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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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ruhigen monotonen
Stimme. »So, wie Larry die Sache hinstellte, bestand, sofern wir alle
zusammenhielten, indem wir für die geeigneten Umstände sorgten, für keinen der
Beteiligten irgendein Risiko, und er wollte dann«, sie schluckte mühsam, »die
eigentliche Tat begehen.«
    »Wie brachten Sie Carroll dazu,
ins Gästezimmer zu gehen ?«
    »Gleich nachdem das Mörderspiel
angefangen hatte, ging Larry hinein und wartete auf ihn«, sagte sie. »Dann,
etwa fünf Minuten später, sagte ich zu Dean, Larry wollte ihn dringend im
Gästezimmer sprechen. Nachdem Larry ihn — umgebracht hatte, rollte er die
Leiche unters Bett, kam heraus und nahm am Spiel der anderen Gäste teil. Etwa
eine halbe Stunde später gingen Toni und Greg hinein, warteten eine Weile und
gaben dann vor, die Leiche gefunden zu haben. Und den Rest kennen Sie ja
vermutlich .«
    »Wie steht es mit der Ermordung
Janice Iversens ?«
    »Das war Larrys eigener
Einfall, das schwöre ich Ihnen«, flüsterte sie. »Keiner von uns anderen hatte
eine Ahnung, daß er das tun wollte! Und er hat uns nie erzählt, daß er die
Absicht hegte, das Ganze so hinzustellen, als ob Jorgans Dean ermordet hätte !«
    »Dieser Larry!« Ich schüttelte
mißbilligend den Kopf. »Ein wirklich widerwärtiger Charakter.«
    Sie blickte mich leicht
überrascht an. »Wollen Sie sonst noch etwas wissen ?«
    »Ich glaube, das reicht fürs
erste«, sagte ich. »Da ist nur noch etwas, das mich interessiert — Wolfes Motiv .«
    »Ich hätte gedacht, das sei
offensichtlich !« sagte sie mit Schärfe. »Dean hat ihn
erpreßt, ihm die Aufträge zu geben, die Jorgans weggenommen worden waren. Er drohte, Larrys Vergangenheit zu enthüllen, danach
wäre er geschäftlich erledigt gewesen .«
    »Und deshalb hat er Carroll
ermordet? Das einzige Sichere, was sich nach der Ermordung Carrolls ereignet
hätte, wäre gewesen, daß die Polizei in seiner Vergangenheit nachgeforscht
hätte. Und sobald sie etwas von Carrolls Vorstrafe erfuhren, wären sie auch auf
die Namen seiner Partner gestoßen. Oder sagen wir es anders herum — solange
Carroll lebte, bestand immer die Möglichkeit, daß er Wolfe bloßstellte. Aber
wenn Carroll tot war, bestand überhaupt keine Möglichkeit, zu verhindern, daß
Wolfe entlarvt wurde. Wollen Sie’s jetzt mit der Sechzigdollarfrage versuchen ?«
    »Aber...« Ihre Stimme schwankte
für einen Augenblick. »Aber Larry...«
    »Sie brauchten vor ein paar
Minuten einen Drink, noch fast bevor Sie sich gesetzt hatten«, knurrte ich.
»Und während ich in der Küche war, öffneten Sie die Wohnungstür einen Spalt
weit, so daß Ihr Partner hereinkommen konnte .« Ich riß
die Pistole aus dem Holster und blickte zur Tür hinüber. »Die
Sechzigerdollarfrage lautet jetzt: Wer hat nun die ganze Zeit über draußen auf
dem Flur gestanden und unsere Unterhaltung belauscht ?«
    Ihre Reaktion war so schnell,
daß ich völlig überrumpelt wurde. Mit einem Ruck aus dem Handgelenk heraus
schleuderte sie mir den Inhalt ihres Glases ins Gesicht, was mir vorübergehend
die Sicht nahm. Ich hörte Schritte, die eilig durch das Zimmer auf mich
zukamen, und dann wurde mir die Pistole aus der Hand geschlagen. Als ich wieder
sehen konnte, stand ein großer athletisch gebauter Bursche neben der Couch,
eine Pistole in der Hand, deren Lauf geradewegs auf mich wies. Er trug diesmal
die Symphonie in Grau, die mit den harmonischen Untertönen von feinen roten und
blauen Quadraten, und kein Härchen seines Bürstenschnitts war in Unordnung.
    »Ich weiß etwas Neues für Sie,
Lieutenant .« Seine ehrlichen blauen Augen zwinkerten
mir beinahe zu. »Man soll nie die Kräfte einer Frau unterschätzen .«
    »Ich dachte, Sie wollten sagen:
>Doch, Virginia, es gibt einen Sankt Nikolaus<«, sagte ich verbittert.
    Er sah milde überrascht drein.
»Dahinter sind Sie auch gekommen? Das war — die Deduktion betreffend — sehr
klug von Ihnen, Lieutenant !«
    »Die einzige praktische
Alternative zu einem nichtexistenten Sankt Nikolaus war die, daß einer
existiert hat, bevor die Party überhaupt begann«, sagte ich, »ein Sankt
Nikolaus, der sich im Gästezimmer aufhielt, noch bevor der erste Gast eintraf,
und auf das Eintreten Dean Carrolls wartete.
    »Ich verstehe, Lieutenant .« Jerry Shaw nickte nachdenklich. »Dann haben Sie also nie
an dieses Komplott geglaubt, von dem Sie Iris heute
nachmittag erzählten ?«
    »Es mußte sich um ein Komplott
handeln, aber nicht mit fünf oder sechs Beteiligten«, sagte ich.
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