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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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ist,
Virginia«, ich machte um des dramatischen Effekts willen eine Pause, »es gibt gar keinen Sankt Nikolaus !«
    Ihr Unterkiefer sank herab,
während sie mich mit verblüfftem Gesicht anstarrte. Zwei Sekunden später hatte
sie sich gefaßt. »Sie sind übergeschnappt !« sagte sie
mit erstickter Stimme. »Sie sind...«
    »Nun«, sagte ich mit milder
Stimme, »jedenfalls trug er, als er Dean Carroll ermordete, nicht Ihr Sankt-Nikolaus-Kostüm,
denn es war danach ausgesucht worden, daß es Ihnen paßt .«
    »O ja!« Ihrem Gesichtsausdruck
nach, schien sie plötzlich zu verstehen. »Warum haben Sie das nicht gleich
gesagt und sich klar ausgedrückt ?«
    »Das, was ich vorhin gesagt
habe, ist völlig klar«, versicherte ich ihr. »Zumindest war kein Sankt Nikolaus
in der Nacht, als Carroll ermordet wurde, hier .«
    Sie trank langsam einen großen
Schluck und stellte dann ihr Glas so vorsichtig hin, als wäre es plötzlich
immens zerbrechlich geworden. »Toni und Greg Tallen haben ihn gesehen«, sagte sie mit gepreßter Stimme.
»Und Janice Iversen hat ihn in der Küche gesehen !«
    »Vielleicht haben sie auch nur
behauptet, sie hätten ihn gesehen ?« Ich schüttelte
betrübt den Kopf. »Es wird Ihnen vielleicht einen Schock verursachen, Iris,
aber wenn es sich um Mord handelt, pflegen manche Leute sogar zu lügen .«
    »Aber alle drei?«
    »Meiner Rekonstruktion zufolge
muß es so gewesen sein .« Ich seufzte. »Deprimierend,
nicht?«
    »Hören Sie zu, Lieutenant .« Ihre Stimme wurde härter. »Wenn Sie hier eine Art
Idiotenspiel inszenieren wollen, so reicht mir das jetzt bereits. Wenn nicht,
warum rücken Sie dann nicht mit der Sprache heraus und sagen, was Sie im Sinn
haben ?«
    »Ich habe Ihnen gesagt, ich
würde das Verbrechen rekonstruieren. Erinnern Sie sich ?« Ich ließ meine Stimme ebenso hart klingen, um mich der ihren anzupassen. »Und
genau das tue ich jetzt. Sie gaben eine Weihnachtsparty, bei der sich ein rundes Dutzend Leute im Haus befand , plus Sie, die
Gastgeberin. Irgendwann gegen acht Uhr dreißig schlug Larry Wolfe ein Spiel
vor: >Mord im Dunklen<; und das spielten Sie dann auch. Zu dem Spiel
gehört, daß jeder eine Karte aus einem Hut zu ziehen hat, eine Karte, die
bezeichnet, wer der Detektiv ist, und eine, wer der Mörder ist. Stimmt’s ?«
    »Stimmt«, sagte sie. »Dann
bleibt der Detektiv an einem Fleck, die Lichter werden alle ausgeschaltet, und
einige Zeit später ermordet der Mörder irgend
jemanden , indem er ihm auf die Schulter tippt. Er schreit, die
Lichter gehen an, und der Detektiv befragt jedermann in der Absicht,
herauszufinden, wer der Mörder ist. Jedermann muß die Wahrheit sagen, mit
Ausnahme des Mörders .«
    »Ich wollte, ich könnte
ebenfalls solche Regeln aufstellen«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Durften sich
die Mitspieler im ganzen Haus zerstreuen oder mußten sie sich in bestimmten
Räumen aufhalten ?«
    Sie zögerte einen Augenblick.
»Wir beschränkten uns auf das Wohnzimmer, das Eßzimmer ,
die Küche und den Eingangsflur«, sagte sie. »Ich dachte, daß ich die Gäste,
wenn ich sie erst einmal in die Schlafzimmer ließe, von dort nicht mehr
herausbekäme .«
    »Irgendwann danach ging Dean
Carroll ins Gästezimmer, und jemand muß ihn dort gegen neun Uhr fünfzehn
erschossen haben. Das Spiel verlor schließlich an Schwungkraft, und so knipste
man die Lichter wieder an, und die Leute tanzten und tranken. Gegen halb zehn
gingen Tallen und Mrs. Carroll ins Gästezimmer, trafen den dort herauskommenden Sankt Nikolaus an und
fanden etwa eine Viertelstunde später die Leiche Dean Carrolls. Okay?«
    »So muß es wohl gewesen sein .«
    »Niemand bei der Party war als
Sankt Nikolaus verkleidet«, sagte ich. »Auf Ihrem Bett lag ein
Sankt-Nikolaus-Kostüm, aber es ist unwahrscheinlich, daß der Mörder es benutzt
hat, denn wenn es gepaßt hätte, müßte es sich
entweder um einen Quartaner oder um eine Mrs. Sankt
Nikolaus gehandelt haben. Wenn also der Mörder einer der bei der Party
anwesenden Leute und zudem ein Mann war, wie bisher allgemein angenommen wurde,
wie hat er es dann geschafft, Dean Carroll umzubringen? Die Lichter waren aus,
und außer ihm strolchten zwölf weitere Leute im Dunklen herum. Aber er wußte,
daß Carroll allein im Gästezimmer war, und so zog er sich um. Und was zog er
an? Das Sankt-Nikolaus-Kostüm, das er zufällig in der Gesäßtasche bei sich
getragen hatte. Er ging ins Gästezimmer und erschoß Carroll. Dann blieb er noch eine halbe
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