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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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zur Neige und damit auch mein eiserner
Entschluß. Das Telefon klingelte, und als meine Füße wieder den Boden
berührten, meldete ich mich.
    »Wheeler«, sagte ich und hörte
ein schwaches Summen, bis der Anrufer ein paar Sekunden später wieder auflegte.
    Etwa fünfzehn Sekunden nachdem
ich den Hörer aufgelegt hatte, brummte der Summer — und ich fuhr erneut hoch.
Zum Teufel, dachte ich, so schnell kann der Anrufer gar nicht zu meiner Wohnung
gekommen sein. Wieder ertönte ungeduldig der Summer, während ich noch immer
überlegte, ob ich die Tür öffnen oder einfach unter die Couch kriechen sollte
in der Hoffnung, der Betreffende würde von allein wieder weggehen.
    Als ich schließlich doch die
Tür öffnete — volle fünf Zentimeter weit! — hielt ich die Achtunddreißiger in der Hand, bereit, auf jeden zu schießen, der auch nur annähernd einem Sankt
Nikolaus ähnlich sah. Aber selbst wenn die Blonde, die da in einem eleganten Abendkeid stand, mit einer Glocke geläutet und »Ho, ho«
gesagt hätte, wäre es ihr nicht gelungen, mich soweit zu täuschen, daß ich sie auch nur annähernd für etwas Ähnliches wie ein Rentier
gehalten hätte.
    »Nun«, sagte sie kalt, »wollen
Sie mich nicht hineinlassen, Lieutenant? Ich dachte, das war es doch, was Sie
wollten .«
    »Klar !« Ich lächelte schwach, schob eilig die Pistole in den Holster und öffnete die
Tür weiter. »Kommen Sie nur herein .«
    Iris Malone ging an mir vorbei
ins Wohnzimmer, und ich schloß die Wohnungstür sorgfältig, bevor ich ihr
folgte. Sie wartete im Zimmer auf mich, ihre schwarze Abendtasche in der Hand,
und sah prachtvoll aus. Das lange Abendkleid bestand aus einer enganliegenden
Krepphülle mit einem tiefen, mit schwarzen Spitzen besetzten Ausschnitt, der
den größten Teil ihrer Schultern frei ließ und gut fünf Zentimeter des tiefen,
zwischen dem Ansatz ihrer vollen Brüste abwärts verlaufenden Spalts sehen ließ.
Es wirkte so, als bedürfe es nur eines einzigen tiefen Atemzugs, um nackt bis
zur Taille dazustehen.
    »Wollen Sie mir keinen Platz
anbieten, Lieutenant ?«
    »Ein Augenblick, bitte«, sagte
ich. »Da ist noch eine kleine Formalität .« Ich nahm
die Tasche aus ihrer widerstandslosen Hand und öffnete sie. Der Inhalt enthielt
nichts Gefährlicheres als einen Lippenstift, und so schloß ich sie wieder und
gab sie ihr zurück.
    »Setzen Sie sich, bitte«, sagte
ich höflich.
    Sie ließ sich auf der Couch
nieder, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und lächelte dann zögernd. »Das
wird nicht so einfach sein«, sagte sie. »Kann ich etwas zu trinken haben ?«
    »Klar! Was möchten Sie gern ?«
    »Irgendwas«, sagte sie. »Scotch
wäre großartig .«
    Ich ging in die Küche hinaus,
dachte, zum Teufel mit meinem festen Entschluß, und machte zwei Drinks zurecht.
Als ich sie ins Wohnzimmer zurückbrachte, saß Iris Malone zurückgelehnt auf der
Couch und rauchte eine Zigarette. Sie nahm das Glas und nickte dankend, während
ich mich auf einen Stuhl ihr gegenüber setzte.
    »Ich habe über das, was Sie heute nachmittag sagten, nachgedacht«, begann sie mit
ruhiger Stimme.
    »Und ?« bohrte ich weiter.
    »War es Ihnen ernst damit —
würden Sie wirklich Ihr Bestes tun, um dem, der Ihnen den Namen des wirklichen
Mörders mitteilt, zu helfen ?«
    »Selbstverständlich.«
    »Was könnten Sie tun, um
jemanden in einer Situation wie dieser zu helfen? Ich meine, inwiefern würde
das praktisch einen Unterschied bedeuten ?«
    Ich zuckte die Schultern. »Die
Tatsache, daß Sie dem Staatsanwalt Beweismaterial in einem Kriminalfall
geliefert und der Polizei geholfen haben, den Mörder zu erwischen, würde die
Einstellung des Richters Ihnen gegenüber wesentlich verändern, wenn es zu einer
Gerichtsverhandlung kommt.«
    »Aber eine Gefängnisstrafe
würde es trotzdem absetzen, nicht wahr ?«
    »Ja«, gab ich zu. »Aber eine
wesentlich kürzere als die der anderen Beteiligten .«
    »Wie lang?«
    »Das hängt vom Richter ab. Aber
der Unterschied würde sich lohnen«.
    Sie trank bedächtig und blickte
mich dann wieder an. »Gut. Ich verlasse mich darauf, daß Sie Wort halten .«
    »Ich werde daran denken«,
versprach ich.
    »Der Mann, den Sie suchen, ist
Larry Wolfe«, sagte sie ruhig.
    Ich trank ohne Eile einen
Schluck aus meinem eigenen Glas und nickte dann weise, als ob ich schon die
ganze Zeit über gewußt hätte, wer der Mörder war.
    »Wir hatten alle unsere Gründe,
Dean Carroll tot wissen zu wollen«, sagte sie mit derselben
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