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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer
Autoren: Jógvan Isaksen
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aufgemacht hatte. Alles deutete darauf hin, dass Karls Weissagung in Erfüllung gehen würde. Uns fiel nichts ein und es gab niemanden außer uns, der einen Finger rühren würde, um die Ausländer aufzuhalten. Sie hatten alle mit Versprechungen und Betrug geblendet.
    Ein Gedanke setzte sich in mir fest, und als ich sah, wie überrascht Karl war, wusste ich, dass es eine winzige Chance gab, den Schoner daran zu hindern, in die Heimat zu entkommen. Es würde nicht leicht sein, Karl oder Duruta davon zu überzeugen, dass sie mir helfen müssten, aber wenn ich ein wenig Unterstützung bekäme und das Versprechen, so zu tun, als wenn nichts wäre, war es nicht unmöglich …

50
    Eine Brise von Nordost hatte den Nebel mit sich genommen und die Sonne schickte ihre Strahlen über den Nólsoyarfjørður und Argir. Der Ort war noch nicht erwacht, aber das Licht spiegelte sich golden in den Fenstern und reflektierte auf den geparkten Autos. Hier war es wirklich still in der Bucht und im Eisloch, aber ich stand an dem Samstagmorgen um sechs Uhr nicht an der östlichen Mole, um die Natur zu genießen. Ich hatte bereits seit drei Stunden hier gestanden und gehofft, dass ich meinen verdienten Lohn dafür erhielt.
     
    Die Bombe war nie aus dem Kadett entfernt worden. Duruta hatte Piddi í Utistovu davon erzählt, aber er hatte sie mit den Worten abgewiesen, ich sei mit all meinen Morden und Überfällen schon paranoid. Danach hatte sie beschlossen zu warten, bis ich wiederkam.
    Karl gefiel mein Plan nicht so recht. Aber je mehr ich ihm von Ernst Stangl und Viktor Ritschek erzählte, desto weniger hatte er einzuwenden, und als ich ihn daran erinnerte, wie Andreas-Petur ausgesehen hatte und dass niemand eine solche Behandlung verdiente, willigte er ein.
    Karl musste mir zeigen, wie ich die Bombe aus dem Auto und ins Boot schaffen konnte. Der Plan lief darauf hinaus, dass Stangl und Co. in ihr eigenes Messer laufen sollten.
    Die Weiterbildung bei Polizeibeamten war gar nicht so schlecht und Karl hatte einen Bombenkurs mitgemacht. Auf der Fríðrik Petersensgøta stand er nach wenigen Minuten mit dem Zylinder in der Hand, und in der Wohnung erklärte er mir, wie und wo ich die Bombe an Bord des Schoners installieren sollte. Natürlich unter der Voraussetzung, dass ich an Bord kam.
    Als Karl mich spät am Abend verließ, betonte er, dass ich kein Wort darüber fallen lassen dürfte. Er selbst würde auch steif und fest behaupten, dass er keine Ahnung von meinem Vorhaben gehabt hätte, und das würde er notfalls auch vor Gericht beschwören. Das war auch der Grund dafür, dass Duruta trotz ihrer Proteste nicht bei uns war.
    Von Bryggjubakki aus beobachtete ich eine Weile, was an Bord der Eva vor sich ging. Sowohl Stangl als auch Ritschek kamen hin und wieder an Deck und sprachen zwischendurch in eine Luke ganz vorn auf dem Schiff. Sicher hatte Hans seine Kajüte dort.
    Je länger ich wartete, umso unsicherer wurde ich. Würde es mir überhaupt gelingen, an Bord zu kommen? Ich war kurz davor, die Geduld zu verlieren, und in einem Wahnsinnsaugenblick hatte ich Lust, die Bombe einfach hinüberzuwerfen und sie an der Brücke in die Luft gehen zu lassen. Aber wenn der Gedanke auch verlockend war, es war keine gute Idee. Das würde große Schäden verursachen und außerdem hatte ich keine Lust, zwanzig Jahre wegen Mordes im Gefängnis zu sitzen.
    Endlich gingen Stangl und Ritschek von Bord und Richtung Stadt. Ich traute meinen Augen kaum und hielt die Luft an, aber gleichzeitig wusste ich von dem Gespräch mit dem einen, dass diese Männer eiskalt waren. Sie wussten sicher, dass ich nach Tórshavn gekommen war, aber sie würden heute Nacht abfahren, was konnte ich ihnen schon tun? Und damit hatten sie vollkommen Recht – wenn da nicht ihre eigene Bombe gewesen wäre.
    Als die beiden Alten die Mylnugøta hinauf Richtung Vaglið verschwanden, ging ich vorsichtig ganz hinten beim Ruder an Bord. Hans durfte auf keinen Fall merken, dass jemand auf dem Schiff war. Die schwere Last sorgte dafür, dass der Schoner sich nicht rührte und nicht verriet, dass Gäste gekommen waren.
    Die Achterluke war offen, ich schlich mich unter Deck. Die Funkgeräte waren das Erste, was mir ins Auge fiel, und kurz darauf stahl ich mich wieder an Land. Das war in letzter Sekunde, denn als ich zur Tórsgøta hinaufsah, tauchten die beiden auf der Treppe zum Postamt auf.
    Ernst Stangl und Viktor Ritschek waren in blendender Laune, sie waren sicher leicht angeheitert,
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