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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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hat?«
    »Stimmt .« Sein Adamsapfel hüpfte erneut gequält in die Höhe. »Sie haben mir einen
Todesschreck mit Ihrem Witz von Sankt Nikolaus eingejagt, Lieutenant! Klar, ich
dachte, es sei besser, wenn ich hier wartete, bis Sie einträfen. Ich weiß, daß
ihr Polypen nicht wollt, daß irgendwas verändert wird, und«, er ließ mir die
gespenstische Parodie eines Lächelns zukommen, »ich wollte Iris’ Party nicht
stören .«
    Auf dem Nachttisch neben dem
Bett stand ein Telefon. Ich rief den Sergeanten vom Dienst an und bat ihn,
alles, was er an Leuten im Büro des Sheriffs für eine Mordermittlung
zusammentrommeln könne, herauszuschicken. Das Karnickel beobachtete mich noch
immer mit hypnotisiertem Blick, als ich auflegte.
    »Wo ist Toni ?« fragte ich beiläufig.
    Er reagierte, als ob ich ihm
soeben ein saftiges Salatblatt unter die zuckende Nase geworfen hätte. »Toni ?« quiekte er. »Was für eine Toni?«
    »Das letztemal ,
als Ihre Gastgeberin Sie sah, gingen Sie in Richtung auf dieses Zimmer mit
jemandem, der Toni heißt«, sagte ich geduldig. »So, wie sie es aussprach, hat
Toni ein >i< am Ende und ist demnach ein ausgesprochen weibliches Wesen.
Nicht wahr?«
    »Nun, ich...« Er fuhr sich
vorsichtig mit der Zunge über die Lippen. »Das heißt, ich weiß nicht, ob ich
eigentlich...« Er blickte auf das zerwühlte Bett und errötete peinlich berührt.
    »Was Sie und Toni hier
getrieben haben, ist Ihre eigene Sache«, sagte ich. »Aber Mord ist meine Sache.
Fangen wir mal von vorn an. Ja? Sie und Toni kamen wann hier herein ?«
    Er schob eine Pelzmanschette
zurück und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Nun, jetzt ist es etwa zehn
Uhr dreißig; es muß so gegen drei Viertel zehn gewesen sein .«
    »Sie haben ziemlich genau um
zehn Uhr angerufen«, erinnerte ich mich laut. »Sie haben also die Leiche nicht
sofort gesehen ?«
    »Nein!« Sein Gesicht leuchtete
erneut wie eine rote Neonlampe auf. »Wir haben sie rein durch Zufall entdeckt,
Lieutenant! Wir haben herumgespielt, wissen Sie .« Er
zuckte zusammen und schloß für eine Sekunde die Augen. »Eine Art Fangspiel —
wie Kinder das spielen und Toni rollte unter das Bett — «
    »Und fand die Leiche«, beendete
ich für ihn den Satz. »Was dann?«
    »Nun ja, sie war ziemlich außer
sich«, murmelte er. »Ich sagte, ich riefe die Polizei an und das beste sei, sie zöge sich — ich meine, sie ginge nach Hause.
Ich wollte ihr das Schlimmste ersparen. Das war wohl kein sehr guter Gedanke,
wie ?«
    »Vermutlich nicht«, sagte ich.
»Toni — und wie weiter?«
    » Toni Carroll. «
    »Sie wissen, wer der Ermordete
ist ?«
    »Ja.« Er räusperte sich
verzweifelt. »Dean — äh — Carroll.«
    »Waren die beiden verwandt ?«
    »Das ist ja der ganze Ärger,
Lieutenant .« Seine Ohren schienen weitere fünf
Zentimeter hinabzusinken . »Er war ihr Mann !«
    Es wurde leise an die Tür
geklopft, dann öffnete sie sich langsam und eine bedrückt aussehende blonde
Piratin schob sich seitlich ins Zimmer. Sie warf dem Karnickel und mir einen
schnellen verstohlenen Blick zu und sah sich dann furchtsam um. Ich wartete, bis
in ihren Augen ein Ausdruck der Erleichterung auftauchte und sie sich
offensichtlich entspannte, und sagte dann brutal: »Sie ist unter dem Bett .«
    Sie fuhr zusammen. »Sie meinen,
es war nicht irgendein abgedroschener Scherz, den sich Greg ausgedacht hat ?«
    Ein plötzlicher Schwall
frenetischen Jazz prallte gegen mein Trommelfell. »Stellen Sie das besser ab«,
sagte ich zu ihr. »Die Party ist vorbei, aber von den Gästen geht mir noch
keiner nach Hause .«
    »Gut«, flüsterte sie. »Ich
werde es ihnen sagen, Lieutenant .«
    Sie ging aus dem Zimmer, schloß
die Tür hinter sich, und fünf Minuten später war im Haus alles still.
    »Ich glaube, ich werde jetzt am
besten mit den anderen Gästen reden«, sagte ich. »Sie können mitkommen, Tallen .«
    »Warten Sie einen Augenblick, Lieutenant !« Sein Schnurrbart krümmte sich ängstlich. »Wollen Sie
nicht über den Sankt Nikolaus Bescheid wissen ?«
    Ich beherrschte mich einen
Augenblick lang heftig und zwang mich dann zu einem Grinsen. »Nun, vielen Dank,
Virginia. Vermutlich habe ich ganz tief in meinem Inneren immer daran geglaubt,
daß es einen Sankt Nikolaus gibt .«
    »Nein, Sie mißverstehen mich«, wimmerte das Karnickel. »Ich rede von dem Sankt Nikolaus, der hier auf
Iris’ Party ist. Der, welcher aus diesem Zimmer kam, als ich — wir — hineingingen.«
    »Warum erzählen Sie
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