in die Hocke, schaute durch den Sucher und stellte dann die Kamera auf die Mauer. Er spannte den Selbstauslöser und hechtete zu der Gruppe. Noch bevor die Kamera klickte, piepte leise ein Handy.
    Die vier verharrten einen Augenblick mit eingefrorenem Lächeln, dann löste sich die Gruppe aus der zusammengerückten Position.
    »Geht denn niemand ran?«, fragte Jo nach einer Weile. »He, Walde, ist bestimmt für dich.«
    »Hört sich an, als käme es aus deinem Rucksack«, antwortete Walde.
    »Ist nicht möglich, ich habe kein Handy.« Jo packte seine Kamera in den Rucksack und hielt plötzlich inne: »Seit wann ist das da drin?«
    Er holte weit aus, als wolle er Waldes Handy ins Wasser werfen. Das gedämpfte Klingeln ging weiter.
    »Meins läutet«, Uli hatte sein Telefon aus dem Rucksack genommen. Nach den ersten Worten entfernte er sich ein paar Schritte, um dann ein angeregtes Gespräch zu führen.
    »Ist was passiert?«, fragte Jo, als Uli zurückkam.
    »Ein Kahn hat auf der Mosel bei Mehring einen Brückenpfeiler gerammt und ist mit dem gesamten Pumpen-Equipment der umliegenden Feuerwehren abgesoffen.«
    »Und dich informiert keiner?«, wandte sich Karl an Walde.
    »Höchstens, wenn es Tote gegeben hat.«
    »Gab es Tote?«
    »Die Besatzung soll um Haaresbreite davongekommen sein«, Uli schüttelte den Kopf.
    »Bedeutet das, du musst zurück?«, fragte Karl.
    »Wir gehen
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