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Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Titel: Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen
Autoren: Susanne Konrad
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cholerischer Aggression. Die anderen planen ihre Taten sorgfältig, beinahe genussvoll, und kalkulieren die Risiken mit ein. Beide können zu Mördern, Vergewaltigern, Folterern, Verleumdern werden – reine Bösewichter, die kaum wissen, was Schuldgefühle sind. Der Affekt-Täter, der bereut, hat jedoch die Chance, als Reumütiger zu überzeugen. Er wird gern in Krimis vorgeführt, in denen das Tatmotiv psychologisch dargestellt wird: Der Leser oder Zuschauer entwickelt Verständnis für die Beweggründe des Täters und kann sich in ihn hineinversetzen, ja sogar mit ihm sympathisieren.
    Ähnlich wie bei den Angstgefühlen weiß der Leser, dass es nur vermittelte Empfindungen sind. Der Tod im Krimi ähnelt dem Tod eines entfernten Bekannten, der einem zwar leid tut, aber nicht wirklich berührt. Das Böse, das man bis zu einem gewissen Grad in sich trägt, wird nach außen verlagert in einen fremden Täter, mit dem man sich sogar identifizieren kann, wenn man ihn nicht gemeinsam mit dem Positivhelden (Detektivin, Kommissar) verfolgt.
    Die Welt im Roman oder Kriminalfilm ist erkennbar fiktiv, wenn auch inspiriert von der Wirklichkeit. Sie bietet jedoch die Möglichkeit einer Rechtfertigung durch die Ästhetisierung der Gründe für einen Mord wie etwa im Roman Das Parfüm . Darin wird dem Leser das Handeln des Mörders durch die Erklärung seiner Geburt, seiner ungewöhnlichen Gabe und Obsession menschlich verständlich gemacht. In Thomas de Quinceys Essay Der Mord als schöne Kunst betrachtet heißt es: »Wie Statuen, Gemälde, Oratorien, Kameen und Schnitzwerke, so unterscheiden sich auch Morde durch feine, künstlerische Nuancen.«
Anregung
    Schreiben Sie über einen Menschen, der von einer früheren Schuld eingeholt wird.
    1.Er lebt in geordneten Verhältnissen; seine Schuld wurde nie entdeckt:
    -ein Totschlag oder Mord,
    -ein Autounfall mit Fahrerflucht,
    -das Betrügen des Partners,
    -das Aussetzen eines Kindes,
    -die Unterschlagung einer größeren Geldsumme im Betrieb.
    2.Ein Zufall löst Erinnerungen aus und führt zu Problemen:
    -Eein unerwarteter Brief oder Anruf,
    -ein unerwarteter Gast,
    -eine Begegnung mit einem früheren Bekannten,
    -eine Zufallsbegegnung, die sich im Nachhinein als verhängnisvoll erweist.
    3.Der Protagonist muss durch ein schicksalhaftes Ereignis für seine Schuld sühnen:
    -Bestrafung durch Polizei oder Gericht,
    -Erpressung durch einen Dritten,
    -der Täter bleibt unentdeckt, wird aber von seinem Gewissen geplagt,
    -der Protagonist bekommt die Möglichkeit zu einer späten Wiedergutmachung und Versöhnung.
    Machen Sie mit Hilfe der drei Punkte einen Arbeitsplan. Schildern Sie dann zunächst den Alltag Ihres Helden und lassen Sie ein ungewöhnliches Ereignis über ihn hereinbrechen. Welches Geheimnis wird gelüftet? Welche Gefühle löst die Erinnerung an eine früher begangene Schuld aus? Angst? Trotz? Wie schwer plagen ihn die Selbstvorwürfe und Schuldgefühle? In welche Richtung wollen Sie Ihre Figur steuern? Wollen Sie sie bestrafen oder rehabilitieren? Soll Ihre Figur trotz ihrer Schuld sympathisch wirken? Gibt es Perspektiven für die Opfer?

Negative Gefühle
    Freude, Wut, Angst und Trauer, Liebesregungen und Schuldgefühle sind emotionale Reaktionen auf entsprechende Situationen, auch im Zusammenhang mit der eigenen Stimmung und Verfassung. Doch manche Gefühle können auch krank machen und zu schweren Depressionen führen, zu Zerstörungssucht und zwanghafter Gewaltbereitschaft, zu Angstzuständen, die man nicht mehr kontrollieren kann.
    In der Trivialliteratur werden die Helden als Positivfiguren natürlich nicht seelisch erkranken, ihre Emotionen sind eindeutig und nachvollziehbar, sie sind allenfalls einmal unentschlossen. Negative Gefühle bleiben dem Bösewicht vorbehalten, möglichst so, dass der Leser kein Interesse daran hat, ihm in die Seele zu schauen, um ihn zu verstehen und womöglich Sypathie für ihn zu empfinden.
    Anders sieht es bei anspruchsvoller Literatur aus, in der das von der Gesellschaft isolierte, entfremdete Individuum beschrieben wird. Hier können negative Gefühle ein Signal für Missstände sein, die in der Familie und Umgebung zu finden sind.
    Ein Beispiel ist Der Fänger im Roggen von Jerome David Salinger. Protagonist des 1951 erschienenen Romans ist der 16-jährige Holden Caulfield. Holden, ein Jugendlicher aus wohlhabendem Elternhaus im Amerika zum Ende der 1940er-Jahre. Der Zweite Weltkrieg ist gewonnen, die Amerikaner sind selbstbewusst,
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