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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer
Autoren: Jógvan Isaksen
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Wagen, die kamen und gingen, hatten die Scheinwerfer an.
    »Hier ist Karl.«
    »Hier ist Hannis …«
    »Wo hast du dich herumgetrieben?«, unterbrach er mich.
    »Duruta hat angerufen und mir etwas von einer Grotte bei Sjeyndir erzählt, in der ein U-Boot voller Gold gelegen hätte, die Männer vom Schoner aber damit abgehauen seien. Sie hat noch mehr gesagt, aber wie hängt das alles zusammen?«
    »Das will ich dir gern erzählen«, entgegnete ich. »Komm zu Duruta nach Hause, dann wirst du es erfahren.«
     
    Als Duruta um Viertel nach drei kam, hatte Karl die ganze Geschichte erfahren und seit einer Weile bereits mit mir überlegt, was man tun konnte. Er hatte im Landeskrankenhaus angerufen und man hatte ihm gesagt, dass ein junger Mann aus Paraguay auf der Unfallstation gewesen war, ihn aber irgendjemand wieder abgeholt hatte. Nein, er hatte sich nicht die Beine gebrochen, hatte sich jedoch einen Fuß verletzt, als er einen Berghang hinuntergefallen war, und die rechte Hand war auch arg in Mitleidenschaft gezogen. Im Hafenamt erzählten sie Karl, dass die Eva in der Vágsbotnur lag, aber am Abend oder in der kommenden Nacht, wenn sie mit der Proviantierung fertig waren, in See stechen wollte.
    Es gab keine Zeit zu verlieren. Aber zunächst musste ein Hindernis aus dem Weg geräumt werden: Wenn wir ehrlich waren, hatte keiner von uns auch nur die geringste Ahnung, was wir machen sollten. Karls Vorschlag ging dahin, dass wir nach Sjeyndir fahren sollten, um nach dem U-Boot zu sehen und den erschossenen Mann zu suchen. Der Nachteil war, dass das Zeit kostete, und die hatten wir nicht. Ich trug wieder meine übliche Kleidung, und mit ihr war mein Selbstbewusstsein so sehr gewachsen, dass ich es wagte, auch einen Vorschlag zu machen. Aber der wurde sofort von Karl und Duruta verworfen, beide meinten, weder die Regierung noch die Polizei würde so etwas erlauben. Der Kern meines Vorschlags bestand darin, die drei vom Schoner zu verhaften, während wir unsere Untersuchungen vornahmen. Das Einfachste war meiner Meinung nach, an Bord zu gehen und die Ladung zu überprüfen. Das Gold konnte nicht von allein dort hingekommen sein und außerdem musste es der Eva anzusehen sein, dass sie dreiundzwanzig zusätzliche Tonnen an Bord genommen hatte. Sie müsste ziemlich tief im Wasser liegen.
    Aber Letzteres wurde nicht gutgeheißen.
    »Sie könnten doch etwas ganz anderes geladen haben«, sagte Karl abweisend. »Proviant und alle möglichen Waren.«
    »Dreiundzwanzig Tonnen?«
    »Was weiß ich«, sagte er. »Ich kenne nur deine Version, der ich mit Einschränkungen glaube, aber wir gehen nicht ohne bombensichere Beweise an Bord. Da ist nichts zu machen. Die Landesregierung hat größeres Interesse an Fischereirechten als daran, Klarheit über Andreas-Petur Joensens Tod zu erhalten. Er war keine besonders geschätzte Person und Sonja Pætursdóttirs und Hugo Jensens Tod sind beide als Unfälle registriert. Und was das Gold betrifft, so ist es, wenn es denn existiert, ohne Bedeutung.«
    »Du meinst, zwanzig Milliarden sind ohne Bedeutung?«, fragte ich sprachlos.
    »Ja, für uns, für die Färöer. Das Gold gehört der italienischen Nationalbank, und sobald durchsickert, dass es gefunden wurde, fordern sie die Auslieferung, und nach internationalen Abkommen können wir sie nicht verweigern. Nein, unsere Landesregierung hat kein Interesse am Gold, die will ein Fischereiabkommen. Um Teile der Fischfangflotte und ihre eigenen Ministersessel zu retten.«
    Die Männer vom Schoner hatten die Landesregierung genau an ihrem wunden Punkt erwischt, sodass sie machen konnten, was sie wollten.
    Karl hatte sich warm geredet und schob den Oberkörper in die verschiedensten Positionen, dass die Stuhllehne knackte. Plötzlich fiel er fast in sich zusammen, und man konnte ihm ansehen, dass der fatalistische Polizeimann wieder die Oberhand gewonnen hatte.
    Resigniert winkte er ab und sagte schwerfällig: »Es gibt nichts, was wir machen können. Jedenfalls nicht, bevor sie schon weit in internationale Gewässer verschwunden sind. Und obendrein müsste man dann die dänische Fischereiwacht überreden, ihnen nachzufahren. Nein, die kommen mit heiler Haut in ihr Naziparadies in Paraguay und können sich mit ihrer Diebesbeute amüsieren.«
    Eine ganze Weile saßen wir alle drei stumm da, jeder in seine Gedanken vertieft. Ab und zu rührte sich einer und wollte etwas vorschlagen, aber ein weiterführender Gedanke hielt ihn davon ab, bevor er den Mund
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